Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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BERGH-'S HEERENBERG

A. Bergh-'s Heerenberg

I.

Um 1125 wird Constantinus von Melegarde als erster Besitzer der späteren Herrlichkeit B. faßbar. Er errichtet hier eine Montferant gen. Burg und nennt sich seither Constantinus de Monte. Um 1250 wird die Burg → B. im späteren 's-Heerenberg gebaut. Die Herkunft der Familie ist unklar. Als sicher kann gelten, daß sie zu den Parteigängern der Bf.e von Utrecht zählten.

II.

Constantinus von Melegarde (um 1100-um 1140) wurde nach 1118 von Bf. Godebold von Utrecht (1112-1127) mit der heimgefallenen Gft. Zutphen belehnt, die allerdings schon 1138 unter die Herrschaft der Gf.en von Geldern geriet. Lediglich die Herrlichkeit B. verblieb bei seinem Haus. Die Familie konnte auch in der Folgezeit eine weitgehende Unabhängigkeit gegenüber den Gf.en bzw. Hzg.en von Geldern bewahren, zu deren Beden sie nur ausnahmsweise beitrugen. 1416 starb die Familie von dem B. (de Monte) aus. Nachfolger wurden die Herren von der Leck, Besitzer der Herrschaft → Wassenaar, die sich fortan Herren von B. nannten. Unter Oswald I. (1465-1506) wurde ihnen 1486 vom Ks. der Gf.entitel verliehen. Die Gft. B. galt als Bannerherrschaft der Gft. Zutphen. Das kleine Territorium umfaßte außer 's-Heerenberg noch die Orte Didam, Etten, Zeddam, Gendringen, Netterden und die Herrlichkeit Westervoort.

Oswald I. von B. (1442-1511) spielte eine wichtige Rolle im Verlauf der geldrischen Familienauseinandersetzungen zwischen Hzg. Arnold und dessen Sohn Adolf. Seinem Einfluß ist es maßgeblich zu verdanken, daß Geldern seine Unabhängigkeit gegenüber Burgund-Habsburg bewahren konnte. Die exponierte Lage seines Territoriums zwang ihn allerdings zu einer flexiblen Politik, die auch mehrfache Parteiwechsel nicht ausschloß. Beim Übergang des Hzm.s Geldern und der Gft. Zutphen an das Haus Habsburg (Friede von Venlo 1543) konnte die Gft. B. ihre Unabhängigkeit bewahren.

Wilhelm IV. von B. (1537-1586), Schwager Wilhelms von Oranien, schloß sich 1566 den oppositionellen ndl. Adligen an und mußte 1567 ins Exil nach Köln ausweichen. Mehrfache Versuche, den Besitz seiner Gft. wieder zu erlangen, scheiterten. Erst durch die Genter Pazifikation (1576) wurde er wieder in seine Rechte eingesetzt. 1581 übernahm er das Amt des Statthalters der Provinz Gelderland, kompromittierte sich allerdings durch Kontakte mit Spanien, weswegen er 1583 verhaftet wurde. Nachdem er seine künftige Neutralität gelobt hatte, wurde Wilhelm wieder freigelassen und ließ sich in Emmerich (Hzm. Kleve) nieder. Kurz darauf erklärte er seine offene Parteinahme für die kgl.-span. Seite. Auch seine Söhne standen offen auf der Seite Spaniens. Heinrich von dem B. stieg sogar zeitweilig zum Oberbefehlshaber der span. Truppen in den Niederlanden auf, wechselte aber später ins Lager der ndl. Republik. Durch diese Politik haftete dem Namen der Familie das Odium der Unzuverlässigkeit an. Dazu trug auch die Konfessionspolitik des katholischen Gf.enhauses bei. Die kleine Gft. wurde, wie auch die unweit gelegene Herrlichkeit Ravenstein, zu einer der letzen Bastionen des Katholizismus in den nördlichen Niederlanden. Elisabeth von B., eine Tochter Wilhelms IV., war in den Jahren 1605-1614 Fs.äbt. von Essen.

Nach dem Aussterben des Hauses von B.-Leck i.J. 1712 ging die Gft. B. an das Haus → Hohenzollern-Sigmaringen über. Im Jahre 1666 hatte die Schwester des letzten Gf.en, Maria Clara, den späteren Fs.en Maximilian von → Hohenzollern-Sigmaringen geheiratet. Sie hatte allerdings ihrem Bruder versprechen müssen, daß ihre Nachkommen weiterhin den Namen → Hohenzollern-Berg tragen sollten. Erst mit Gf. Karl Friedrich (1769-1785) aus der Hauptlinie der Sigmaringer wurde der Name → Hohenzollern-Sigmaringen gebräuchlich, dieser residierte allerdings, wie auch seine Nachfolger, nicht mehr in 's-Heerenberg. Wg. der Zugehörigkeit zum Haus → Hohenzollern-Sigmaringen besaß die Gft. B. Sitz und Stimme auf der wetterauischen Gf.enbank.

Nach der Gründung der Batavischen Republik i.J. 1795 wurde die Gft. B. mediatisiert und der Provinz Gelderland zugeschlagen. Nach 1815 gelangte die Familie → Hohenzollern-Sigmaringen erneut in den Besitz des Schlosses und anderer Liegenschaften in der ehem. Gft., allerdings ohne die ehem. daran haftenden Herrschaftsrechte. Schloß B. beherbergte in den Jahren 1799-1842 ein Priesterseminar. Im Jahre 1912 verkaufte Wilhelm August von → Hohenzollern den Besitz an den aus Enschede stammenden Industriellen Jan Herman van Heek.

Schloß → B., daß zu den größten seiner Art in den Niederlanden gehört, beherbergt heute eine bedeutende Kunstsammlung sowie das Hausarchiv der ehem. Gf.en von dem B. Seine fast lückenlosen Bestände reichen vom 15. bis zum frühen 20. Jh.

Quellen

Schilfgaarde, Antonie P. van: Register op de leenen van het Huis Bergh, Gouda 1929. – Schilfgaarde, Antonie P. van: Het Archief van het Huis Bergh, 5 Bde., Nijmegen 1932.

Boheemen, P.A.M. van: Tussen Spanje en Oranje: Huis Bergh, Gelderland en de Tachtigjarige oorlog, 's-Heerenberg 1998. – Dalen, A.G. van: Gilden en schutterijen in de graafschap Bergh: en stuk sociale geschiedenis in een landelijke Gelderse gemeente, Zutphen 1971. – Kutsch Lojenga-Rietberg, Annemarie M.: Huis Bergh: kasteel-kunst-geschiedenis, 's-Heerenberg 2000. – Schilfgaarde, Antonie Paul van: Het Huis Bergh, Maastricht 1950. – Winter, Johanna Maria van: Godschalk de Kruisvaarder en de heren Van den Bergh: enkele Hypothesen, in: Bijdragen en mededeelingen 97 (2006) S. 141-153. – Vries, Anneke de/Brinkmann, Bodo: Avonturen met een collectie. Ontdekkingen in de verzamelingen van Huis Bergh, 's-Heerenberg 2008.