Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

Zurück zur Liste

ABENSBERG

C. Abensberg

I.

Das castrum Abensperch ist erstmals 1256 erwähnt, die eigtl. Ortsbezeichnung de Abunsberch kann bereits um 1130/40 nachgewiesen werden. Die Burg liegt nördlich des Flüßchens Abens auf einer hochwasserfreien Erhebung und – nach der Markt- bzw. Stadtgründung von A. – am Südostrand der Siedlung. Die Burg war in den Stadtbering mit eingeschlossen. Die Anlage entwickelte sich zur Res. der (jüngeren) abensbergischen Hauptlinie, begründet von Ulrich I. (III.) von Stein. Die genealogischen Abgrenzungen erweisen sich als schwierig, zumal die Familie sich ab dem 13. Jh. wechselweise als de Abensperch, de Stain (Lapide), nobiles de Abensperch benannte. Der Gf.entitel wurde im Hoch- und SpätMA zugunsten des Herrentitels aufgegeben. A. blieb Herrschaftssitz bis zum Aussterben der Herren von A. i.J. 1485.

II.

A. bildete den Mittelpunkt einer Reichsherrschaft zwischen unterer Altmühl, Abens und der Donau westlich von Kelheim; es war ab dem 14. Jh. ein gleichnamiger Markt (1348) bzw. Stadt (1428 belegt) mit geschätzten 500 Bewohnern um 1500. Zur Res. einer Nebenlinie der A.er-Altmannsteiner in Altmannstein finden sich wenig verwertbare Hinweise. Die Reichsunmittelbarkeit, die in einem komplizierten Mit- und Gegeneinander mit den bayerischen Hzg.en behauptet werden konnte, wurde 1350 von Karl IV. bestätigt (MGH Const. 10 Nr. 99).

Von einem städtischen Rat ist 1366 die Rede, 1398 von einem Rechtsbuch. Der Ort besaß seit 1380 eine eigenständige Pfarrei sowie seit 1389 ein von der Herrscherfamilie gegr. Karmelitenkl. In der gleichen Zeit dürfte die heute noch in Resten vorhandene Stadtmauer errichtet worden sein. Mitte des 15. Jh.s ist ein Schulmeister nachweisbar, jedoch muß schon früher ein Schulunterricht stattgefunden haben, da bereits 1412 ein Student aus A. an der Wiener Universität erwähnt ist. Auch eine jüdische Gemeinde mit Synagoge konnte sich – lt. des berühmten A.ers Aventin – zumindest zeitw. ansiedeln (1398/99, 1458). Die wirtschaftlichen wie herrschaftlichen Zentralitätsfunktionen der Stadt, die von ihren Bewohner 1471 dem bes. Schutz Mariens übertragen wurde, blieben auf die Gft. beschränkt.

III.

Die ma. Burg ist bis auf die Grundmauern Stück für Stück zerstört worden, bes. im Dreißigjährigen Krieg. Bis auf Reste wurde die Anlage 1732-1816 abgebrochen, es blieb nur die mehrfach umgebauten Gebäude in der Vorburg stehen. Eine bedeutsame Sekundäraufgabe hat sie nach dem Verlust des Res.charakters nicht mehr erhalten, A. wurde zum Sitz eines Pfleggerichts. Die Anlage war im S von der Abens, im O von einem System von Weihern geschützt; zur Stadt hin befand sich ein Graben. Von der Hauptburg ist deren rechteckiger Grdr. noch erkennbar. Ein starker Flankierungsturm der Vorburg ist noch in Ansätzen vorhanden, für die Hauptburg ist ein Bergfried (1436 erwähnt, im 16. Jh. abgetragen, 1998 durch Grabungen bestätigt), sechs Flankierungstürme sowie eine Zwingeranlage belegt. Die Mauern aus Bruchsteinen waren teilw. mit Buckelquadern aus dem 13./14. Jh. verblendet. Über die Raumaufteilung innerhalb der Hauptburg ist nichts mehr bekannt und damit auch nichts über mögliche Repräsentationsräume. Eine Ansicht von Stadt und Burg hat sich bei Phillip Apians Topographie aus dem Jahre 1568 erhalten.

Die (nicht mehr vorhandene) Schloßkapelle St. Nikolaus mit Frühmeßstiftung hatte ihre materielle Versorgung durch einen Hof in Obergrünbach gesichert. Die Schloßkaplanei ging 1496 in die Hände des Karmelitenkl.s A. über. Gegenüber dem neuen Landesherrn, Hzg. Albrecht IV. verpflichteten sich die Mönche zur täglichen Messe für die Memoria der bayerischen Hzg.e wie auch für die (ausgestorbenen) Herren von A.

Neben der Burgkapelle bildete das Karmelitenkl. den Ort der Memoria, seitdem letzteres um 1389/90 von Johannes II. von A. und seiner Ehefrau gegr. worden war: Das Grebnus der wolgeborn herschaft zw Abensperg war wohl in Form einer Tumba in der Mitte der Kirche gestanden. Ebenfalls in der Kl.kirche befindet sich noch das Epitaph des letzten Abensbergers Nikolaus, der 1485 ermordet wurde.

Eine herrschaftliche Kanzlei mit Kanzler, Geheimschreiber ist für das 15. Jh. belegt. Als Kanzler und Geheimschreiber sind Chorherren aus dem Chorherrenstift Essing in der Verwaltung eingesetzt worden. Landesherrliche Richter sind für die Gerichtsschrannen A. und Rohr seit 1366 belegt. Die vom letzten A.er Nikolaus 1462 gegr. Armenspeisung zum 6. Dez. ist noch heute im Gedächtnis der Bewohner.

Quellen

Urkundenbuch zur Geschichte der Stadt Abensberg, hg. von Peter Dollinger und Nikolaus Stark, Tl. 1, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern 12 (1867) S. 249-328; Tl. 2, in: 13 (1868) S. 1-72.

Denkmäler in Bayern, Bd. II. 30: Landkreis Kelheim, hg. von Georg Paula, Volker Liedke und Michael M. Rind, München u. a. 1992, S. 10-19 [Sammlung der alten Stadtansichten]. – Eisele, Klaus/Rind, Michael M.: Ausgrabungen in der Abensberger Burg, in: Geschichte ans Licht gebracht (1997-1999), hg. von Michael M. Rind, Büchenbach 2000 (Archäologie im Landkreis Kelheim, 3), S. 208-211. – Feuerer, Thomas: Die Klosterpolitik Herzog Albrechts IV. von Bayern, München 2008 (Schriftenreihe zur Bayerischen Landesgeschichte, 158), S. 115f, 247 f. (Regest 3). – Flachenecker, Helmut: Die Reichsherrschaft Abensberg. Entstehung – Verfassung – Übergang an Bayern, in: ZBLG 64 (2001) S. 693-726. – Flachenecker, Helmut: Die Grafen von Abensberg, in: Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. von Ferdinand Kramer und Wilhelm Störmer, München 2005 (Studien zur Bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte, 20), S. 539-562. – Die Grafen und Reichsherren zu Abensberg, hg. von Peter Dollinger und Nikolaus Stark, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern 14 (1869) S. 1-234. – Die Kunstdenkmäler von Bayern, Tl. 4: Niederbayern, Bd. 7: Bezirksamt Kelheim, bearb. von Felix Mader, München 1922, S. 44-60. – Seibert, Hubertus: Abensberg, in: Handbuch der Historischen Stätten Bayern, Bd. 1: Altbayern und Schwaben, hg. von Hans-Michael Körner und Alois Schmid, Stuttgart 2006, S. 1 f.