Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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Oberösterreich: Adel und Adelsresidenzen im Land ob der Enns von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts

Im Laufe des SpätMAs ist das Land ob der Enns aus einzelnen kleineren Einheiten zusammengewachsen. Hatten schon die Babenberger seit dem Ende des 12. Jh.s auch jenseits der Enns, die lange Zeit keine auffällige Grenzlinie bildete, Fuß gefasst, so verstärkte sich dieser Trend zur Zeit des Kg.s Ottokar II. von Böhmen, der ab 1251 als Landesherr in den österr. Ländern anerkannt wurde. Ganz entscheidend wurde das Abkommen Ottokars mit Kg. Bela IV. von Ungarn i.J. 1254 (Friede von Ofen), wodurch der Traungau, der bisher zur Steiermark gerechnet wurde, an Ottokar fiel und damit auch die Ministerialen dieses Gebiets sich von der Steiermark lösten. 1264 wird dann ein judex provintie Austrie superioris gen. und 1299 ein geriht ob der Ense, aus dem dann die spätere »Hauptmannschaft ob der Enns« hervorgegangen ist. Daneben aber bestanden noch einige andere gleichwertige Gerichtssprengel, wie die Herrschaft Steyr und nördlich der Donau das Machland und die Riedmark (Herrschaft Freistadt), wo das österr. Recht galt und nicht das Landesrecht ob der Enns. Erst im Laufe des 15. Jh.s änderte sich dies. Im oberen Mühlviertel erstreckte sich die Herrschaft des Bf.s von Passau, das »Land der Abtei«, noch um die Mitte des 13. Jh.s bis zur großen Mühl. Es gelang den habsburgischen Landesfs.en jedoch allmählich ihre Landeshoheit in diesem Gebiet bis zum 15. Jh. zu sichern, wobei dessen Rechtsstellung noch einige Zeit umstritten blieb. Seit etwa 1390 erhielt das Land auch ein eigenes Wappen, das auf die Herren von Machland zurückgeht und das im Zisterzienserkl. Baumgartenberg, einer Gründung dieses Geschlechts, tradiert wurde.

Als ganz entscheidender Faktor in der Verselbständigung des Landes ob der Enns erwies sich die Tatsache, daß das Land 1458, im Zuge der Auseinandersetzungen innerhalb der habsburgischen Familie, in der Person Albrechts VI., des Bruders Ks. Friedrichs III., einen eigenen Landesfs.en erhielt, der im Linzer Schloß seinen Sitz hatte. Aber schon 1416 wurden Münzen mit dem Wappen des Landes geprägt, für das 30 Jahre später die Bezeichnung fürstenthumb Österreich ob der Enns verwendet wurde. Auch die bis heute übliche Vierteleinteilung des Landes, die es mit dem Nachbarn Niederösterreich gemeinsam hat, entstammt dem 15. Jh. Sie wurde zu milit. Zwecken anläßlich der Bedrohung durch die böhm. Hussiten eingeführt: nördlich der Donau das Mühl- und Machlandviertel, südlich des Flusses das Hausruck- und das Traunviertel.

Das Land ob der Enns, in verschiedenen Varianten bis zum Ende der Habsburgermonarchie die offizielle Bezeichnung des Landes Oberösterreich, entstand also erst allmählich, seine heutige Gestalt erhielt es gar erst am Ende des 18. Jh.s (1779), als das ehem. bayerische Gebiet zwischen Inn, Salzach und Donau als »Innviertel« in den Landesverband eingegliedert wurde, nachdem schon 1506 das Gebiet des Benediktinerstiftes Mondsee, die Herrschaft Wildeneck, auch als Mondsee- und St. Wolfgangsland bezeichnet, hinzugekommen war. Auch das »Salzkammergut«, das zwar zum Lande ob der Enns gerechnet wurde, aber direkt der Hofkammer in Wien unterstand, wurde erst im 18. Jh. durch Ks. Joseph II., dem Landeshauptmann in Linz unterstellt. Weder im Salzkammergut noch im Mondseegebiet gab es aber einen nennenswerten Adel.

Im Lande ob der Enns waren jedoch neben den adeligen Grundherrschaften auch weitere große Kl.herrschaften zu finden, nämlich die der Stifte Kremsmünster, St. Florian, Wilhering, Lambach und Schlägl, um nur die bedeutendsten zu nennen.

Von den alten hochfreien Geschlechtern des Hochma.s, wie den Herren von Machland und ihren Erben den Herren von Klam, den Vögten von Perg oder den Wilhering-Waxenbergern waren nur mehr die Schaunberger, die von den Herren von Julbach abstammten, übriggeblieben. Auf diese wird noch zurück zu kommen sein. Die Schaunberger und die Ministerialen der Landesfs.en bildeten die führende Adelsschichte der Landherren, ein Ausdruck, der ab der Mitte des 13. Jh.s belegt ist. Die Landherren hatten eine bedeutende Rolle gespielt beim Übergang des babenbergischen Erbes an Kg. Ottokar von Böhmen und sie waren auch maßgeblich, als die Habsburger ihre Herrschaft in den donauösterreichischen Ländern antraten, da sie mit dem strengeren Regiment des Böhmenkg.s unzufrieden waren. Allerdings hatte ihnen schon Kg. Rudolf von Habsburg weitreichende Zugeständnisse gemacht, die sein Sohn Albrecht als neuer Landesfs. wieder reduzieren konnte, was nicht ohne Konflikte abging. So wurde etwa Konrad von Summerau, der in der erwähnten Urk. von 1264 als Landrichter in Oberösterreich gen. ist, der eine wesentliche Rolle gespielt hatte beim Übergang der Herrschaft an die Habsburger und in Ober- und Niederösterreich reich begütert war, entmachtet und zum Verlassen des Landes gezwungen. Zwischenzeitlich war das »obere Österreich« auch an Hzg. Heinrich von Niederbayern verpfändet, was dann zur endgültigen Fixierung der Ennsgrenze wesentlich beigetragen hat (1277-1280).

Dieser höhere Adel war stets gewissen Veränderungen ausgesetzt, durch das Aussterben einiger Geschlechter in männlicher Linie, aber auch durch das Hinzutreten neuer Familien, die durch Erbschaft oder die Gunst des Landesfs.en eine mächtige Stellung erlangten und über einen größeren Besitz verfügten. Diese Familien hatten nun ihrerseits eine mehr oder weniger große Schar von ritterlichen Dienstleuten, die ihnen verpflichtet waren. So waren zwei unterschiedliche Adelsgruppen entstanden, die sich seit dem 15. Jh. im Zuge der Ausbildung der Landstände als Herren- und Ritterstand in zwei Korporationen gliederten. Zum ersten Mal treten diese Landstände 1397 in Erscheinung, als sich auf Einladung der habsburgischen Landesfs.en Prälaten, Herren, »Ritter und Knechte«, sowie Vertreter der landesfsl. Städte zu einer Ländertagung in Wien trafen, die durch die türkische Expansion verursacht war. Von einem selbständigen Landtag des Landes ob der Enns hören wir erstmals i.J. 1408, dann aber wieder längere Zeit nichts und erst in der zweiten Hälfte des 15. Jh.s waren eigene Landtage häufiger. Die Stände, bei denen der Herrenstand eine dominierende Rolle spielte, fühlten sich für die Geschicke des Landes verantwortlich, bestimmten mit über die Zugehörigkeit zu ihrem Kreis, traten dem Landesfs.en als Verhandlungspartner bei der Festsetzung von Steuern gegenüber und waren auch involviert, wenn es um die Landesgrenzen ging, aber auch bei Teilungsverträgen innerhalb der Herrscherdynastie, wo ihre Interessen betroffen waren. Im Laufe des 15. Jh.s wuchs das Gewicht der Stände, bedingt auch durch Krisen und Kämpfe innerhalb der Dynastie. Es mag eine Rolle gespielt haben, daß führende Herrenfamilien wie Schaunberger, Starhemberger oder Zelkinger nördlich und südlich der Donau Herrschaftsmittelpunkte hatten. Die Stände traten für die Einheit des Landes ein, wollten keine Sonderrechte, wie sie etwa die Schaunberger geltend machten, innerhalb des Landes, um den Kreis derer die »mitleiden« mußten größer zu halten.

Bezüglich des höheren Adels in Österreich und speziell im Lande ob der Enns hat man im 19. Jh. gerne von den sog. »Apostelfamilien« gesprochen und damit solche gemeint, die schon zur Zeit der Babenberger eine Rolle gespielt haben. Allerdings hat die Zahl 12 natürlich einen bes. Nimbus, findet aber keine exakte Entsprechung in der Realität. Tatsächlich aber sind es bis ins 16. Jh. etwa so viele Familien, die die Spitze der Adelspyramide bilden. Am Beginn des 15. Jh.s werden gen.: Dachsberg, Kapellen, Liechtenstein-Nikolsburg, → Losenstein, → Polheim, Rohr, Schaunberg, Scherffenberg, Starhemberg, Volkersdorf, Wallsee und Zelking. Alle diese Familien finden wir in Ober- und in Niederösterreich, wie ganz allg. festgestellt werden muß, daß hier bis zum Ende der Landstände im Revolutionsjahr 1848 eine enge Verbindung des Adels bestand. In weit geringerem Ausmaß finden wir steirische Familien, oder solche aus Bayern, Böhmen oder Mähren, die in Oberösterreich unter den ständischen Familien geführt wurden. So besaßen etwa die böhm. Witigonen (→ Rosenberger) größere Güter im Mühlviertel, etwa den befestigten Markt Haslach, den das Geschlecht bis ans Ende des 16. Jh.s behielt, als es bald darauf mit Peter Wok (gest. 1611) in männlicher Linie ausstarb. Umgekehrt haben natürlich auch oberösterr. Familien die Landstandschaft in anderen Ländern, v.a. in Niederösterreich aber auch in Böhmen, besessen.

Die Dachsberger, deren soziale Herkunft nicht ganz klar ist, hatten im 14. Jh. ihre Basis nicht mehr in Ober-, sondern in Niederösterreich und sind schon 1436 ausgestorben.

Die Herren von Kapellen (Capellen), die wohl edelfreier Abkunft waren und sich nach einem Ansitz Kapling bei Gunskirchen nannten, der jedoch schon im 13. Jh. nicht mehr nachzuweisen ist, hatten ihre Machtbasis v.a. im Machlandviertel, wobei in erster Linie die Burgen Ruttenstein, Prandegg und Steyregg zu nennen sind. Ulrich »der Lange« von Kapellen hatte sich in der Entscheidungsschlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen (1278) bes. Verdienste erworben und wurde dementsprechend belohnt. Aber auch diese Familie ist schon bald in männlicher Linie ausgestorben (1406). Die Rohrer, ein Ministerialengeschlecht, verloren schon im 14. Jh. ihren gleichnamigen Stammsitz, dann auch in einer Fehde gegen die Habsburger die Burg Leonstein im Steyrtal (1390/92) und wurden im späten 15. Jh. nicht mehr zum Herrenstand gerechnet.

Beim Ministerialengeschlecht der Liechtensteiner ist für Oberösterreich v.a. jene Linie von Belang, die man als Liechtenstein-Nikolsburg bezeichnet. Sie besaß u. a. die Herrschaft Steyregg aus dem Erbe der Kapeller und auch als die Schaunberger 1559 ausstarben, erhielten sie nach langwierigen Rechtsstreitigkeiten einen Anteil, nämlich die Burg Stauf und den Markt Aschach an der Donau, wo sie ein neues Schloß errichteten. jedoch gegen Ende des 16. Jh.s verlagerten sich die Interessen der Liechtensteiner ausschließlich nach Niederösterreich und Mähren, so daß sie ihre Besitzungen im Lande ob der Enns verkauften.

Die Herren von → Polheim, ein ursprgl. freies Geschlecht aus dem Raum Grieskirchen-Wels, die sich in die Ministerialität der Babenberger begeben hatten, hatten ihre Stützpunkte in der Welser Gegend, aber auch im Attergau (Wartenburg). Dazu kamen noch weitere Güter in Niederösterreich. Sie teilten sich im 14. Jh. in mehrere Linien, von denen die Leibnizer aber der Steiermark angehörte. Die Welser Hauptlinie blieb bis etwa 1630 in Oberösterreich und wanderte dann nach Niederösterreich ab (siehe dort).

Der Stammsitz der Zelkinger befindet sich in Niederösterreich, ein Zweig kam aber um 1230 ins Land ob der Enns. Seit etwa der Mitte des 14. Jh.s sind sie im Besitz der Herrschaft Weinberg, südlich der Stadt Freistadt gelegen. Daneben haben sie auch Besitz im Traunviertel (Leonstein) und bekleiden wichtige Ämter im Dienste des Landesfs.en. Die Herrschaft Weinberg aber wird durch Arrondationskäufe systematisch ausgebaut und die darin gelegenen größeren Siedlungen wie Lasberg und v.a. Keferndorf werden zu Märkten ausgebaut (1479 Kefermarkt). Im Jahre 1634 starb der letzte männliche Zelkinger, nachdem schon einige Jahre vorher der oberösterreichische Besitz verkauft worden war.

Die Wallseer kamen aus Schwaben mit den Habsburgern nach Österreich. Ursprgl. Reichsministerialen bekleideten sie verantwortliche aber auch einträgliche Stellungen im Dienste der Landesfs.en. Obwohl sie anfänglich von den einheimischen österr. Landherren abgelehnt wurden, veräußerten sie schon bald ihren gesamten Besitz in ihrer ursprgl. Heimat und stiegen in der Folge selbst zu den Spitzen der Landherren auf. Sie erbauten ziemlich gleichzeitig in den 60er Jahren des 14. Jh.s in Nieder- und Oberösterreich die mit ihrem Namen versehenen Burgen Nieder- und Oberwallsee und konnten aus dem Erbe der Kapeller die Burg Ruttenstein in ihren Besitz bringen. Fast ständig bekleideten Angehörige der Familie die wichtige Funktion eines Hauptmanns ob der Enns (Landeshauptmann), sie versahen dazu das Erblandmarschallamt, das mit dem Besitz von Oberewallsee verbunden war und erwiesen sich nicht nur als loyale habsburgische Amtsträger, sondern wirkten auch im Sinne einer Vereinheitlichung des werdenden Landes ob der Enns. Die Wallseer hatten ihrerseits zahlr. ritterliche Dienstleute und erhielten für ihre Herrschaften 1415 sogar die hohe Gerichtsbarkeit. Damals, unter Reinprecht II., befanden sich die Wallseer auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Das Geschlecht teilte sich in die Linien, Linz, Enns, Graz und Drosendorf und griff weit über den Bereich der donauösterreichischen Länder aus, als sie Besitzungen in Istrien und von den Herren von → Duino das gleichnamige Schloß erbten. Allerdings war der Höhepunkt schon überschritten, als der letzte männliche Wallseer, Reinprecht V., i.J. 1485 starb. Dessen Tochter Barbara war mit dem Gf.en Siegmund von Schaunberg verh. und so gelangte ein Großteil des Erbes in den Besitz dieses viell. bedeutendsten der oberösterr. Hochadelsgeschlechter des MAs.

Die Schaunberger, Abkömmlinge der freien Herren von Julbach und verwandt mit den Wilhering-Waxenbergern und Formbachern, treten um die Mitte des 12. Jh.s mit einem Wernhard und einem Heinrich erstmals in Oberösterreich auf, wo sie die Burgen → Stauf und v.a. Schaunberg errichteten und nach letzterer benannte sich die Familie in der Folge ausschließlich. Die Veste wurde auch zum Mittelpunkt ihrer Herrschaft, die sich auch über Besitzungen im Attergau und im N der Donau erstreckte. 1289 sprachen die Schaunberger von der terra nostra für ihre Einflußsphäre und kurz darauf führen sie den Gf.entitel. 1317 wird dann erstmals von einer schaunbergischen »Grafschaft« gesprochen. Die Schaunberger, die in ihrer Hand sowohl Gerichts- als auch Vogteirechte, sowie Mauten, Zölle, Markt-, Forst- Wildbann-^^ und Fischereirechte innehatten, verfügten auch über zahlr. Vasallen, die sie aufbieten konnten. So ist tatsächlich das Bestreben festzustellen, ein eigenes »Land« zwischen Bayern und Österreich zu bilden und zu beherrschen, wenngleich um 1340 in den Schaunberger Territorien das Recht des Landes ob der Enns galt. Dennoch gerieten die Schaunberger aber fast zwangsläufig in einen Gegensatz zu den Habsburgern. Von den dt. Kg.en aus dem Hause Luxemburg oder Wittelsbach ließen sie sich ihre Reichsunmittelbarkeit bestätigen, die Habsburger wieder versuchten nicht nur, dies zu hintertreiben, sie gingen auch daran, die Stellung der Gf.en in ihrem Territorium auszuhöhlen und ihre Ministerialen abspenstig zu machen. Einer der bedeutendsten Vertreter des Geschlechts war Gf. Ulrich (gest. 1373), unter dessen Ägide die Macht der Schaunberger einen Höhepunkt erreichte. Gf. Ulrich stand in durchaus guten Beziehungen zu den Habsburgern. Er galt als Finanzgenie, dessen Fähigkeiten auch der hzgl. Kammer zugute kamen. Allerdings wurde er von einem Chronisten des Stiftes Mattsee als Unterdrücker der Geistlichkeit und sogar als Ketzer diffamiert. Von ihm wird er Ausspruch überliefert, er wolle in seinem Bereich »Papst, König, Bischof und Dechant« sein. 1367 war es auch gelungen, die passauische Stadt Eferding durch Kauf vom Bf. zu erwerben. Seit den 70er Jahren kam es zu einer Verschärfung des Gegensatzes zu den Habsburgern und schließlich brach 1380 der Krieg aus, der allerdings mit einer vollständigen milit. Niederlage der Schaunberger endete, auch wenn es der Gegenseite nicht gelang, die Veste Schaunberg trotz des Einsatzes von Feuerwaffen zu erobern. Die Wittelsbacher hatten ihre habsburgischen Rivalen diesmal sogar unterstützt und als Verbündete blieben den Gf.en nur die böhm. → Rosenberger, denen sogar die Stadt Eferding verpfändet werden mußte. Die Mehrzahl ihrer Dienstleute hatten die Gf.en verlassen. Der aus der »Schaunberger Fehde« resultierende Waffenstillstand (1382) brachte harte Bedingungen, die Schaunberger mußten nicht nur die Oberhoheit der österr. Landesfs.en anerkennen und bedeutende Besitzeinbußen hinnehmen. Auch bei einem neuerlichen Aufflammen des Konflikts 1385/86, diesmal mit der Unterstützung der bayerischen Hzg.e im Rücken, konnten die Gf.en keine Wende herbeiführen und mußten den status quo anerkennen. In der Folge waren die Schaunberger den anderen Herrengeschlechtern des Landes ob der Enns gleichgestellt und genossen nur eine Art von Ehrenvorrang. Allerdings kam es noch gelegentlich zu einem Aufflackern des Problems bis in die Zeit Ferdinands I., als die Schaunberger ihre Reichsstandschaft stärker betonten. Die letzten männlichen Vertreter des Gf.engeschlechts waren allerdings keine starken Persönlichkeiten, 1548 wurden die Schaunberger gar aus der Reichsmatrikel gestrichen und 1559 starb der letzte Gf. von Schaunberg, Wolfgang, in Eferding.

Ob die Trauner, die sich später Gf.en von → Abensberg-Traun nannten, mit den schon zu Beginn des 12. Jh.s auftretenden edelfreien Herren von Traun (de Truna) identisch sind, ist nicht eindeutig zu klären. Jedenfalls finden wir die Trauner unter den Ministerialen der steirischen Otakare und später in Diensten der Hzg.e von Österreich. Ihr gleichnamiger Stammsitz war eine Wasserburg westlich von Linz. Daneben besaßen sie auch die Burg Eschelberg im Mühlviertel und einige Güter in Niederösterreich. Schon im 13. Jh. ist ihre Stellung im Rahmen der österr. Landherren gefestigt und in der Folge bekleiden sie wichtige Ämter in landesfsl. Diensten, so war etwa Jans von Traun 1362/63 Landeshauptmann in Österreich ob der Enns.

Der Ministerialtät der steirischen Landesfs.en gehören auch die folgenden drei Geschlechter an, die Volkersdorfer, Starhemberger und → Losensteiner. Die Volkersdorfer, deren Stammsitz in Gleink bei Steyr zu suchen ist, bekleideten wichtige landesfsl. Ämter und stellten mit dem letzten männlichen Vertreter Wolf Wilhelm von Volkersdorf (gest. 1616) noch einen Landeshauptmann von Oberösterreich.

Gleichen Stammes waren die Starhemberger und → Losensteiner, deren Trennung um 1220 durch die Brüder Gundaker und During erfolgte. Gundakers Erben nannten sich nach der von ihnen erbauten Burg auf einem Bergrücken an der Nordostecke des Hausrucks (Starhemberg bei Haag am Hausruck). Sie hatten aber noch lange auch Beziehungen zu ihrer alten Heimat an Enns und Steyr. Dazu erwarben sie zu Beginn des 13. Jh.s die Burg Wildberg im Haselgraben nördlich der Donau als passauisches Lehen, die namengebende Burg Starhemberg hingegen überließen sie 1379 im Tausch gegen andere Besitzungen den Habsburgern. Schon während des 15. Jh.s bekleideten die Starhemberger hohe Ämter, wie etwa das eines Landeshauptmanns im Lande ob der Enns, ihre Stellung wurde aber noch erhöht, da Erasmus von Starhemberg (gest. 1560) die Schwester des letzten Schaunbergers geheiratet hatte und dadurch nach einigen Auseinandersetzungen 1572 ein Großteil des schaunbergischen Erbes für die Familie gesichert werden konnte, darunter Schaunberg und Eferding. Rein äußerlich zeigte sich dies auch in der Übernahme des schaunbergischen Wappens in das eigene Familienwappen der Starhemberger. In der Folge bestand dieses Geschlecht aus den drei Linien zu Peuerbach, Eferding und Wildberg, dazu kamen auch noch Besitzungen in Niederösterreich.

Die → Losensteiner nannten sich bald nach der gleichnamigen Burg im Ennstal, südlich von Steyr und nahmen in dieser Region eine dominierende Stellung ein. Sie sind 1692 mit dem Dompropst Franz Anton ausgestorben, der kurz vor seinem Tod noch die Würde eines Reichsfs.en erlangen konnte (→ Entstehung).

Die Scherffenberg stammten ursprgl. aus Krain und kamen erst im 14. Jh. über Passau nach Oberösterreich, wo sie v.a. im Mühlviertel besitzmäßig verankert waren.

Der bedeutendste Vertreter war Bernhard (gest. 1513), der sich als Feldhauptmann des Ks.s Verdienste erwarb und die Herrschaft Spielberg und einige Güter aus der wallseeischen Erbmasse in seinen Besitz brachte. Zeitw. fungierte auch er als Landeshauptmann. Der oberösterr. Zweig des Geschlechts erreichte in der Folge aber keine größere Bedeutung und ist 1713 erloschen.

Bis zum Jahre 1500 kamen noch zwei weitere Geschlechter zu den alten Herrenstandsfamilien: die Prüschenk, die wahrscheinlich aus Oberösterreich stammten, aber zunächst hauptsächlich in der Steiermark begütert waren und bes. zu Ks. Friedrich III. und seinem Sohn Maximilian in einem bes. Naheverhältnis standen. Sie wurden zu Gf.en von → Hardegg, nachdem die ältere Familie gleichen Namens erloschen war, erhoben und sind die Erbauer der Greinburg oberhalb ihrer Stadt Grein, jedoch haben sie ihren Wirkungskreis bald nach Niederösterreich verlegt und ihren oberösterr. Besitz verkauft. Die ab 1491 errichtete Greinburg aber ist gewissermaßen das erste Beispiel der Abkehr vom ma. Burgenbau und die Hinwendung zum Schloß, hier eine vierflügelige Anlage, die allerdings im 17. Jh. im Sinne der Spätrenaissance umgestaltet wurde. Einen bes. Aufstieg hatten zunächst auch die Prager zu verzeichnen, die aus der Untersteiermark stammten und als Geldgeber Friedrichs III. gefördert wurden. Ladislaus (Lasla) Frh. von Prag (gest. 1514) erwarb die Herrschaften Mauthausen, wo er das kleine Schloß Pragstein errichtete und Windhaag. Seine Nachkommen aber gerieten in finanzielle Bedrängnisse und mußten einen Großteil ihrer Besitzungen wieder verkaufen.

Die »klassische Zeit« des Burgenbaus in Oberösterreich, das v.a. im Donautal, im Zentralraum und im Mühlviertel eine reiche Burgenlandschaft besitzt, ist das 13. Jh., obwohl schon davor einige bemerkenswerte Wehranlagen errichtet worden sind (z. B. Schaunberg), die aber in der Folgezeit weiter ausgebaut wurden. Erst ab dem 13. Jh. lassen sich dann der Baubestand und die Grdr.e deutlicher erkennen. Das Programm ist durch bestimmte Elemente wie Bergfried, Palas, Kapelle und Ringmauer charakterisiert. Ein Beispiel ist etwa die Burg Ruttenstein (Gmd. Pierbach, Mühlviertel) der Herren von Kapellen, die durch diese unter Einbeziehung eines Vorgängerbaus ab 1281 völlig neu gestaltet wurde. Die verschiedenen Funktionen der Burgen als Wehr-, Verwaltungs-, Repräsentations- und Wohnbauten des Adels brachte im SpätMA v.a. im Bereich des Wohnens differenzierte Lösungen hervor, die Ausdehnung wurde unter Einbeziehung der verschiedenen Geländeformen immer größer. Die bemerkenswerteste Anlage ist zweifellos der gleichnamige Stammsitz der Gf.en von Schaunberg auf einem Höhenrücken nordwestlich von Eferding. Sie wurde gerade in der Zeit, als die Schaunberger den Gipfel ihrer Machtstellung erreicht hatten, also in der ersten Hälfte des 14. Jh.s, entscheidend ausgebaut durch eine Vorburg, wo die meisten Wirtschaftseinrichtungen Platz fanden, aber auch durch einen groß dimensionierten, mehrgeschossigen Palas und ebenso durch eine relativ geräumige Kapelle. Auf der Schaunberg zeigen sich auch Hinweise auf einen gesteigerten Wohnkomfort. Das beinhaltete ebenso Holzvertäfelungen wie feingliedrige Fenster und Kamine für die beheizbaren Stuben. Ähnliches läßt sich auch für die ebenfalls zeitw. in schaunbergischen Besitz befindliche Burg Neuhaus an der Donau und für die Burg Losenstein im Ennstal festhalten, den Stammsitz der → Losensteiner. Die von den Starhembergern um die Mitte des 15. Jh.s anstelle einer kleineren Vorgängeranlage neu errichtete Burg Pürnstein (Gem. Neufelden) zeigt eine dreiflügelige Anlage auf einem sechseckigen Grundriß mit fünf Rundtürmen entlang der Ringmauer. Hier findet sich ein als »Herrentrakt« bezeichneter Saalbau, ein »Frauentrakt« mit entspr. Wohnräumen und ein Südtrakt mit Kapelle, Verbindungsgängen und einem repräsentativen Stiegenhaus.

Im 15. Jh. zeigt sich aber auch vielfach das Phänomen, daß die Höhenburgen verlassen wurden und sich die Adelsfamilien in neu errichtete oder adaptierte Anlagen in der Ebene begaben. Das war der Fall bei den Schaunbergern, die ihren Sitz von der Schaunberg noch im 15. Jh. in die als »Neue Veste« bezeichnete Burg in Eferding verlegten und auch bei den → Losensteinern, die 1362 das Gut nordwestlich von Steyr »an der Leiten« erworben hatten und einen Bau errichteten, der seit Beginn des 16. Jh.s Losensteinleiten gen. und wohin dann auch der Sitz des Landgerichts aus dem Ennstal verlegt wurde. Auch die Städte erwiesen sich als Anziehungspunkte für den höheren Adel, der sich dort Freihäuser, die von städtischen Abgaben befreit waren, hielt. Hier kam die Landeshauptstadt Linz (seit 1490 offiziell), aber auch die Res. der Landesfs.en, die Stadt Wien, in Betracht. Freilich konnten sich dies nur sehr wenige Familien leisten und es kam auch zu steten Besitzwechseln.

Was die Verwaltung des Adelsbesitzes und die Funktionsträger in diesem Rahmen betrifft, kann am Beispiel der Schaunberger gezeigt werden. Diese traten übrigens meist gemeinsam auf, wobei der älteste Vertreter der Familie eine gewisse Vorrangstellung einnahm. Die Schaunberger gingen auch oft Eheverbindungen mit reichsunmittelbaren oder zumindest aufstrebenden Häusern ein, wie den Bgf.en von Nürnberg, den Gf.en von Cilli, → Öttingen, → Montfort, Arco oder Frangipani. Schaunbergische officiales sind schon seit der zweiten Hälfte des 13. Jh.s bekannt. Ein i.J. 1371 angelegtes Urbar zeigt den umfangr. Besitz und die Einkünfte der Gf.en., die ja nicht nur aus dem Grundbesitz und den Abgaben der bäuerlichen Hintersassen bestanden, sondern etwa auch die Maut in Aschach einschloß. Ihre jährl. Gesamteinkünfte hat man auf etwa 6000-8000 Pfund geschätzt (Othmar Hageneder), die damit unter jenen der → Rosenberger oder auch der Wallseer lagen, die man mit 12 000-15 000 Pfund taxierte. Noch im 15. Jh. hatten auch die Habsburger beträchtliche Schulden bei den Gf.en, in der Größenordnung von etwa 20 000 Pfund. Im Jahre 1402 wurde der abgesetzte römisch-dt. Kg. Wenzel drei Wochen lang auf der Schaunberg gefangengehalten. Acht Jahre vorher war er schon einige Zeit unfreiwillig im Lande ob der Enns, als die frondierenden böhm. Adeligen ihren Kg. an die Starhemberger übergeben hatten, die ihn auf ihrem Schloß Wildberg einige Zeit in Verwahrung hielten.

Die Herrschaft Schaunberg war in mehrere Ämter eingeteilt, in das Amt vor dem oberen Tor (der Burg), Kelngering, Ranzing, Peuerbach und Erlach. Auch der Besitz im Attergau gliederte sich in mind. drei Ämter. Die Verwaltung dieser Ämter unterstand Amtleuten, die oft bäuerlicher Abkunft waren. Diesen waren die Pfleger, die meist rittermäßiger Abstammung waren und dem Kreis der schaunbergischen Dienstmannen entnommen wurden, vorgesetzt.

Diesen oblag die Verwaltung, aber auch die Burghut und andere milit. Aufgaben. Seit der Mitte des 15. Jh.s ist ein Rentmeister gen., der die Finanzen kontrollierte. des weiteren gab es Mautner in Aschach, Aufsichtsorgane über den Weinbau und Richter, Schaffer, Schreiber oder Notare (meist Geistliche), Kapläne, »Räte« und ab 1475 als obersten Beamten einen Kanzler. Weiteres Personal war natürlich auf jeder größeren Burg vorhanden, auch wenn dies nicht immer quellenmäßig belegt ist, wie Wächter, Köche, Handwerker (Schmiede!), Boten, Falkner, manchmal auch Spielleute, Küchen- und andere Knechte und Mägde. Es herrschte eine enge Verschränkung zwischen dem, was man als schaunbergischen Hof bezeichnen könnte, und den Funktionsträgern der eigtl. Verwaltung. Von Hofämtern wie Truchseß und Marschall ist schon seit dem Ende des 12. Jh.s die Rede. Über welchen »Hofstaat« andere Adelsfamilien verfügten ist nicht genau bekannt. Ein anderes Beispiel ist die Herrschaft Weinberg, seit der zweiten Hälfte des 14. Jh.s Sitz der Herren von Zelking. Diese verstanden es, von kleinen Anfängen mit etwa 200 Untertanen ausgehend, eine weitgehend geschlossene Grundherrschaft zu schaffen. Es waren dies v.a. die Brüder Erhard und Wilhelm im 15. Jh., die planmäßig kleinere Adelssitze aufkauften, wodurch nicht nur die Zahl der Untertanen auf ein Vielfaches stieg, sondern auch der Eigenbesitz mit verschiedenen Wirtschaftsbetrieben entscheidend vergrößert wurde. eine Einteilung in verschiedene Ämter als Verwaltungseinheiten finden wir in Weinberg allerdings erst im 16. Jh.

Über die Hofhaltung der letzten Schaunberger in Eferding wird verschiedentlich berichtet, daß diese glanzvoll gewesen sei. In ihrer Burg empfingen die Schaunberger illustre Gäste, wie etwa den Hzg. von Bayern, dessen Kanzler, Wiguläus Hundt von Sulzenmoos, berichtete 1552 von der »Hohen Schule« zu Eferding, was sich wohl nicht nur auf die bes. Trinkgewohnheiten, die an diesem Hof herrschten, bezog. Allerdings galt Gf. Georg von Schaunberg (gest. 1554 mit über 80 Jahren), der Gastgeber, als Verschwender, der seinen Söhnen eine beträchtliche Schuldenlast hinterließ. Der jüngere Sohn Wolfgang, der letzte männliche Schaunberger, der mit einer Tochter des berühmten Gabriel Salamanca, Gf. von → Ortenburg, verh. war, hielt sich an seinem Hof sogar einen Zwerg, dem man aber nachsagte, daß er Unfrieden zwischen den Eheleuten stiftete.

Im 15. Jh. finden wir einige den Hauptburgen benachbarte Kirchen, in denen sich die Familiengrablegen befinden, die dann auch bes. gefördert wurden. Die Schaunberger hatten eine derartige Stätte zunächst im Stift Wilhering, die letzten Generationen des Geschlechts hingegen wurden in der Pfarrkirche von Eferding, deren spätgotischer Bau von der Gf.enfamilie initiiert und unterstützt wurde, bestattet. Die Starhemberger hatten eine wichtige Begräbnisstätte in der Kirche von Hellmonsödt, die vom 15. bis zum 17. Jh. als solche diente. Bemerkenswert ist auch die Fürsorge der Zelkinger für die neu erbaute, dem Hl. Wolfgang geweihte, Kirche von Kefermarkt, die durch das Testament des Frh.en Christoph von Zelking (gest. 1491) mit einem der schönsten, von einem unbekannten Meister geschaffenen, Flügelaltäre Österreichs versehen wurde. Mehrere Generationen der Familie Zelking wurden hier begr., von denen sich zahlr. Grabmonumente erhalten haben. Auch die → Polheimer der Welser Linie hatten eine solche Begräbnisstätte in der dortigen Stadtpfarrkirche.

Zu Beginn des 16. Jh.s verstärkten sich die schon im MA sichtbaren Tendenzen einer Polarisierung zwischen den gesteigerten Machtansprüchen des Landesfsm.s und den Möglichkeiten der vom Adel, v.a. vom Herrenstand, dominierten Stände. Hatte Ks. Maximilian I. noch versucht, nach burgundisch-tirolischem Vorbild eine neue Verwaltungsorganisation für die habsburgischen Erbländer zu schaffen, so kam es unmittelbar nach seinem Tod (1519) zu einer ständischen Reaktion und zur Entmachtung der maximilianeischen Regierung. Maximilian hatte als Landeshauptmann einen Angehörigen des Ritterstandes, Wolfgang Jörger (gest. 1524), eingesetzt, der vom Herrenstand heftig angefeindet wurde. Sein Nachfolger wurde dann wieder ein Herrenstandesmitglied, Cyriak von → Polheim (gest. 1533). Allerdings gebärdeten sich die Stände im Lande ob der Enns nicht bes. radikal, sie verhielten sich eher abwartend. Nachdem der neue Landesherr, Ehzg. Ferdinand, der 1521 in Linz unter großer Beteiligung des oberösterr. Adels seine Hochzeit mit Anna aus dem Hause der Jagiellonen gefeiert und die Herrschaft angetreten hatte, kam es zur dauerhaften Einführung einer zentralen Behördenorganisation. Aber auch die Stände gingen jetzt daran, sich eigene Ämter und Behörden zu schaffen, um ihre Handlungsfähigkeit zu steigern. V.a. das Kollegium der Verordneten (zwei aus jedem Stand) erwies sich in der Folge als bes. wichtig. In der Landeshauptstadt Linz errichteten sich die Stände dann ab 1564 anstelle eines eingegangenen Minoritenkl.s ein prächtiges, im Stil der Renaissance ausgestaltetes Landhaus als Zentrum und äußeres Zeichen ihrer Macht. Alle vier Stände des Landes mußten sich gemeinsam für die staatsrechtliche Stellung des Landes ob der Enns innerhalb der habsburgischen Erblande einsetzen, denn es stellte sich die Frage, ob das Land nur gemeinsam mit Niederösterreich als Ehzm. zu bezeichnen sei. Da das Land ob der Enns aber völlig eigenständig auftreten wollte, wurde ihm dieser höhere Rang von den anderen Ländern verwehrt, es wurde nur als »Fürstentum« anerkannt, das sich hinter den übrigen Ländern einzureihen hätte. Der Streit währte bis in das Jahr 1632 und wurde damals zuungunsten der Oberösterreicher entschieden.

Zum politischen Antagonismus zwischen Landesfsm. und Ständen trat seit den 20er Jahren des 16. Jh.s immer stärker auch ein religiöser Gegensatz, denn der Herrenstand und auch die Ritter und die Städte wurden von der reformatorischen Bewegung erfaßt, während die Habsburger weiterhin an der römischen Kirche festhielten. Schon in den 20er Jahren des 16. Jh.s finden wir Schaunberger, Starhemberger, → Polheimer, Zelkinger und → Losensteiner als Anhänger der Reformation und auch die meisten der übrigen Familien sind ihren Standesgenossen hier gefolgt. Daher kam es zu einer Verknüpfung der politischen und finanziellen Forderungen des Landesfs.en an die Stände mit deren Bestrebungen nach religiöser Freiheit. Dem stand allerdings das Prinzip der Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens von 1555 entgegen, das dem Landesfs.en die Entscheidung über die Konfession in seinem Territorium überließ. Den Ständen gelang es allerdings, gegen bedeutende finanzielle Leistungen von Ks. Maximilian II. das Zugeständnis freier Religionsübung für den Adel auf seinen Schlössern, Städten, Dörfern und Patronatskirchen zu erhalten. Diese »Religionskonzession« (1568) war zwar zunächst nur für die Herren und Ritter Niederösterreichs bestimmt, sollte aber auch für die Oberösterreicher gelten, nicht jedoch für die landesfsl. Städte.

In der Folge sicherten die protestantischen Stände ihre Positionen, indem sie evangelische Prediger auf ihren Schlössern und in den Patronatspfarren einsetzten, dem Landesfs.en auf den Landtagen selbstbewußt gegenübertraten, im Landhaus in Linz den evangelischen Gottesdienst etablierten und eine »Landschaftsschule« für die Erziehung der adeligen Jugend einrichteten, an die bedeutende Lehrer berufen wurden. Auch der berühmte Mathematiker und Astronom Johannes Kepler stand von 1612-1626 in den Diensten der oberösterr. Stände, eine Verpflichtung, die durch die Freundschaft mit einigen angesehenen Mitgliedern des Herrenstandes, wie Starhemberg, Tschernembl und Jörger zustande kam.

Seit der Regierungszeit Ks. Rudolfs II.(1576-1612) sind aber auch die ersten Anzeichen der »Gegenreformation« festzustellen, da auch die katholische Kirche nach dem Konzil von Trient wieder festen Boden unter ihren Füßen hatte. Die Maßnahmen des in Prag residierenden Ks.s, dessen verlängerter Arm im Lande der Landeshauptmann war, der nicht den alteingesessenen Kreisen des obderennsischen Adels entstammte, konnten allerdings noch abgewehrt werden. Den evangelischen Ständen kam sogar zugute, daß es zu schweren Auseinandersetzungen innerhalb der Dynastie, dem »Bruderzwist« zwischen dem Ks. und dem ehrgeizigen Ehzg. Matthias kam. So sind die ersten beiden Jahrzehnte des 17. Jh.s die große Zeit des adeligen Protestantismus im Lande. Erst als mit Ehzg. Ferdinand, dem späteren Ks. Ferdinand II., aus der innerösterr. Linie der Habsburger ein kompromißloser Katholik, der schon als junger Landesfs. der Gegenreformation in der Steiermark und in Kärnten zum Durchbruch verholfen hatte, an die Spitze des Hauses gelangte, kam es zur Konfrontation.

In Oberösterreich war der Adel zwar in seiner großen Mehrheit protestantisch, innerhalb des Protestantismus wirkten sich aber verschiedene Strömungen aus. Gegen Ende des 16. Jh.s zeigten sich auch die konfessionellen Unterschiede stärker. Wiedertäufer und mehr noch Flacianer hatten auch unter den Adeligen Anhänger gefunden, blieben jedoch nur Episode. Zu Beginn des 17. Jh.s aber finden wir einige Anhänger Calvins im Herrenstand, die zwar eine Minderheit innerhalb der lutherisch Gesinnten darstellten und aufgrund der fehlenden rechtlichen Absicherung ihre Gesinnung nicht öffentlich zeigen konnten und daher bes. eine evangelische Solidarität betonten, sich aber anderseits durch bes. Fähigkeiten in der Politik hervortaten. Der Exponent dieser Kreise war Georg Erasmus Frh. von Tschernembl (1567-1626), der einem ursprgl. krainischen Geschlecht entstammte, das aber schon seit zwei Generationen im Lande ob der Enns seßhaft war. Er war ein hochgebildeter Mann, der in Genf studiert hatte, die staatstheoretischen Schriften eines François Hotman, Duplessis- Mornay und Althusius genau kannte und sich wohl selbst auch als Theoretiker versuchte. Allerdings war er v.a. Praktiker, der die politischen Taktiken anzuwenden wußte und sich durch große Beredsamkeit auszeichnete, die er bei passenden Gelegenheiten geschickt einsetzte. Durch seine Mutter, eine Starhembergerin, war er auch mit allen führenden alteingesessenen Herrenstandsfamilien verwandt. Es ist in letzter Zeit versucht worden (Arno Strohmeyer) die Rolle dieses Mannes und die Bedeutung des Calvinismus im Rahmen der ständischen Politik etwas zu relativieren, tatsächlich aber zeigt sich gerade in Oberösterreich sehr deutlich, daß es ein kleiner Kreis um Tschernembl war, der die ständische Politik bestimmte und stark von rigideren religiösen und politischen Vorstellungen geprägt war als die Lutheraner, von denen die meisten nur zögerlich in eine radikale Opposition zum Landesfs.en gingen (Hans Sturmberger, Georg Heilingsetzer). In Oberösterreich aber war es, als sich die Lage zuspitzte, nicht zu einer Spaltung der Stände gekommen wie im benachbarten Niederösterreich, die Bruchlinien zwischen den Konfessionen und der Bereitschaft zur politischen Opposition wurden erst nachher sichtbar.

Tschernembl und sein Kreis knüpften Beziehungen zu allen führenden Ständepolitikern im Reich und in Europa und sie schlossen sich nach langen Verhandlungen in einer »Konföderation« den aufständischen Böhmen an und verweigerten Ferdinand II. die Huldigung. Die Niederlage in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag im Nov. 1620 brachte nicht nur persönliche Konsequenzen für die Hauptbeteiligten, sondern auch eine tiefgreifende Veränderung des politischen Systems im Verhältnis von Landesfs. und Ständen und die Durchführung der katholischen Gegenreformation, die jetzt möglich wurde.

Zwar kam es nicht zu öffentlichen Hinrichtungen wie in Prag – Tschernembl und einige andere waren außerdem geflohen –, aber das Land ob der Enns war acht Jahre lang im Pfandbesitz des engsten Verbündeten der Habsburger, des Hzg.s Maximilian von Bayern, und es gelang den Ständen erst nach einigen Jahren, wieder bei ihrem angestammten Landesfs.en in Gnaden aufgenommen zu werden, alle Ambitionen einer selbstbewußten ständischen Politik mußten aufgegeben werden und auch der Adel sah sich vor die Alternative Konversion oder Emigration gestellt. Manche Herrenstandsmitglieder hatten hohe Schulden, was zum Teil auf Konfiskationen oder Strafgelder zurückzuführen war. Von den vier Söhnen des dem Calvinismus nahestehenden Ständepolitikes Reichard von Starhemberg (gest. 1613) blieben zwei protestantisch, der älteste und der jüngste jedoch konvertierten zur katholischen Kirche. Heinrich Wilhelm (gest. 1675), der älteste, machte daraufhin Karriere am Ks.hof als Obersthofmarschall und geheimer Rat. Durch seine Heirat mit einer Tochter des einflußreichen Gf.en Meggau fiel ihm auch ein reiches Erbe zu. Trotzdem mußten die Starhemberger ihre von den Schaunbergern ererbte Herrschaft Eferding verkaufen und von etwa 1630-1660 war ein bayerisches Geschlecht im Besitz dieses wichtigen Herrschaftsmittelpunktes, ehe es zu einem Rückkauf kam und ähnlich war es bei den (→ Abensberg)-Traunern, die ihr Stammschloß Traun 1629 –1664 in fremde Hände geben mußten, obwohl der Besitzer Siegmund Adam von Traun zwar Protestant war, aber als loyal zu den Habsburgern angesehen wurde.

Im Laufe des 16. Jh.s stießen einige neue Geschlechter zu den schon bekannten Herrenstandsfamilien. Die Tschernembl wurden schon gen., den Jörgern gelang es dann um die Mitte des 16. Jh.s, in den Herrenstand aufzusteigen und durch die frühen persönlichen Verbindungen zu Martin Luther wurden sie auch bes. Exponenten des Protestantismus im Lande. Der aus der Lombardei stammende jüdische Arzt und Gelehrte, Dr. Paul Rizzio (Riccio, Rizzius, gest. ca. 1542), erwarb die Herrschaften Neuhaus und Sprinzenstein im Mühlviertel und wurde zum Ahnherrn einer Familie, die sich nach Sprinzenstein nannte, 1565 in den Herrenstand aufgenommen, protestantisch wurde und allmählich auch Eheverbindungen mit den einheimischen Familien einging. Um diese Zeit stießen auch die ursprgl. in Böhmen beheimateten, aber schon seit längerer Zeit in habsburgischen Diensten stehenden Harrach zu den älteren Herrenstandsgeschlechtern. Sie blieben katholisch, ebenso wie die aus Meißen stammenden Meggau, die 1582 auch den Landeshauptmann stellten, ein wichtiges Amt, das stets an der Schnittstelle zwischen landesfsl. und ständischen Interessen stand. Auch die Lamberg waren Katholiken und stellten am Ende des 16. Jh.s einen Landeshauptmann, standen schon seit Generationen in habsburgischen Diensten, konnten aber erst relativ spät im Lande ob der Enns Fuß fassen, wo sie v.a. die Herrschaft Steyr, zunächst pfandweise, an sich brachten. Im Attergau ließen sich die Khevenhüller, die ursprgl. aus Kärnten kamen, nieder und erwarben die Herrschaften Kammer, Kogl und Frankenburg. Sie waren zu Beginn des 17. Jh.s Protestanten ebenso wie die weiteren neuen Herrenstandsfamilien, von denen nur noch die ebenfalls aus Kärnten gekommenen → Ungnad erwähnt seien. David Ungnad (gest. 1600), war zeitw. Hofkriegsratspräsident gewesen, hatte die Herrschaft Ennsegg erworben und fand Eingang in die Matrik des Herrenstandes. Sein Sohn Andreas (Andrä) war einer der führenden Exponenten der ständischen Bewegung und mußte 1620 für längere Zeit das Land verlassen.

Insgesamt umfaßte der Herrenstand zu Beginn des 17. Jh.s ungefähr 30 Geschlechter, eine Liste aus dem Jahr 1608 weist zunächst 27 Herren- und 60 Ritterfamilien auf. Der Ritterstand war ursprgl. viel zahlr. gewesen, noch i.J. 1590 werden insgesamt 88 Familien gen. Die Zahlen schwanken, da bei einigen Geschlechtern die Landstandschaft umstritten war. Im Jahr 1620 werden 25 Herrenstandsfamilien gegenüber 53 ritterschaftlichen erwähnt, wobei hier offensichtlich keine Vollständigkeit gegeben war. Nach dem Sieg des Ks.s über die frondierenden Stände kam es auch wieder verstärkt zu Neuaufnahmen, aber es war natürlich immer wieder damit zu rechnen, daß Familien in männlicher Linie ausstarben oder aufgrund der konfessionellen Vorgaben auswanderten. Obwohl die Umschichtungen innerhalb des Adels nicht so tiefgreifend waren wie in Böhmen, ergaben sich doch einige Veränderungen. Bei den Herrenfamilien wurden gelegentlich auch solche eingetragen, die keinen Besitz im Lande hatten. Die Tendenz ging jedoch ganz deutlich zugunsten des Herrenstandes, der schließlich i.J. 1721 34 Familien umfaßte und damit doppelt so viele wie der Ritterstand mit nur mehr 17. Auch was die Besitzgrößen betrifft, befanden sich die größten Grundherrschaften des Landes entweder im Eigentum der Kl. oder der Herrenstandsfamilien. Beide adeligen Stände hatten seit der zweiten Hälfte des 16. Jh.s aber das Bedürfnis, sich sozial nach unten hin abzuschließen. Denn reich gewordene Bürger und vom Ks. Nobilitierte drängten darauf, Grundbesitz zu erwerben und unter die Stände aufgenommen zu werden. So wurden zur Zeit Ks. Rudolfs II. Abmachungen getroffen, die die Aufnahme neuer Mitglieder an bestimmte Regeln knüpfte und die Zustimmung einer Majorität der Stände vorsah. Außerdem mußten sich die neuen Ständemitglieder hinter den alt eingesessenen einreihen. Auch zwischen Herren und Rittern gab es gewisse Prestigekämpfe. Man warf den Herren Hochmut vor und sah einen Unglücksfall, die »Freydegger Hochzeit«, als der niederösterr. Frh. Reichard Strein von Schwarzenau, der auch den Oberösterreichern vielfach verbunden war, die Schwester des Georg Erasmus Tschernembl heiratete, als Strafe des Himmels an. Beim prunkvollen Hochzeitsfest im Schloß Freydegg im westlichen Niederösterreich, bei dem nur Mitglieder des Herrenstandes eingeladen waren, war es nämlich zum Einsturz der Decke gekommen, die die ganze Hochzeitsgesellschaft unter sich begrub und zahlr. Opfer forderte.

Nach 1620 ergaben sich die Möglichkeiten zur Bildung größerer Besitzkomplexe, da es auch zu Konfiskationen und vermehrt zu Verkäufen infolge Emigration gekommen ist. Allerdings war es vielfach auch so, daß ein Großteil der Familie auswanderte, während ein Angehöriger konvertierte und den Besitz übernehmen konnte. Auch die Verbindung mit dem Dienst am ksl. Hof, in der Armee oder in der Verwaltung wurde wieder stärker wahrgenommen, während die ständische Politik an Bedeutung und Anreiz verlor. Durch die Gnade des Landesherrn, der ja zugl. auch römisch-dt. Ks. war, winkten nicht nur Geldgeschenke und Pensionen, mehr noch aber konnte man mit Standeserhöhungen und Ehrungen rechnen. Die Erhebung in den Gf.en- oder gar Fs.enstand kam hier natürlich bes. in Frage. Seit der Regierungszeit der Ks. Ferdinands II. und seines Sohnes Ferdinand III. wurde davon häufig Gebrauch gemacht. Nacheinander wurden die Meggau, Khevenhüller, → Losenstein, Herberstorff, Harrach, Kuefstein, → Ungnad (Weissenwolf), Lamberg, Starhemberg, Traun, Jörger, Sprinzenstein, Salburg, Schallenberg, Hohenfeld und Thürheim erhoben. Den Reichsfs.enstand – allerdings als Personalisten – erreichten nur die → Losenstein (1690), Lamberg (1707) und die Starhemberg (1765). Bei den Khevenhüllern gelang dies zwar der Kärntner Linie, nicht jedoch der oberösterr. Die Fs.en von → Auersperg kamen erst gegen Ende des 17. Jh.s zu ihren oberösterr. Besitzungen, als es ihnen gelang, einige Herrschaften aus dem Erbe der → Losensteiner zu erwerben. Es verstärkte sich auch die Tendenz, bedingt auch durch die Neuaufnahmen nach 1620, wie zum Beispiel den steirischen → Eggenbergern, daß viele Familien nicht mehr nur in einem oder einem zweiten Land innerhalb der Habsburgermonarchie begütert waren, sondern in mehreren. So besaßen etwa die Starhemberg, Lamberg, Harrach und andere auch Güter in den Kgr.en Böhmen, und Ungarn.

Wenn es im 17. Jh. nicht zur Ausbildung großer Güterkomplexe kam, so hatte das in erster Linie biologische Gründe. So entwickelte der Statthalter während der Verpfändung des Landes an Bayern, der aus der Steiermark stammende Adam Gf. Herberstorff (gest. 1629), hektische Aktivitäten zur Schaffung eines Großgrundbesitzes mit dem Schloß Orth am Traunsee als Mittelpunkt. Er wurde in ksl. Dienste übernommen und amtierte als Landeshauptmann. Nach seinem frühen Tod mußte die Wwe. allerdings den gesamten Besitz wieder verkaufen, da sich auch eine beträchtliche Schuldenlast angehäuft hatte. Joachim Enzmillner (gest. 1678), erlebte als Sohn eines schwäbischen Schulmeisters einen enormen Aufstieg und brachte es nach medizinischen und juristischen Studien in Wien zum Besitzer mehrerer Herrschaften in Ober-^^ und Niederösterreich und schließlich sogar zum Reichsgf.en von Windhaag. An diesem Ort (bei Perg) ließ der Gf. ein prächtiges neues Schloß errichten, worin auch seine Kunstsammlungen und die Bibliothek untergebracht waren. Allerdings ließ die einzige Tochter des Gf.en, die Nonne geworden war, nach dem Ableben des Vaters dieses Schloß wieder abreißen. Leonhard Helfrid Gf. Meggau (gest. 1644) konnte zahlr. Besitzungen an sich bringen, wobei ihm auch der Umstand zu Hilfe kam, daß nach einer – allerdings nicht vollständigen – Liste aus dem Jahr 1633 von insgesamt 167 Herrschaften im Lande 41 Güter von Emigranten zur Disposition standen. So erwarb Meggau u. a. Greinburg und auch das Schloß des Georg Erasmus Tschernembl (Schwertberg) und konnte schließlich insgesamt etwa ein Drittel aller Grundherrschaften im Machlandviertel sein Eigen nennen. Allerdings hatte er keinen Sohn und so kam es nach seinem Tode zu einer Teilung und es erbten seine fünf Töchter beziehungsweise die Familien von deren Ehemännern.

Die planmäßige Erweiterung und Intensivierung einer Grundherrschaft nach 1620 läßt sich aber anschaulich am Beispiel von Weinberg zeigen. Dieses Schloß hatten die Thürheim, eine rittermäßige Familie aus Schwaben (Bibrachzell), von den Zelkingern gekauft. Christoph von Thürheim (gest. 1634) war zunächst Pfleger der passauischen Herrschaft Ebelsberg gewesen, fand aber bald Aufnahme unter den Ritterstandsmitgliedern. Schon die nächste Generation stieg dann in den Herrenstand auf. Die Thürheim setzten die Bestrebungen der Zelkinger weiter fort und so entstand schließlich im 18. Jh. die größte Grundherrschaft des Mühlviertels mit 950 untertänigen Häusern und einem Reinertrag von 11 000 Gulden. Größer war allerdings die Herrschaft Steyr im südlichen Oberösterreich der Gf.en (Fs.en) von Lamberg, die auf 2212 Häuser und einen Reinertrag von 23 000 Gulden kam. Eine von den Herrschaftsbesitzern intendierte Steigerung der Erträge führte auch dazu, daß sich die Grundherren verstärkt als Unternehmer betätigten, wobei Teichwirtschaft, Ziegelerzeugung, Brauereien, Papiermühlen und anderes betrieben wurde, zum Beispiel auch der kurzfristige Anbau von Tabak (in der Herrschaft Schwertberg 1659-64). Man hat diese Form der Grundherrschaft als »Wirtschaftsherrschaft« (Georg Grüll nach Alfred Hoffmann) bezeichnet. Hier war natürlich auch ein größeres Personal vonnöten, an dessen Spitze ein Pfleger oder Oberpfleger stand, sowie Schreiber, Rechnungsbeamte, Handwerker, Küchen- und Kellermeister, Köchinnen, Heizer und zahlr. untergeordnete Kräfte. Dazu kamen noch Dienstpersonal für den persönlichen Bedarf und evtl. ein Schloßgeistlicher. Das war natürlich nach der Zahl sehr verschieden und hing von den finanziellen Möglichkeiten ab. Die Herrschaftsbesitzer aber waren seit dem 17. Jh. oft abwesend, sei es, daß sie Dienst bei Hof oder in der Armee versahen, sei es aber auch, daß sie das gesellschaftliche Leben in den Städten dem Landaufenthalt vorzogen.

Seit dem Beginn des 16. Jh.s unternahm der Adel insgesamt große Anstrengungen zur Verbesserung im Bereich der Bildung. Denn die Konkurrenz bürgerlicher Juristen als Räte der Fs.en und Praktiker bei Gericht und in der Verwaltung stellte eine enorme Herausforderung dar. War es zu Beginn des Jh.s noch eine Seltenheit, wenn ein Angehöriger des Herrenstandes ein Studium an einer Universität betrieb, so war dies ein halbes Jh. später fast ein Muß. So wurden die berühmten Juristenfakultäten von Padua, Siena und Bologna besucht und auch die Universitäten des Reiches, wie Tübingen, Straßburg, Jena, seltener Wittenberg und andere. Dabei kam es im Zuge der adeligen Ausbildung auch zum Unterricht im Tanzen, Fechten, Reiten usw. Die potenteren Familien hatten einen Hofmeister, der die Jugend begleiten konnte, wobei die elementare Ausbildung oft auf den heimischen Schlössern durch diese geleistet wurde. Im Lande ob der Enns wurde auch zu diesem Zweck die »Landschaftsschule« gegr., die ab 1574 im Linzer Landhaus untergebracht war und stark konfessionell geprägt war. Sie diente in erster Linie der Vorbereitung auf weitere Studien an Universitäten, hatte jedoch einen guten Ruf als »Gymnasium illustre«. Bei ihren Italienaufenthalten und den Reisen in andere europ. Länder sahen die jungen Herren die Bauten, Kunstwerke und Bibliotheken dieser Länder, was zu einem gesteigerten kulturellen Anspruch führte, aber das war für alle Konfessionen ähnlich. Es entstanden nun Adelsbibliotheken, die oft mehrere Tausend Bände beinhalteten und das Wissen der Zeit umfaßten, von Theologie, mit vielen Kontroversschriften der Protestanten und Katholiken, Philosophie, Geschichte, Jurisprudenz und Staatswissenschaft, Medizin, Kunsttheorie und literarischen Meisterwerken von der ital. Renaissance bis zu den Hauptwerken der klassischen lat. Literatur, Franzosen, Spaniern und Deutschen nebst dazugehörigen Wörterbüchern. Die Starhemberger hatten solche Bibliotheken in Peuerbach (die leider schon 1571 ein Raub der Flammen wurde), Eferding und Riedegg. Hier waren auch lat. und germanische Handschriften des MAs enthalten, die wohl schon im 16. Jh. einen gewissen Grundstock bildeten. Die Jörger hatten eine bedeutende Bibliothek im Schloß Steyregg und in ihrem Stammsitz Tollet bei Grieskirchen und schließlich besaß auch Georg Erasmus Tschernembl eine erlesene Büchersammlung, die nach seiner Flucht von den Jesuiten übernommen wurde. Auch die Stände in ihrer Gesamtheit hatten eine Bibliothek im Linzer Landhaus eingerichtet. Die späthumanistische Adelskultur führte zu einem Mäzenatentum, das die Künste ebenso umfaßte wie die Wissenschaften. Der vielfach auch von protestantischen Theologen wg. seiner religiösen Haltung angefeindete Johannes Kepler wurde gerade von den führenden Adelsgeschlechtern bes. protegiert und er wußte dies auch gebührend zu würdigen, wie seine Briefe und Widmungen zeigen. Es wurden aber auch begabte Knaben aus ärmeren Kreisen gefördert, wenn sie sich für ein weiterführendes Studium eigneten.

Viele Schlösser der führenden Familien wurden nun im Stil der Renaissance um- oder sogar neu gestaltet. Die Starhemberger bauten sich im ersten Jahrzehnt des 17. Jh.s neben der alten Burganlage Riedegg ein neues Schloß, das mit einer Reitstiege versehen wurde und in Weinberg wurde zur gleichen Zeit und im folgenden Jahrzehnt das alte Gebäude von den Zelking im Stil der Zeit adaptiert und zeigte nun mehr Regelmäßigkeit. Georg Erasmus Tschernembl schloß an die alte Anlage in Schwertberg einen neuen Flügel an und in Hartheim konnte der Bauherr, ein Aspan von Haag, der gerade in den Herrenstand aufgerückt war, einen vollständigen Neubau errichten, der viell. am reinsten in seiner Regelmäßigkeit die Baugesinnung der Renaissance zeigt. Ähnlich auch das Schloß Aistersheim der Familie Hohenfeld, die damals noch dem Ritterstand angehörten, noch im 16. Jh. neu gestaltet, ein Wasserschloß mit vier runden Ecktürmen. Wie aus Baurechnungen und Korrespondenzen hervorgeht, waren bei diesen Baumaßnahmen Italiener am Werk, mehrmals ein »Meister Antonio«, wohl aus der Familie der Canevale.

Aber auch nach dem ominösen Jahr 1620 wurden noch Bauwerke im Renaissancestil gestaltet, wie etwa Schloß Greinburg durch Leonhard Helfrid von Meggau (ab 1621) oder die Tillysburg, die von Werner Tserclaes Gf. Tilly, aus der Familie des berühmten Feldherrn der katholischen »Liga«, anstelle eines älteren Baus, den er von den Erben der Volkersdorfer gekauft hatte, ab 1633 errichtet wurde und der schon einen Übergangsstil zeigt. Ab dieser Zeit sind größere Umbauarbeiten oder gar Neubauten von Schlössern aber für einige Zeit eingestellt worden. Erst nach den Türkensiegen am Ende des Jh.s wurde wieder mehr gebaut, im Stile des Barock, und da trat dann wieder bes. die Kirche in Erscheinung, die während der zweiten Hälfte des 16. und zu Beginn des 17. Jh.s fast gar nicht als Bauherr aufgetreten war.

Auch auf die Innenraumgestaltung wurde großer Wert gelegt. Vertäfelte Decken und reichgeschmückte Türen, verzierte Kachelöfen und Möbel mit Einlegearbeiten waren in der Regel auf den meisten Schlössern vorhanden, auch wenn heute nur mehr Reste vorhanden sind. Wir können das den verschiedenen Inventaren entnehmen, die seit dem 16. Jh. angelegt wurden. Ein solches der starhembergischen Burg Pürnstein (Gmd. Neufelden) aus dem Jahr 1563 zeigt einen großen Reichtum an Möbeln, Geschirr, Bettzeug und Kleidung, Waffen und eine gehörige Anzahl von Schmuckstücken. Fünfzig Jahre später wurde nach dem Tode Reichards von Starhemebrg im Schloß Riedegg ein Inventar angelegt, das neben den Gebrauchsgegenständen auch zahlr. Gemälde aufweist, Porträts von Familienmitgliedern, aber auch von Habsburgern und dt. Fs.en. Die Reichhaltigkeit an Möbeln und anderen Gebrauchsgegenständen, sowie die großen Vorräte zeigen Inventare auch weniger bedeutender Geschlechter wie der Rödern und Ödt (Berg b. Rohrbach bzw. Helfenberg). Hier finden sich ebenso kleinere Büchersammlungen wie Musikinstrumente, etwa Lauten, Geigen und Theorben (Laurenz Proell). Bes. aufwändig waren die Innenräume des Schlosses Weinberg, die etwa um diese Zeit entstanden sind. Die Decken waren mit Stuck verziert, ebenso wie die Kamine. Hier wurden Themen aus der Mythologie, die Orpheussage, und antike Gottheiten dargestellt, die Türstöcke aber zeigen die Wappen der Auftraggeber, der Zelkinger, und der mit ihnen verwandten Familien.

Quellen

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L. Allgemeines: Auer, Konrad: Die Herrenstands-Geschlechter des Landes ob der Enns in neuerer Zeit, (ungedr. phil. Diss.) Wien 1937. – Brunner, Otto: Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte, 5. Aufl., Darmstadt 1965. – Feldbauer, Peter: Der Herrenstand in Oberösterreich. Ursprünge, Anfänge,Frühformen, Wien 1972. – Haider, Siegfried: Geschichte Oberösterreichs, Wien 1987. – Tausend Jahre Oberösterreich. das Werden eines Landes, Ausstellungskatalog Wels 1983, 2 Bde., hg. von Dietmar Straub, Linz 1983. – Vancsa, Max: Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, 2 Bde, Gotha 1905. – Weiss von Starkenfels, Aloys: Der oberösterreichische Adel, Nürnberg 1894 (J. Siebmacher’s großes Wappenbuch, 4,5). – Weltin, Maximilian Das Land und sein Recht. Ausgewählte Beiträge zur Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, hg. von Folker Reichert und Winfried Stelzer, Wien u. a. 2006 (MIÖG. Erg.bd. 49). – Winkelbauer, Thomas Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter, 2 Bde., Wien 2003.

Burgen und Schlösser: Baumert, Herbert Erich/Grüll, Georg: Burgen und Schlösser in Oberösterreich, Bd 1: Mühlviertel und Linz, 3. Aufl., St. Pölten u. a. 1988, Bd 2: Innviertel und Alpenvorland, 2. Aufl., Wien 1985, Bd 3: Salzkammergut und Alpenland, 2. Aufl., Wien 1983. – Götting, Wilhelm/Grüll, Georg: Burgen in Oberösterreich, Linz 1967. – Kühtreiber, Thomas/Reichhalter, Gertrud: Der spätmittelalterliche Burgenbau in Oberösterreich, in: Ausstellungskatalog Gotik Schätze Oberösterreich, 2. Aufl., Linz o.J.[2003], S. 72-86. – Proell, Laurenz: Ein Blick in das Hauswesen eines österreichischen Landedelmannes aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts, Wien 1888/89 (Jahresbericht über das K. K. Staatsgymnasium im 8. Bezirke Wiens für das Schuljahr 1888 und 1889).

Einzelne Zeitabschnitte und Familien: Doblinger, Max: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte, in: Archiv für österreichische Geschichte 95 (1906) S. 235-578. – Eder, Karl: Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung, Linz 1932. – Eder, Karl: Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns 1525-1602, Linz an der Donau 1936. – Grüll, Georg: Weinberg: Die Entstehungsgeschichte einer Mühlviertler Wirtschafts-Herrschaft, in: Mitteilungen des oberösterreichischen Landesarchivs 4 (1955) S. 7-203. – Hageneder, Othmar: Beiträge zur Geschichte der Herrschaft Schaunberg, (ungedr. phil. Diss.), Wien 1951. – Hageneder, Othmar: Die Grafschaft Schaunberg. Beiträge zur Geschichte eines Territoriums im späten Mittelalter, in: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 5 (1957) S. 189-264. – Hageneder, Othmar: Das Land der Abtei und die Grafschaft Schaunberg, in: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 7 (1960) S. 252-295. – Haider, Siegfried: Die Herren von Volkerstorf in der oberösterreichischen Geschichte, in: Oberösterreich 39,1 (1989) S. 21-26. – Heilingsetzer, Georg: Ständischer Widerstand und Unterwerfung. Erasmus von Starhemberg und seine Rechtfertigungsschrift (1621), in: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 14 (1984) S. 269-289. – Heilingsetzer, Georg: Zwischen Bruderzwist und Aufstand in Böhmen. Der protestantische Adel des Landes ob der Enns zu Beginn des 17. Jahrhunderts, in: Schloß Weinberg im Lande ob der Enns, hg. von der Messerschmitt Stiftung, Linz 1991 (Berichte der Messerschmitt Stiftung zur Denkmalpflege, 6), S. 73-119. – Heilingsetzer, Georg: Das Jahr 1620 als Zäsur? der oberösterreichische Adel im Vergleich mit dem Adel der böhmischen Länder, in: Aristokraticke rezidence a dvory v ranem novoveku, hg. von Vaclav Bůžek und Pavel Kral, Ceske Budejovice 1999 (Opera historica, 7), S. 115-137. – Hruza, Karel: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171-1331), Linz 1995. – Lackner, Christian Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365-1406), Wien u. a. 2002 (MIÖG. Erg.bd. 41). – Reichert, Folker: Landesherrschaft, Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im Herzogtum Österreich, Wien 1985. – Strohmeyer, Arno: Konfessionskonflikt und Herrschaftsordnung. Widerstandsrecht bei den österreichischen Ständen (1550-1650), Mainz 2006. – Sturmberger, Hans: Georg Erasmus Tschernembl. Religion, Libertät und Widerstand, Linz 1953 (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs, 3). – Sturmberger, Hans: Adam Graf Herberstorff. Herrschaft und Freiheit im konfessionellen Zeitalter, Wien 1976. – Wurm, Heinrich: Die Jörger von Tollet, Linz 1955 (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs, 4). – Zauner, Alois: Vöcklabruck und der Attergau. Stadt und Grundherrschaft bis 1620, Linz 1971 (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs, 12). – Zauner, Alois: Ottokar II. Přemysl und Oberösterreich, in: Jahrbuch des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich. NF 44/45 (1978/79) S. 1-72.