Angegliedert an die Arbeitsstelle der Patristischen Kommission "Patristik: Dionysius Areopagita" sind drei weitere philologisch-editorische Vorhaben:

1. Edition der griechischen Apophthegmata Patrum

Im vierten Jahrhundert siedelten sich Christen in den Wüsten Ägyptens und auch in den Wüsten Syriens an. Einzeln als Eremiten oder gemeinschaftlich als Koinobiten entschieden sie sich für ein Leben, das - fernab der städtischen Gesellschaft - ganz der Hingabe an Gott in Gebet und Meditation, unterstützt von Fasten, gewidmet war. Vor allem die Eremiten in Ägyptens Wüsten (Nitria, Kellia, Sketis) machten Erfahrungen mit ihrem eigenen Selbst. Sie entdeckten bei sich selber den Ursprung von gottwidrigen Vorstellungen und Gedanken, deren Macht sie als dämonisch erlebten.
Angeleitet von spirituellen Führern, die sie "Väter" und "Mütter" nannten, wurde im Laufe von Generationen eine einzigartige Spiritualität ausgebildet. Diese Spiritualität wurde in Spruchworten und Bilderzählungen (wir nennen sie "Apophthegmata") weitergegeben. Während des fünften Jahrhunderts begannen Schüler der "Väter" und "Mütter" ihre Anleitungen schriftlich festzuhalten, und am Beginn des sechsten Jahrhunderts entstanden abschließende Sammlungen, die man Stück für Stück, alphabetisch oder nach Themen geordnet, meditieren und in Klöstern vorlesen konnte. Um 540 n.Chr. wurde die thematische Sammlung ins Lateinische übersetzt, und es gibt syrische, koptische, äthiopische, armenische und arabische Redaktionen. Christen aller Jahrhunderte entdeckten immer wieder, welche Tiefendimensionen von Spiritualität aus diesen Sammlungen geschöpft werden konnten.
Die editorische Arbeit konzentriert sich auf die Vorstufen der abschließenden Sammlungen und schließt Jesajas Monachus von Gaza († 491) ein.

2. Edition von Gregor von Nyssa, De anima et resurrectione

Gregor von Nyssa, der Theologe und Bischof, schrieb im ausgehenden vierten Jahrhundert. Er ist einer der bedeutendsten griechischen Kirchenväter. Auf hohem Bildungsniveau reflektierte er die theologischen Grundlagen des christlichen Glaubens gegen Abweichungen in der christlichen Kirche und in Auseinandersetzung mit dem Erbe der griechischen Philosophie. Die Edition seiner Werke wurde vor etwa hundert Jahren von dem Altphilologen Werner Jaeger († 1961) begonnen. Sie ist zu einem Paradigma geworden und ist bis auf zwei Schriften abgeschlossen. Das Werk "De anima et resurrectione" ist als Dialog mit seiner Schwester Makrina gestaltet und handelt von der Natur der Seele.
Die Edition liegt in der Obhut der Göttinger Akademie. Der damit betraute Editor Andreas Spira konnte die Arbeit vor seinem Tode († 2004) nicht mehr abschließen. Nach den in Göttingen bearbeiteten Bänden Oratio catechetica (1996), Epistula canonica (2008) ist mit der Edition De anima et resurrectione im Januar 2014 (Verlag Brill, Leiden) dieses Projekt vorläufig beendet.

3. Edition von Gregor von Nyssa, De hominis opificio

Gregor von Nyssa ist zum vierten Mal bei Ekkehard Mühlenberg eingekehrt. Die designierte Editorin Hadwig Hörner verstarb am 25.6.2019 im Alter von 91 Jahren. Mehr als 25 Jahre arbeitete sie an der Edition von Gregorii Nysseni De hominis opificio. Sie hinterließ eine gewaltige Menge an Vorarbeiten, aber kein druckfertiges Manuskript. E. Mühlenberg hat die Aufgabe übernommen, die Edition für den Druck aufzuarbeiten, den griechischen Text mit Apparaten und Praefatio. Gregors Traktat über die „Beschaffenheit des Menschen“, wie der griechische Titel lautet (Περὶ τῆς τοῦ ἀνθρώπου κατασκευῆς), verfaßt in Ergänzung der neun Homilien des Basilius von Caesarea zum biblischen Schöpfungsbericht (Hexaemeron), ist in ca. 120 Handschriften überliefert; außerdem sind etwa 45 Exzerpte und Fragmente bekannt. Es ist der letzte Band von Gregorii Nysseni Opera, für welche der Verlag Brill (Leiden) die Publikation getreulich und gewissenhaft verwaltet. E. Mühlenberg hofft, in absehbarer Zeit ein druckfertiges Manuskript erarbeiten zu können.