Die Rahlfs-Sigeln
Die offizielle, vom Septuaginta-Unternehmen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen verwaltete und bei Bedarf ergänzte Liste der Rahlfs-Sigeln beruht auf den folgenden Traditionen und Prinzipien (aus: A. Rahlfs, Verzeichnis der griechischen Handschriften des Alten Testaments, Bd. I,1 Die Überlieferung bis zum VIII. Jahrhundert bearbeitet von Detlef Fraenkel, Göttingen 2004, S. XXII–XXIV):
„Kaum irgendwo zeigt sich der Sinn für das Praktische, über den Rahlfs in reichem Masse verfügte, so deutlich wie bei seinem System der Sigelvergabe.
Der erste Grundsatz lautet: Jede Hs. bekommt ihre besondere, stets gleichbleibende und möglichst einfache Sigel. Aufgrund der grossen Zahl von LXX-Hss. kamen dafür, hierin Holmes folgend, nur Zahlen in Frage. Auf der anderen Seite hatte sich bereits eine Tradition verfestigt, nach der die weithin berühmten Kodizes mit Buchstaben bezeichnet wurden, so der ‚Alexandrinus‘ bspw. mit ‚A‘. Diese Tradition aufnehmend, entschied sich Rahlfs dafür, einer kleinen Gruppe ausgewählter Majuskel-Hss. Buchstaben-Sigeln zuzuweisen.
Der zweite Grundsatz lautet: Keine Sigel darf erweitert werden, sei es durch Exponenten, sei es durch angehängte Buchstaben. Auch hier kam es zu einer gerechtfertigten Ausnahme: E. Tisserant hatte bei der Edition des Cod. Zuqninensis festgestellt, dass für den Palimpsest 6 verschiedene Hss. benutzt worden waren, die er in der Folge mit ZI–VI bezeichnete. Diese Differenzierung ist von Rahlfs übernommen worden. Eine weitere Ausnahme ist durch ein Versehen zustande gekommen: Rahlfs hatte der Hs. Washington, Ms. I (Deut. /Ios.), die Sigel ‚W‘ gegeben. Eben diese Sigel ist aber in der Edition des Dodekapropheton, ed. J. Ziegler, Göttingen 1943, für Washington, Ms. V, benutzt worden; zur Unterscheidung beider Hss. hat deshalb der ursprüngliche Kodex ‚W‘ den Exponenten ‚I‘ erhalten und firmiert nunmehr als ‚WI‘. Auf der Basis dieser beiden Grundsätze hat Rahlfs das Material nach verschiedenen Sigelbereichen gegliedert.“
Überblick über die Sigelbereiche
Sigelbereich I: A–Z
(ausgewählte Majuskel-Handschriften)
Sigelbereich II: 13–311
(der von Holmes-Parsons vorgegebene Bereich)
Sigelbereich III: 312–800
(Handschriften des Alten Testaments außer dem Psalter)
Sigelbereich IV: 801–1000
(kleine Fragmente des Alten Testaments außer dem Psalter)
Sigelbereich V: 1001–‹1400›
(Psalterien bis zum XII. Jh.)
Sigelbereich VI: 1401–‹2000›
(jüngere Psalterien nebst einigen mit unsicherer Datierung)
Sigelbereich VII: 2001–‹3000›
(kleine Psalterfragmente [bis zum VIII. Jh.])
Sigelbereich VIII: 3001–‹5000›
(Handschriften des Alten Testaments außer dem Psalter)
Sigelbereich IX: 5001–‹7000›
(kleine Fragmente des Alten Testaments außer dem Psalter)
Sigelbereich X: 7001ff.
(Psalterien)