Das Papsturkundenwerk der Pius-Stiftung: Aufgabe und Zielsetzung

Das 1896 unter dem Schutz der Göttinger Akademie der Wissenschaften gegründete und seit 1931 von der Pius- Stiftung mitgetragene Papsturkundenwerk (daher die weiteren Bezeichnungen des Unternehmens: Göttinger Papsturkundenwerk, Papsturkundenwerk der Pius-Stiftung, Regesta Pontificum Romanorum) widmet sich der systematischen Erfassung überlieferten Quellenmaterials zu den Beziehungen zwischen Papsttum und Christenheit  bis zum Jahr 1198.

War zunächst eine vollständige Edition aller Papsturkunden dieses Zeitraums angestrebt worden, so mußte dieses Vorhaben angesichts der gewaltigen Materialfülle zugunsten einer Publikation in Regestenform (kurze inhaltliche Zusammenfassungen mit Kommentar) zurückgestellt werden. Die mit 1198 angesetzte zeitliche Grenze entspricht der mit dem Pontifikatsantritt von Papst Innozenz III. einsetzenden kontinuierlichen Überlieferung der päpstlichen Registerserien. Überdies scheinen die entscheidenden Weichenstellungen für die unter Innozenz III. vehement vorangetriebene ‚Internationalisierung‘ des Papsttums – gleichermaßen in personeller wie ideologischer Hinsicht – bereits vor dessen Amtsantritt gelegt worden zu sein.

Während die Registerüberlieferung eine verhältnismäßig bequeme Erfassung und Bearbeitung des Quellenmaterials ermöglicht, stellt die Materialsichtung für den Zeitraum vor 1198 in Anbetracht einer – entsprechend der bereits damals sehr großen Reichweite päpstlicher Politik – überaus großräumig gestreuten Überlieferung der Papsturkunden in den jeweiligen Empfängerlandschaften eine weit größere Herausforderung an historische Forschungsanstrengungen dar.   Der damit verbundene, gewaltige Arbeitsaufwand konnte seit Beginn des Unternehmens nur durch internationale Kooperationen sichergestellt werden. Die vom Papsturkundenwerk gesteuerte Forschungsarbeit ist mittlerweile in einer Reihe von europäischen Ländern vertreten, wo einheimische Forscher und Institutionen erheblich zum Gelingen des Unternehmens beitragen. Das Papsturkundenwerk ist eines der bedeutendsten deutschen Quelleneditionsunternehmen, das überdies ein herausragendes Beispiel einer generationenüberdauernden internationalen Forschungszusammen- arbeit darstellt, deren Erfolg sich in mittlerweile 35 publizierten und etwa ebensoviel in Arbeit befindlichen Regestenbänden sowie in weit über hundert veröffentlichten Studien, Subsidia und Vorarbeiten bemessen läßt.