Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

Zurück zur Liste

SPONHEIM

B. Sponheim

I.

1239 verbietet Kg. Konrad den Zuzug aus der »Vogtei und Gerichtsbarkeit« des Gf.en Simon von S. (- → Kreuznach) nach Oppenheim. Bei der Aufteilung des Erbes i.J. 1248 ist von »Burgen, Befestigungen und anderen, vom Vater ererbten Besitzungen« die Rede. Gf. Johann bezeichnet im gleichen Jahr seine Ministerialen als dinstliche[r] ritterschafft von Spanheim. Bei der Teilung zwischen den Brüdern Heinrich und Gottfried wird 1265 für beide Erbteile (S./→ Sayn) der Begriff »Gft.« (comicia) verwendet.

Die Herrschaftsgebiete der beiden Linien des Hauses lagen zum größten Teil auf dem Hunsrück (heutige Lkr.e Bad → Kreuznach, Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld und Rhein-Hunsrück-Kr.). Der Besitz der Linie → Kreuznach wird als Vordere, der der Linie Starkenburg als Hintere Gft. S. bezeichnet – wohl von Mainz aus gesehen. Güter und Rechte im heutigen Großhzm. Luxemburg, aus denen sich eine gemeinsame Herkunft mit den Gf.en von → Vianden und den Herren von Clervaux herleiten läßt, sind im 13. Jh. belegt. In diesen Raum ist die Linie → Kreuznach durch den Erwerb der Gft. → Vianden später zurückgekehrt.

Amtssitze (1437): HG: Allenbach, Birkenfeld, Dill, Herrstein, → Kastellaun (bis 1417 VG), Trarbach, Winterburg (bis 1417 VG); VG: → Kirchberg, Koppenstein, → Kreuznach und Naumburg.

Burgen: Die Stammburgen Dill und S., an deren Besitz auch die Vogtei über das Stift Pfaffen-Schwabenheim bzw. das Kl. S. gekoppelt war, blieben bis 1417 im gemeinsamen Besitz beider Linien; danach gehörten sie ganz dem letzten Gf.en. Nach 1437 wurden sie zur Hinteren Gft. gerechnet.

HG: Allenbach, Birkenfeld, Frauenburg, Grevenburg, Herrstein, Starkenburg; Wolfstein (bei Kaiserslautern) als Pfand.

VG: → Altleiningen (Anteil), Argenschwang, Böckelheim (1278 an das Erzstift Mainz verkauft), Dahn (Grafendahn), Ebernburg, Gemünden/Hunsrück, Gutenberg, → Kastellaun, → Kirchberg, Koppenstein, → Kreuznach, Megelsheim (heute: St. Johann), Naumburg, Neef (seit Ende 13. Jh. Sitz einer bis 1351 belegten Nebenlinie), Neu-Bamberg (Pfand), Stadecken (Anteil), Winterburg.

Die Nebenlinie Bolanden besaß die aus dem Erbe der Reichsministerialen von Bolanden stammenden Burgen Altenbamberg, Alt- und Neu-Bolanden, Dannenfels, Kirchheim, Stauf und Wöllstein (alle Rheinhessen-Pfalz) sowie ab 1325 die Burg Lichtenberg (Odenwald) als Erbe der Ehefrau des Gf.en Philipp (gest. 1337/38).

Nach dem Tod des letzten Gf.en wurde im Nov. 1437 ein Verzeichnis der künftig auf den Burgen vorzuhaltenden Lebensmittel, Waffen und sonstigen Ausrüstungsgegenstände erstellt. Dazu zählten Büchsen und das nötige Pulver, aber auch Armbrüste in großer Menge. Erhaltene Diensturk.n von Armbrustern zeigen, daß diese auch aus entfernt gelegenen Regionen (Aussig, Zürich) angeworben wurden. Gf. Heinrich aus der Linie Bolanden hatte 1382 einen Büchsenmeister in Dienst genommen.

Dill, Enkirch, → Kreuznach und Pfaffen-Schwabenheim waren zu Beginn des 12. Jh.s in Händen des Gf.en Adalbert von Moersberg, der sich zeitw. nach Dill benannte und einer der Erben der Gf.en von Nellenburg (Kr. Konstanz) war. Gf. Eberhard von Nellenburg hatte mit seiner Mutter 1044 das Stift Pfaffen-Schwabenheim gegr. Adalberts Tochter Mechtild brachte diese Güter und Rechte ihrem Ehemann Meinhard von S. zu, der nach dem Tod des Schwiegervaters den Gf.entitel führte. Dieser durch Heirat erworbene Besitz dürfte Meinhards Erbgut erheblich übertroffen haben. Die Schwerpunkte des sich daraus entwickelnden s.ischen Territoriums (Hunsrück, Positionen an Mosel und Nahe) lagen somit bereits fest. Die Erwerbspolitik läßt sich erst seit der Mitte des 13. Jh.s (saynische Erbschaft, 1246/47) verfolgen. Daneben dürften die Gf.en auf dem Hunsrück einen intensiven Landesausbau betrieben haben. Viele der am Ende des 13. oder zu Beginn des 14. Jh.s erstmals urkundlich belegten Dörfer fielen allerdings in der zweiten Hälfte des 14. Jh.s wieder wüst. Ursache war die nach 1320, noch stärker nach der Pestepidemie von 1349 einsetzende Landflucht.

Größere Erwerbungen: HG: Birkenfeld und umliegende Dörfer, Kauf 1269; Reichsgut Kröv, Pfandschaft 1274; Burg Wolfstein bei Kaiserslautern mit Zubehör (Reichsgut), Pfand 1312-1323 und 1378 bis 1437; Püttlingen (Puttelange-aux-Lacs, Dep. Moselle/Frankreich), Pfandschaft nach 1315 bis 1356; Burg Hohenfels/Pfalz mit Zubehör, Lehen von Kurpfalz 1355; halbe Herrschaft Landstuhl bei Kaiserslautern, Kauf 1347 (z.T. später verpfändet); halbe Herrschaft → Grumbach (Kr. Kusel), Pfand 1363 bis vor 1421; Burg und Herrschaft Gräfenstein (bei Pirmasens), Pfand 1371; Burg Elmstein (bei Lambrecht/Pfalz), 1376; Lehen und Mannen der Burgen Altbolanden und → Falkenstein/Pfalz, Heiratsgut der Ehefrau des letzten Gf.en 1415. Auffällig ist die Massierung dieser Erwerbungen in der heutigen Pfalz. Sie ist v.a. auf die Begünstigung des Junggf.en Johann durch seinen Oheim Pfgf. Ruprecht zurückzuführen.

VG: Anteil an der Burg → Altleiningen, Erbe 1301; → Laubach/→ Horn auf dem Hunsrück, Reichspfandschaft 1301, im Thronstreit nach 1314 wieder verloren; Megelsheim (heute St. Johann, bei Bad → Kreuznach), vor 1313; Burg Stromberg, Pfand vom Pfgf.en 1311 bis 1322; Koppenstein mit Zubehör, u. a. zu Gemünden, Kauf 1325; Burg Gutenberg mit Dorf Weitersheim, Kauf 1334; Burg Imsweiler (Donnersbergkreis), Pfand 1336 bis vor 1409; Anteil an der Vogtei Strimmig (Hunsrück), Kauf 1337; Burg (Grafen-) Dahn (bei Pirmasens), Kauf 1339, 1421 verpfändet; Burg Breitenstein (Bei Neustadt/Weinstraße), Lehen von der Pfgft. 1339; Dörfer Pferdsfeld und Eckweiler (nahe Bad Kreuznach), Kauf 1341; Dorf Bundenthal (Kr. Pirmasens), Kauf 1342; Dorf Birkenhördt (Kr. südlich Weinstraße), Kauf 1345; Herrschaft Ebernburg, Kauf 1347; Anteil an der Vogtei Senheim (Mosel), Kauf 1347; Gft. → Vianden (Luxemburg) mit der Herrschaft Dasburg (Kr. Bitburg-Prüm) und den Herrschaften Grimbergen, Londerzeel, Corroy und Frasnes (im heutigen Belgien), 1348 als Erbe der Ehefrau des Junggf.en Simon; Naumburg bei Kirn/Nahe, Kauf in mehreren Teilen 1349 und 1377; Burg Stein (gegenüber Worms an der Mündung der Wäschnitz in den Rhein), 1354 als Pfand, von dort Ausgriff auf die Stadt Ladenburg, Auseinandersetzung mit dem Pfgf.en, zwischen 1356 und 1363 Rückzug aus diesem Raum; Eich am Altrhein (bei Worms), Kauf 1351, verpfändet 1357; Herrschaften St. Vith und Bütgenbach (im O von Belgien), nach 1357 milit. Durchsetzung eines Erbanspruchs, 1380 vertraglich abgesichert; Anteil am Beltheimer Gericht (Hunsrück), Kauf 1366; Anteil an Burg Neu-Bamberg und am Gericht Wöllstein, Pfand 1367; Burg Stadecken (Rheinhessen), vor 1387; Vogtei Fankel (Mosel), Lehen von Kurpfalz 1393; Anteil am Gericht Kellenbach, Kauf 1403. Neben den Erwerbungen, die an die Gft. angrenzen und deren Territorium erweitern (Pferdsfeld, Ebernburg, Strimmig, Senheim, Beltheim) liegt auch hier ein Schwerpunkt im pfälzischen Raum. Allerdings erfolgten diese Erwerbungen nur zum geringen Teil im Einvernehmen mit, eher im Gegensatz zu den Interessen der Pfgf.en. Gf. Walram, den die Mehrzahl dieser Erwerbungen zuzuschreiben sind, hat dabei häufig zur Gewalt gegriffen.

Wie die Lage der von beiden Linien des Gf.enhauses erworbenen Güter und Rechte zeigt, war eine Ausdehnung des Kernterritoriums, die sich in erster Linie gegen die Erzstifte Mainz und Trier hätte richten müssen, im 14. Jh. kaum noch möglich. Die Kreuznacher Linie hat zwar versucht, der Ausdehnungspolitik des Ebf.s von Mainz entgegenzutreten, ist dabei aber milit. gescheiter (Schlacht von Gensingen, 1279). Offenbar haben beide Linien daraus die beschriebenen Konsequenzen gezogen.

Lehen hatten die Gf.en von S. vom Reich, von den Erzstiften Mainz und Trier (1338 erheblich erweitert), von den Hochstiften Speyer und Worms sowie von den Reichsabteien Klingenmünster und Corvey. 1329 bzw. 1335 wurde die Stammburg S. dem Abt von S. zu Lehen aufgetragen, vermutlich, um sie territorialpolitischen Bestrebungen der Ebf.e von Mainz oder Trier zu entziehen. Bedeutendster weltlicher Lehnsherr beider Linien des Hauses war der Pfgf. bei Rhein. Daneben sind zu nennen der Hzg. von Lothringen sowie die Gf.en (später Hzg.e) von Luxemburg, Geldern und Kleve. Zu den Reichslehen vgl. oben (Dynastien/Linien).

Nach einer Aufstellung aus dem Jahr 1390 hielt die pfgfl. Kanzlei beide Gft.en S. für lehnsrührig. Die Urk.n im gfl. Archiv liefern dazu keine Belege, sie bestätigen vielmehr die im ältesten pfgfl. Lehnsbuch von 1401 enthaltenen Einträge zu den Lehnsobjekten, die die Pfgf.en zu den bedeutendsten Lehnsherren beider Linien machten.

Die beiden Linien des Hauses hatten ihrerseits einen umfangr. Lehnshof, dessen Umfang anläßlich einer Teilung 1286 deutlich wird. Zu den aus dem Erbe der Gf.en von → Sayn stammenden Lehen gehörte die Gft. → Virneburg (ihrerseits Lehen von den Pfgf.en bei Rhein, so deren Lehnsbuch von 1401). Deren Besitzer, die Gf.en von → Virneburg, haben in Besorgnis um ihren sozialen Status dieses Lehen erst 1372 nach erheblichem Druck empfangen; die Gf.en von Homburg und die Wildgrafen hatten ebenfalls Lehen von der Gft. S. Edelfreier Herkunft waren unter den Lehnsleuten die Herren von → Blankenheim, Bolchen, Braunshorn, Brohl, → Bruch, Daun, Dudeldorf, → Eppstein, Fels (La Rochette), Hatzfeldt, Heinzenberg, → Isenburg, Kriechingen, Kronenburg, → Manderscheid, → Pyrmont, Rennenberg, Rodemachern, Saffenberg, → Schwarzenberg, Tomberg, Wiltz, Winneburg- → Beilstein und Zolver. Von den Familien, die ursprgl. der Ministerialität des Reiches, der Erzstifte Mainz und Trier, der Pfgf.en sowie der Gf.en von S. angehörten, seien nur die bedeutenderen gen., die, soweit nicht zuvor erloschen, später eine Rolle in der Reichsritterschaft gespielt haben und aus denen (Erz-) Bf.e hervorgegangen sind: (Truchseß von) Alzey, Bicken, Bayer von Boppard, Dalberg (Kämmerer von Worms), Daun, Ehrenburg, Eltz, Fleckenstein, Flörsheim, Greiffenklau zu Volrads, Hagen, Helfenstein, Hohenecken, (Vogt von) Hunolstein, Ingelheim, Layen, Lewenstein, (von der) Leyen, Metzenhausen, Montfort, Oberstein, Randeck, Reifenberg, Rüdesheim, Scharfeneck, Schmidtburg, Schönburg (zu Oberwesel), Schöneck, (Flach von) Schwarzenberg, Sötern, Steinkallenfels, (Boos, Marschall, Stump von) Waldeck, Walpoden (Waldbott von Bassenheim), Wildburg und Winnenberg (bei Alzey). Mit Lehen ausgestattet wurden auch die unehelichen Abkömmlinge des Gf.en Johann II. von S.- → Kreuznach (gest. 1340), die von Argenschwang, Koppenstein und Wolf von S., sowie die der Geistlichen Rainald (ermordet 1352) aus der Linie → Kreuznach (zweites Geschlecht Wolf von S.) und Gottfried (gest. 1395) aus der Linie Starkenburg (von Allenbach, erloschen 1603).

Die Gf.en von S. verfügten über eine eigene Ministerialität (1248: dinstliche[r] ritterschafft von Spanheim) Die zugehörigen Familien führten im Wappen häufig das Schach des Gf.enhauses, ergänzt durch Beizeichen. Sie führten Familiennamen, die sich vielfach aus dem Besitz von Burglehen auf den Landesburgen Birkenfeld, Dill, → Kastellaun, → Kreuznach, S. und Starkenburg herleiteten. Untersuchungen zu dieser Ministerialität fehlen allerdings.

Die 1437 ausgestorbenen Gf.en von S. haben keinem der erst später entstandenen Gf.envereine angehört. Die Erben der Gf.en und Besitzer von Anteilen an den beiden Gft.en gehörten dem Fs.enstand an (Kurpfalz, Pfalz-Simmern, Pfalz-Zweibrücken, Baden).

II.

Zum Hof der beiden Linien sind nur Einzelnachrichten erhalten, die keine Beschreibung einer Entwicklung zulassen.

Wichtigste Stadt in der VG war Kreuznach. Dort hat sich der Hof bis zum Erlöschen der Linie (1417) bes. häufig aufgehalten. Daneben bestand zwischen 1301 und 1340 (während das Territorium geteilt war) eine zweite Res. in → Kastellaun, das in dieser Zeit intensiv gefördert wurde und später wohl noch einmal Wwe.nsitz war.

Sitz der die HG regierenden Gf.en war zunächst die Starkenburg; dies hatte Auswirkungen auf das unterhalb am Moselufer gelegene Enkirch, das 1248 eine Freiheitsurk. nach lothringischem Vorbild erhielt; 1338 ist hier ein Spital belegt. Später verlegte man den bevorzugten Wohnsitz auf die Grevenburg und förderte das unter der Burg gelegene Trarbach.

Nach Ende der Regentschaft für den zunächst unmündigen Sohn (1331) lebte die Gf.in Loretta auf der von ihr errichteten Burg Frauenberg. Elisabeth, der Ehefrau des Junggf.en Johann, wurde 1356 die halbe Burg Birkenfeld mit Zubehör als Wittum verschrieben; sie lebte später – getrennt vom Ehemann – auf der Burg Dill; ihre Einkünfte waren 1382 durch einen vom Sohn vermittelten Vergleich geregelt worden. Sitz der Wwe. des letzten Gf.en war nach 1437 Herrstein, das 1428 eine Freiheitsurk. erhalten hatte.

Nach einer Zusammenfassung der in diesem Jahr gelegten Rechnungen gab es 1436 in beiden Gft.en folgende rechnungspflichtigen Beamten: einen Amtmann (→ Kreuznach), zwei Truchsessen (→ Kreuznach, → Kirchberg), einen Ungelter und Zinsmeister (→ Kreuznach), etliche Kellner (→ Kreuznach, Starkenburg, → Kastellaun, → Kirchberg, Trarbach, Herrstein, Allenbach, Birkenfeld, Wolfstein, Neues Haus zu Trarbach), mehrere Schultheißen (in den größeren, z.T. mit städtischen Privilegien versehenen Siedlungen Winterburg, → Kastellaun, Herrstein, Kübelberg, Birkenfeld, Wolfstein, Irmenach), einen Vogt (Winningen) und einen Bürgermeister (Trarbach) sowie den Koch, den Weinmeister, den Marsteller (zu Allenbach) und einen Fischer (zu Litzig). Die Mehrzahl der Amtleute hatte das jeweilige Amt ohne Verpflichtung zur Rechnungslegung inne. Über die größten Summen hatte der oberste Schreiber Rechnung zu legen. Auf ihn waren wohl die Aufgaben übergegangen, die zuvor von dem 1400 für die HG belegten Rentmeister wahrgenommen worden waren.

Diese Beamten hatten gegenüber einer aus Niederadligen, Geistlichen und mehreren Schreibern bestehenden Kommission Rechnung zu legen. In dieser Gruppe wird man die engeren Vertrauten des Gf.en zu sehen haben, die ohne feste Kompetenzaufteilung die Regierungs- und Verwaltungsaufgaben wahrnahmen. Inhaber fester Funktionen am Hof waren der Koch und der Weinmeister, die den Gf.en regelmäßig begleitet haben dürften, sowie der Marsteller und der Fischer, die lokal gebunden waren.

Männer mit den oben gen. Titeln sind z.T. bereits wesentlich früher belegt (Kellner 1324, HG; Truchseß VG, in → Kreuznach 1270, in → Kirchberg 1338). Angaben zu dem vor Ort von den jeweiligen Amtleuten unterhaltenen Personal sind zu 1437/38 erhalten (leider nicht für die Res. Trarbach).

Im 14. Jh. sind regelmäßig Schreiber der einzelnen Gf.en belegt, die zumeist geistliche Pfründen besaßen, insbes. solche, deren Patronat in den Händen der Gf.en war. Daneben verfügten die Amtleute über eigene Schreiber. Oberster Schreiber des letzten Gf.en war ein Laie, dem 1437/38 die Erben der Gft. die Durchsicht und Ordnung des übernommenen Schriftguts anvertrauten.

Inhaber von Hofämtern mit einem Schwerpunkt im wirtschaftlichen Bereich waren Ingebrand, Truchseß zu → Kreuznach (1270, VG), und Karl, Truchseß des Gf.en Heinrich (1281, HG) sowie Albrecht, Küchenmeister zu Kreuznach (1294, VG).

Das Marschallamt der HG war zu Lehen ausgegeben. Der 1368 belegte Inhaber und dessen Vorgänger gehörten Familien an, die ursprgl. der Reichsministerialität entstammten. Zum Amtslehen gehörte ein Dorf auf dem Hunsrück.

Eine Aufteilung der Kompetenzen am Hof gab es bis 1437 offenbar nicht. Vertreter des Gf.en vor Ort in Justiz und Verwaltung waren die Amtleute. Streitigkeiten über Lehen wurden vor einem vom Gf.en bestellten Richter und einem aus Lehnsmannen bestehenden Gremium von Urteilern ausgetragen (Manngericht, 1401 VG und HG).

1404 wird erstmals ein Adliger als »Rat« des Gf.en Johann (HG) bezeichnet; dieser Gf. war seinerseits ab 1381 Rat des römischen Kg.s Wenzel gewesen. Gf. Simon (VG) hatte 1391 einen in Mainz wohnhaften, bereits in den Diensten dieser Stadt stehenden Juristen (Dr. decretorum) als »geschworenen Pfaffen« und Kaplan in Dienst genommen. Dabei dürfte von Bedeutung gewesen sein, daß dieser Mann nicht in Abhängigkeit vom Ebf. stand (dafür spricht der Dienst bei der Stadt Mainz, die ebenfalls auf die Distanz dieses Mannes zur geistlichen – und weltlichen – Obrigkeit Wert gelegt haben dürfte). Bedarf in kirchenrechtlichen Fragen bestand für die Gf.en wohl in erster Linie dann, wenn man sich gegen Zumutungen des Diözesanbf.s wehren wollte.

In der Auseinandersetzung mit dem Pfgf.en wurde 1429 ein Jurist zum Prokurator am Hofgericht des Kg.s Sigmund bestellt und 1431 ein Gutachten der Juristenfakultät zu Köln eingeholt.

Die Nähe zu Frankfurt macht es wahrscheinlich, daß Luxusartikel direkt oder indirekt (über Mainz oder Koblenz) von dort bezogen worden sind. Dafür sprechen auch gelegentliche Nennungen von Frankfurter Bürgern in den Quellen. Die Gf.in Elisabeth (gest. 1417, VG) besaß nach Ausweis ihres Testamentes zahlr. Luxusartikel.

Die Münze zu → Kreuznach, ursprgl. Besitz des Hochstifts Speyer, haben die Gf.en vor 1248 erworben; das Münzrecht wird 1417 als Reichslehen bezeichnet. Erhalten sind Münzen der Gf.en Johann (gest. 1340; unsicher), Walram (gest. 1380) und Johann (gest. 1437); die Zuweisungen der Literatur (Grote) zu diesen Regenten sind wg. der Verwendung einer überholten Stammtafel in Teilen falsch. Gf. Simon (gest. 1414) warb 1384 für seine Münze in → Kreuznach einen aus Neuss stammenden Münzmeister an.

1409 überließ dieser Gf. drei Goldschmieden aus Frankfurt ein Gelände bei Altlay (Hunsrück) zur Anlegung eines Metallbergwerks, auch auf Gold und Silber (wohl zur Münzprägung).

Eberhard von S., Gründer der Nebenlinie Neef, mußte 1303 das Reichslehen Sohren mit Zubehör einem im nahen → Kirchberg lebenden Juden verpfänden. In → Kreuznach lebte seit 1382 der Jude Gottschalk von → Katzenelnbogen, der über enge Beziehungen nach Frankfurt verfügte, von denen wohl auch der Gf. profitiert hat. 1403 sah sich Gottschalk erpresserischen Maßnahmen des Gf.en Simon ausgesetzt, die zu seinem Wegzug führten; seine in → Kreuznach gebliebene Wwe. war 1421 erneut Opfer der Willkür des Gf.en von S.

Große Teile des Territoriums waren im Besitz des Gf.en und gegen Zins an Eigenleute zur Bewirtschaftung verliehen. Davon kamen Geld- und Naturalzinse ein. Den Burgen (und Amtssitzen) waren in Eigenwirtschaft betriebene Bauhöfe zugeordnet, deren Erträge direkt dem Hof und den Beamten zuflossen. Die Einkünfte daraus schwanden aber, da auf dem Hunsrück gelegenen Gebiete der Hinteren Gft. seit den 1320er Jahren einer starken Landflucht ausgesetzt waren, die sich nach 1385 auch auf die Orte an der Mosel ausbreitete. Der letzte Gf. hat offenbar versucht, dem durch Maßnahmen gegenzusteuern, die man heute als Wirtschaftsförderung bezeichnen würde. 1422 verpflichtete er einen Mann, zwei Knaben das Drechseln zu lehren. 1435 einigte er sich mit einem Glaser aus Bern, für den er Gebäude hatte errichten lassen, der aber seine Zusagen nicht eingehalten hatte und deshalb ins Gefängnis gelegt worden war. In den Bereich der Wirtschaftsförderung gehört wohl auch die Existenz von Steinschleifern in Trarbach (1437).

Nahrungsmittel (Getreide, Vieh, Wild, Fisch sowie Weine von z.T. guter Qualität) wurden im eigenen Territorium produziert. Verbrauchsgüter waren in den eigenen Städten (vor allem Kreuznach) und in denen der näheren Umgebung (Mainz, Koblenz, Trier) zu beschaffen.

Die ältere Geschichtsschreibung hat, gestützt auf Aussagen des sonst wenig glaubwürdigen Johannes Trithemius, dem letzten Gf.en vorgeworfen, an seinem Hof »Alchimisten, […] Schwarzkünstler und Wahrsager« unterhalten zu haben. In der Tat finden sich in den Quellen einige wenige Belege aus diesem Bereich, die aber wohl eher in den Bereich einer – allerdings fehlgeschlagenen – Wirtschaftsförderung zu rechnen sind (Herstellung von Glas durch einen Mann aus Bern, vor 1435).

Die dem Gf.en Johann (VG, gest. 1340) in literarischen Zeugnissen zugeschriebene Lebensweise macht die Anwesenheit von (Unterhaltungs-) Künstlern am Hof wahrscheinlich; urkundliche Belege fehlen allerdings. 1435 notiert der Truchseß zu Kreuznach Ausgaben für Gaukkelei während der Anwesenheit des Gf.en und seiner Freunde.

Im Dienst des letzten Gf.en stand u. a. ein Apotheker, der im Juli 1424 aus dem Dienst ausschied.

Ein bes. Vertrauensverhältnis verband die Gf.en und ihre Beichtväter. 1339 war der Pfarrer zu Kreuznach Beichtvater des am Ort residierenden Gf.en Johann (gest. 1340); 1396 übte dessen Nachfolger die gleiche Funktion beim Gf.en Simon (gest. 1414) aus. Nikolaus von Sohrschied, ehem. Guardian des Minoritenkl.s in Merl/Mosel und Beichtvater des Gf.en, bezeugte 1428 das Testament seines Herrn. Gobelin, nach 1432 Abt des Hauskl.s S., soll nach einem Bericht des sonst wenig zuverlässigen Johannes Trithemius zuvor Mönch des Zisterzienserkl.s Disibodenberg und Beichtvater des letzten Gf.en gewesen sein.

Die Gf.in Loretta (HG, geb. von → Salm) und ihre Schwiegertochter Mechtild (geb. Pfgf.in) haben nach Ausweis ihrer Siegel und Grabdenkmäler großen Wert auf ihre Herkunft aus dem frz. Kulturraum bzw. aus kfsl. Familie gelegt.

Die Gf.in Elisabeth, in zweiter Ehe mit einem Sohn des späteren Kg.s Ruprecht verh., hat auch als Wwe. zeitw. am Hof in Heidelberg gelebt. In ihrem Testament bedachte sie im Juni 1417 vier niederadlige Jungfern und drei Mägde mit Legaten.

Gf. Johann (VG, gest. 1340) war nicht verh., hatte aber mehrere Söhne, die mit Lehen ausgestattet wurden. Die Mutter der Brüder von Koppenstein hieß Jutta; aus Verwandtschaftsbezeichnungen ist zu erschließen, daß sie niederadliger Herkunft war.

Eine Trennung in »zivile« und »milit.« Aufgaben am Hof ist nicht möglich. Die am Hof und in den Ämtern tätigen Adligen konnten wohl ausnahmslos mit Waffen umgehen.

Die seit den 1340er Jahren in den Urk.n auftretenden Amtleute entstammen zum größten Teil den Familien, die von den Gf.en Lehen hatten. Seit dem Ende des 14. Jh.s wurden einzelne Ämter auch an Niederadlige aus der heutigen Pfalz übertragen – eine Folge der territorialen Erwerbungen in diesem Raum. Der letzte Gf. nahm auch Leute aus weiter entfernt liegenden Gegenden in Dienst.

Offenbar haben die Gf.en gezielt junge Männer aus abhängigen Familien ausbilden lassen, dann in Dienst genommen und mit Pfründen ausgestattet. Dies läßt sich in Einzelfällen detailliert belegen: Ein Geistlicher, der vor 1412 Feinden des Gf.en angeboten hatte, ihnen die Burg → Grumbach in die Hände zu spielen, stammte nach Aussage von Zeugen von Eigenleuten des Gf.en ab, der ihn erzogen, von Jugend auf zur Schule geschickt und schließlich zu seinem Schreiber gemacht hatte. Wohl vergleichbarer Herkunft war der seit 1402 in Diensten der beiden letzten Gf.en aus der Linie Starkenburg belegte Johann von Dienstweiler. Er führte seit 1410 ein Siegel, gehörte im Sommer 1429 neben Adligen zu den Verwaltern der Gft., solange der Gf. außer Landes war, und hielt sich in dessen Gnade auch, als seine Mitverwalter aus dem Dienst ausschieden oder gar ins Gefängnis wanderten. Nach dem Tod des letzten Gf.en war er der beste Kenner der Urk.n und Akten. Die Erben setzten ihn daher zu Sichtung und Ordnung der Dokumente ein. 1436 hatte Johann für sich, Ehefrau und Kinder eine Memorie gestiftet. Er ist demnach im weltlichen Stand geblieben und durch den Dienst beim Gf.en sozial aufgestiegen.

Zu den im Jan. 1429 vom Gf.en für die Zeit seiner Abwesenheit eingesetzten Verwaltern gehörte auch der aus der heutigen Pfalz stammende Niederadlige Jakob von Lachen, der im April 1429 zur Durchsetzung von Rechtsansprüchen des Gf.en an den Hof Kg. Sigmunds nach Ungarn ging und nach der Rückkehr des Gf.en im Herbst 1429 aus den Urk.n verschwand. Ende 1437 holten ihn die Erben des letzten Gf.en aus dem Gefängnis heraus.

Das Wappen (Schach) ist erstmals 1225 und von da ab regelmäßig in den Siegeln der Familienmitglieder belegt. Die Linien Starkenburg und → Kreuznach führten es in unterschiedlichen Farben.

Zu Ordensstiftungen gibt es keine Belege. Ordensstiftungen von Familien mit vergleichbarem Status erfolgten erst zu einem Zeitpunkt, als die Gf.en von S. bereits erloschen waren.

Feste, Feiern, Feierlichkeiten: Der Truchseß zu → Kreuznach notierte 1435 u. a. Ausgaben für »Gaukelei«, die angefallen waren, als der Gf. und seine Freunde am Ort weilten.

Kirchliche und kulturelle Übungen (Turniere): Gf. Simon, der Ks. Friedrich Barbarossa 1184 nach Italien gefolgt war, begleitete den Ks. zusammen mit seinem Bruder Heinrich auf dem Kreuzzug; er starb 1189 in Adianopel (Edirne). Sein Vetter Gottfried gehörte 1218 zu den Teilnehmern des Kreuzzugs; er kehrte von dort nicht zurück.

Gf. Simon (VG, gest. 1414) ist 1362 in Elbing belegt; er dürfte an einer Preußenreise teilgenommen haben. Das Ziel einer 1396 von ihm unternommenen Wallfahrt ist nicht bekannt; er setzte aus diesem Anlaß sechs Adlige und seinen Beichtvater als Vertreter während der Zeit seiner Abwesenheit ein. Gf. Johann (HG, gest. 1437) brach im Mai 1407 ins Hl. Land auf, im Juli war er in Rom; die Gft. wurde damals noch von seinem Vater regiert. Im Spätsommer/Herbst 1421 zog er gegen die Hussiten in Böhmen (von Trithemius falsch zu 1422 berichtet). Im Jan. 1429 brach der Gf. erneut zu einer Pilgerreise ins Hl. Land auf, von der er im Okt. 1429 zurück war (Trithemius setzt die Pilgerreise in das Jahr 1426 und macht den Gf.en zum Begleiter des Pfälzer Kfs.en Ludwig, mit dem der Gf. erbittert verfeindet war). Der Gf. bestellte neben seinen nächsten Erben mehrere Niederadlige und seinen obersten Schreiber als Vertreter.

Belege zu Turnieren finden sich nicht. Die in mehreren erhaltenen Texten dem Gf.en Johann (VG, gest. 1340) zugeschriebenen ritterlichen Tugenden dürften ihren Ausdruck wohl auch in der Teilnahme an Turnieren, möglicherw. auch durch deren Veranstaltung gefunden haben.

Jagdwesen: Das Territorium der Gf.en von S. lag in einer bis heute waldreichen Region. Die Jagd konnte in der nächsten Umgebung fast aller Burgen betrieben werden. Im Dienste der Gf.en stehende Jäger, auch Enten- und Otterfänger, kommen gelegentlich in den Urk.n vor; 1437 wurden in Herrstein Wolfshunde und wilde Pferde gehalten.

Kulturschaffen, Schöne Künste: Die Brüder Simon und Emich (VG) sind 1290 als Studenten in Bologna belegt; Emich war später Geistlicher, Simon zusammen mit seinem Bruder Johann Regent der VG. Letzterer (gest. 1340) war nach Ausweis von Dichtungen der Zeit ein angesehener Repräsentant der ritterlichen Lebensweise.

Einen Überblick über die im Besitz der Gf.in Elisabeth (VG) befindlichen – vielfach mit Wappen versehenen – Wertgegenstände (vor allem Eßgeschirr und Schmuck, darunter ein Straußenei und Kokosnüsse) bietet deren Testament vom Juni 1417.

Quellen

Siehe auch A. Sponheim. – Minne und Gesellschaft, hg. von Kurt Matthaei, in: Mittelhochdeutsche Minnereden I, Berlin 1913 (Deutsche Texte des Mittelalters, 24), S. 65-73. – Die Schule der Ehre, hg. von Wilhelm Brauns und Gerhard Thiele, in: Mittelhochdeutsche Minnereden II, Berlin 1938 (Deutsche Texte des Mittelalters, 41), S. 171-184.

Siehe auch A. Sponheim. – Bach, Adolf/Berger, Dieter: Vom Publikum rheinischer Gelegenheitsdichtungen des ritterlichen Lebenskreises, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 22 (1957) S. 82-100. – Fabricius, Wilhelm: Die Karte von 1789. Einteilung und Entwicklung der Territorien von 1600 bis 1794, in: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Bd. 2, Bonn 1898 (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 12, 2), ND Bonn 1965, hier S. 435-462. – Mötsch, Johannes: Sponheimische Nichtabzugsverpflichtungen. Landflucht in der Grafschaft Sponheim und ihre Bekämpfung 1324-1435, in: Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte 9 (1983) S. 99-157. – Mötsch, Johannes: Graf gegen Kurfürst. Die Auseinandersetzungen zwischen Johann Grafen von Sponheim und dem Pfälzer Kurfürsten Ludwig III., 1416-1436, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 16 (1990) S. 199-237. – Mötsch, Johannes: Johann von Dienstweiler, ein enger Vertrauter des letzten Grafen von Sponheim, in: Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde im Landkr. Birkenfeld 65 (1991) S. 25-36. – Mötsch, Johannes: Jakob von Lachen. Aufstieg und Fall eines Pfälzer Adligen im Dienste des Grafen Johann V. von Sponheim, in: Palatia Historica. Festschrift für Ludwig Anton Doll zum 75. Geburtstag, hg. von Pirmin Spiess, Mainz 1994 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, 75), S. 227-235. – Spiess, Karl-Heinz: Das älteste Lehnbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, Stuttgart 1981 (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, A 30).