'Papsturkunden des frühen und hohen Mittelalters' (2007-2022)

Im Mittelalter gab es über lange Zeit hinweg nur eine einzige zentrale Institution inmitten der politischen und kulturellen Vielfalt Europas: das Papsttum. Der Papst leitete Bischöfe und andere Kleriker an, er benannte Richter, gewährte Privilegien und bestätigte Besitzungen, er entschied in Streitfällen und korrespondierte mit weltlichen Herrschern. Und zwar tat er dies mittels Urkunden und Briefen, die er den Betreffenden zukommen ließ. Diese Schreiben trugen wesentlich dazu bei, dem Papsttum zunehmend eine Vorrangstellung zu sichern. Im 12. Jahrhundert nahm ihre Zahl drastisch zu, ein Zeichen für die wachsende Macht und Zentralisierung der Kirche. Die Papsturkunden beeinflußten die Schriftentwicklung und die Kanzleigebräuche zahlreicher europäischer Regionen. Ihre Erforschung ist daher nicht nur eines der reizvollsten, sondern auch eines der bedeutsamsten Arbeitsfelder der Mediävistik und der europäischen Geschichte.

Das Akademieprojekt „Papsturkunden des frühen und hohen Mittelalters“ hatte zum Ziel, in Anknüpfung an das traditionsreiche Unternehmen des 'Göttinger Papsturkundenwerks', diese Schriftstücke in den "Randzonen" der lateinischen Christenheit im Osten und Westen für die Zeit bis zum Jahr 1198 zu erschließen und auch diplomatisch zu bewerten. Im Rahmen des Projekts konnten dabei zahlreiche Neufunde gemacht werden.