Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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KIRCHBERG

A. Kirchberg

I.

Gemeint sind hier weder die gleichnamigen altbayerisch-österr. noch die thüringischen Träger dieses Namens, sondern die zwischen 1087 und 1510 agierenden schwäbischen Gf.en von K. (ma. Schreibweise u. a. auch: Chilberc, Chilcberg, Circhperc, Kircperg, Kyrchberch, Kirchperg). Die namengebende Burg liegt südlich von Ulm, nahe am Zusammenfluß von Donau und Iller. Sie wurde wohl zunächst in Unterkirchberg (heute Illerkirchberg, Alb-Donau-Kr.) errichtet und vermutlich im späten 11. Jh. als Burg Oberk. (heute Illerk., Alb-Donau-Kr.) auf einen nahe der Siedlung gelegenen Bergsporn verlegt (→ K.). Für die Entstehung der Höhenburg direkt vor den Toren der Pfalz Ulm ist möglicherw. folgender Kontext bedeutsam: Ulm bildete 1076/77 die Zentrale der antistaufischen süddt. Adelsopposition und war noch bis zum Ausgang des Jh.s kgl. Zugriff weitgehend entzogen. Neben Muter-K. wurde in der älteren Forschung auch der Schlossberg bei Dorndorf (Gmd. Illerrieden, Alb-Donau-Kr.) als frühester Kirchbergischer Burgenstandort in Betracht gezogen.

Als eine Art Spitzenahnin fungierte die urkundlich nicht nachgewiesene Hl. It(h)a (auch Ida, Idda u. a.). Sie soll im frühen oder mittleren 12. Jh. als kirchbergische Gf.entochter geb. worden sein und nach einer ernstlichen Ehekrise ein Leben in frommer Abgeschiedenheit gewählt haben. Im Bm. Basel wird sie lokal begrenzt bis heute als Patronin für entlaufenes Vieh verehrt. Auch in der ehem. Gft. K. gab es bis ins 19. Jh. einen Ita-Kult, der durch ihre Heiligsprechung (1724) noch Aufschwung erfuhr. Die Legende sieht Ita als Gemahlin eines Gf.en von → Toggenburg und/oder gar als Gattin eines Herren von Neuffen an. Plausibler erscheint aber eine Identifizierung mit Ita, der Ehefrau des um 1010 geb. Gf.en Eberhard von Nellenburg. Jene trat, obwohl verh., im mittleren oder späten 11. Jh. in das Schaffhausener Agneskl. ein. Gemeinsam mit ihrem Mann hatte sie um 1049 das Schaffhauser Benediktinerkl. Allerheiligen gestiftet. Zwar ist keine direkte Verbindung zwischen Ida von Nellenburg und dem Haus K. nachweisbar. Jedoch erfolgte die erste Nennung eines K.ers aus Anlaß einer 1087 beurk.ten Schenkung des Gf.en von Nellenburg an Kl. Allerheiligen zu Schaffhausen. Auch war ein späterer K.er aus der Linie Brandenburg, nämlich Konrad (gest. 1311), Abt dieses Schweizer Kl.s.

Die wichtigsten und ältesten kirchbergischen Leitnamen sind Hartmann und Otto. Weiterhin wurden auch Bruno, Rudolf, Konrad, Wilhelm und Eberhard in der Familie gerne verwendet – wobei die letzteren beiden Namen der jüngeren Linie → Wullenstetten zuzuordnen sind.

II.

Die letzten beiden Gf.en von K. verkauften ihre Besitzungen 1481/98 an Hzg. Georg von Bayern-Landshut (1455-1503). 1510 erlosch die Familie mit Philipp von K. in agnatischer Linie. Kg. Maximilian konfiszierte die Gft. K. 1504 im Zuge des Landshuter Erbfolgekrieges – gemeinsam mit den angrenzenden, ebenfalls bayerischen Herrschaften Weißenhorn und Pfaffenhofen. 1507/08 konnte Jakob → Fugger von Habsburgs Gnaden in den Besitz des Herrschaftskomplexes einrücken.

Obwohl K.-Weißenhorn in der Reichsmatrikel von 1521 gen. wird, war die Fuggerherrschaft jemals reichsunmittelbar noch besaß sie Reichsstandschaft noch war sie im Schwäbischen Kreistag vertreten. Vielmehr zählte K.-Weißenhorn seit der 1532/36 erfolgten Konstituierung des Schwäbisch-Österreichischen Landtages durchgängig zu dessen Mitgliedern. Bereits 1521 war die Herrschaft – wie auch alle übrigen habsburgischen Besitzungen in Schwaben – ohne Berücksichtigung ihrer geogr. Lage dem österr. Reichskreis zugeteilt worden.

In den frühesten Erwähnungen werden die K.er im Umfeld der mächtigen Gf.en von Nellenburg und als Mitglieder der antistaufischen schwäbischen Adelspartei greifbar.

Hartmann I. von K. besiegte mit Unterstützung der Welfen 1108 den Gf.en Rudolf von → Bregenz (gest. 1143) in der Schlacht bei Jedesheim (Lkr. Neu-Ulm). Streitgegenstand waren wohl Vogteirechte über Besitzungen des Kl.s Einsiedeln im Raum Illertissen. Das Ereignis fand Eingang in mehrere zeitgenössische Chroniken (u. a. Zwiefaltener Annalen). Im 1125 ausbrechenden staufisch-welfischen Konflikt um das salische Erbe scheint sich zunächst nur die brandenburgische Linie der K.er auf die Seite des schwäbischen Hzg.shauses geschlagen zu haben. Auf Hoftagen des letzten Staufers Konradin (1252-1268) erschienen jedoch auch die vormals gegnerischen K.-K. und ihre Gefolgsleute, die Herren von Rieden/Eichheim.

Die K.er konnten mit Bruno von Brixen (reg. 1250-1288) und Eberhard von Augsburg (reg. 1404-1413) zwei mal einen Bf.sstuhl besetzen. Ein generationsmäßig nicht sicher zuzuordnender Konrad von K. wirkte im späten 13. Jh. als Minnesänger. Sechs seiner Lieder sind im Heidelberger Codex Manesse überliefert. Ein weiterer Konrad (gest. 1311) aus der Linie Brandenburg war Abt des Kl.s Allerheiligen in Schaffhausen (Schweiz). Im 13. und frühen 14. Jh. betätigen sich Familienmitglieder als Kleriker und Chorfrauen in Passau, Brixen, Würzburg und Magdeburg. Auch in fsl. Diensten findet man spätma. K.er, so z. B. als württ. Landhofmeister (Leiter der Landesverwaltung). Eberhard von K.-Wullenstetten begleitete 1436 Ehzg. Friedrich von Österreich, den späteren Ks., bei einer Pilgerfahrt ins Hl. Land.

Spätestens seit 1300 wird ein materieller, politischer und auch biologischer (Aussterben der Linie K.-K. und -Brandenburg) Niedergang der Familie deutlich. Gleichzeitig legten sich Ulmer Patrizier und Institutionen, einige Kl. sowie verschiedene andere Kräfte immer mehr Grundbesitz im kirchbergischen Machtbereich zu. Erschwerend hinzu kam eine 1366 bis 1398/1434 währende heiratsbedingte Entfremdung der Gft. K. an das Südtiroler Adelsgeschlecht der → Matscher. In kirchbergischer Hand verblieb in jener Zeit nurmehr der rechts der Iller gelegene Besitz um → Wullenstetten. Bereits seit dem ausgehenden 12. Jh. strebten zudem edelfreie Familien der Nachbarschaft, v.a. die Herren von Neuffen, erfolgreich nach Ämtern und Einfluß. Diese spätma. »Aufsteiger« schmälerten ebenso wie die stetig expandierende Reichsstadt Ulm und die seit 1342 spürbare wittelsbachische Präsenz (Erbanfall der Herrschaft Weißenhorn, Lkr. Neu-Ulm) die Machtstellung des alterwürdigen, unter einer wachsenden Schuldenlast leidenden Gf.engeschlechts weiter.

1366 verblich mit Wilhelm von K.-K. der letzte Vertreter der kirchbergischen Hauptlinie. Er hinterließ die Stammburg Oberkirchberg und den links der Iller gelegenen Teil des kirchbergischen Grundbesitzes. Ein Drittel seines Erbes bekam seine Schwester Bertha, die übrigen zwei Drittel fielen an Wilhelms Tochter Agnes, die seit 1346 mit dem Vintschgauer Adligen Ulrich Vogt von → Matsch verh. war. Ulrich und Agnes' Tochter Üdelhild brachte die Gft. K. 1379 in ihre Ehe mit dem Gf.en Meinhard VII. von → Görz- Tirol ein. Nach dem Tod des Görzers (1385) heiratete Üdelhild Johann Gf. von Maidburg und → Hardegg (gest. nach 1406). Der niederösterreichische Adlige verpfändete die aus seiner Sicht entlegene Gft. 1398 an die Gf.en von K.-Wullenstetten. Obwohl sich Üdelshilds Söhne aus ihrer ersten Ehe (mit dem Gf.en von → Görz) um die Rücklösung ihres Vatererbes bemühten, konnte Eberhard von K.-Wullenstetten 1434 durch Kg. Sigmund die ordentliche Belehnung mit der Gft. erreichten. 1459 wurden die fortbestehenden Ansprüche der → Görzer mit Geld abgegolten. Somit waren Burg und Gft. K. am Ende des MAs wieder in Familienbesitz.

Die frühesten Grenzbeschreibungen der reichslehenbaren Gft. basieren auf deren Wildbanndistrikt und stammen von 1435 und 1442 (siehe auch Art. B. Gft. K.). Der Regalienbezirk wurde im N durch die Donau, im O durch die Iller, im W durch die Linie Schussen-Buchau-Schussenried und in seinem südlichsten Punkt durch Schloß Zeil begrenzt. Der Grundbesitz der K.er machte jedoch nur einen kleinen Teil dieses sehr großen Gft.ssprengels aus (siehe auch Art. B. Gft. K.).

Die beiden letzten Gf.en von K. waren die Vettern Wilhelm (gest. ca. 1489) und Philipp (gest. 1510). Sie steckten beide bis zum Hals in Schulden und verkauften daher 1481 und 1498 ihre jeweiligen Hälften der Gft. an Hzg. Georg von Bayern-Landshut. Der Wittelsbacher verfügte bereits über die angrenzenden Herrschaften Weißenhorn (1342 als Erbanfall an Bayern gekommen) und Pfaffenhofen (1495 auf dem Kaufweg). Auf der Basis seiner neu zusammengefügten Herrschaft K.-Weißenhorn und der damit verbundenen Gf.en- und Gerichtsrechte setzte Hzg. Georg am Ausgang des MAs sehr kräftige territorialpolitische Akzente. Die kleinen schwäbischen Stände und der habsburgische Einfluß im Südwesten hatten unter dieser Entwicklung vorübergehend stark zu leiden. Die Etablierung einer bayerischen Hegemonie im östlichen Schwaben wurde aber durch den 1488 errichteten Schwäbischen Bund letztlich verhindert. Nach dem Tod Georgs von Bayern-Landshut (1503) wurde K.-Weißenhorn durch das Haus Habsburg konfisziert und kam in der Folge (1507-1725, 1735-1806/48) an die Familie → Fugger.

III.

Das vermutlich älteste K.er Siegel (1208/09) zeigt drei bedachte Türme auf einem Hügel (redendes Wappenbild). Das Motiv taucht in geminderter Form auch im Wappen der Stadt Bruneck, einer Gründung des Brixener Bf.s Bruno (reg. 1250-1288) aus dem Hause K.-Wullenstetten, auf. Das Bild der bedachten Türme ging via Frauenerbe auf den wirtembergischen Enkel des Gf.en Hartmann von K.-Brandenburg über, dessen männliche Nachkommen sehr jung verblichen waren. Weitere kirchbergische Wappenbilder liegen erst wieder seit der Mitte des 13. Jh.s vor. Diese führen stets das bisher nicht gedeutete Motiv einer Frauengestalt, die eine Lilie bzw. einen Helm in Händen hält. Der Grund für diesen Wappenwechsel mag in der Entfremdung des alten Wappenbildes durch den wirtembergischen Nachkommen Gf. Hartmanns liegen. Infolge einer Wappenschenkung des Bf.s Bruno von Brixen an seinen Neffen Konrad von K. gelangte 1286 der – den Helm bald verdrängenden – Bf.shut in das Wappenbild. In den ersten farbigen Überlieferungen (15. Jh.) ist die Dame mitunter als Mohrin dargestellt. Die Verwendung von Mohren in Adelswappen entsprach der Mode der Zeit. Die Hinwendung zur Mohrin besitzt daher wohl nicht unbedingt tiefere Bedeutung. Nachdem die → Fugger das kirchbergische Wappen 1555 übernommen hatten, wurde die Frauengestalt konsequent als Mohrin geführt. Ein eigenes Wappen führte die um 1200 ausgebildete und 1298 erloschene Linie K.-Brandenburg: In einem gespaltenen Schild prangte ein halber Adler mit einem oder mehreren Balken im Hintergrund. Der Balken findet sich auch im Wappen der Grafen von Veringen, zu welchen verwandtschafliche Beziehungen bestanden.

Darstellungen spätma. K.er finden sich im kirchbergischen Hauskl. Wiblingen: In der Kl.kirche befinden sich die Grabmäler Konrads IV., gest. 1417 und Eberhards V., gest. 1472, jeweils mit Gemahlinnen (Abb.: Hadry, Die → Fugger in K. und Weißenhorn, Abb. 1-2). Von dens. beiden Gf.en, jeweils im Kreise ihrer Familie, gibt es außerdem zwei schön bemalte hölzerne Votivbilder. Diese waren wohl im Zuge der Säkularisation auf Abwege geraten und werden heute in der »Alpenländischen Galerie Kempten« verwahrt.

In der Passauer Herrenkapelle findet sich am Domkreuzgang ein Doppelepitaph für Dompropst Gotfried von K.-Brandenburg (gest. 1316) und einen seiner Mitkleriker.

Minnesänger Konrad von K. wurde in idealisierter Form im Codex Manesse konterfeit. Weitere Bildquellen sind bisher nicht bekannt.

Zur Bautätigkeit des Gf.enhauses ist aufgrund des desolaten Forschungsstandes kaum eine Aussage möglich. Die K.er haben zwar keine Stadt gegr., aber die Verleihung des Stadtrechts an Dietenheim sowie die Gründung von Kl. Wiblingen und Markt Unterkirchberg geht auf sie zurück.

IV.

Der K.er Vornamen »Otto« gab Anlaß zur Mutmaßung, daß matrilineare genealogische Verbindungen zu dem am Bodensee ansässigen Gf.enhaus der Buchhorn bestanden haben könnten. Der von den K.ern häufig verwendete Namen »Hartmann« mag viell. eine Verwandtschaft zu den mächtigen Gf.en von Dillingen (Hupaldinger) indizieren. Letztlich ist die Herkunft der K.er aber nicht zu klären. Überhaupt sind die genealogischen Verhältnisse bis ins 13. Jh. hinein schwer durchschaubar und nicht seriös zu rekonstruieren.

Ein Illergaugf. mit dem kirchbergischen Namen Hartmann ist bereits für die Zeit um 980 nachgewiesen. Urkundlich belegt sind die K.er aber erst seit 1087: Otto de Chirchberc bezeugte damals eine zugunsten des St. Salvatorkl.s in Schaffhausen abgeschlossene Rechtshandlung des Gf.en von Nellenburg. 1093 traten die Brüder Hartmann und Otto von K. als Stifter der Benediktinerabtei St. Martin zu Wiblingen auf. Sie werden dadurch als Anhänger der antistaufischen papsttreuen schwäbischen Adelsopposition greifbar.

Über die Besitzungen der um 1100 belegten Brüder Otto und Hartmann ist nichts Näheres bekannt. Das von ihnen gestiftete Kl. Wiblingen war jedoch 1148 in Dörfern der unmittelbaren Umgebung K.s und Wiblingens begütert. Ein Agnat Ottos und Hartmanns, Eberhard I. von K. (gest. 1166), hatte Besitz in Vöhringen, → Balzheim, Illertissen, im Raum südlich von Laupheim, in Dietenheim und in Brandenburg. Während sich seit dem ausgehenden 12. Jh. im S und O dieser kirchbergischen Besitzlandschaft der Zweig K.-Brandenburg etablierte, blieben die namensgebende Stammburg und die links davon gelegenen Güter weiterhin bei der sog. Hauptlinie (K.-K., siehe Art. C. K.).

Um 1250 teilten die zur Stammlinie (K.-K.) gehörenden Brüder Konrad II. und Eberhard III. ihr Erbe auf, wobei Eberhard v.a. Besitz rechts der Iller erhielt. Hieraus entstand die jüngere Linie K.-Wullenstetten (→ Wullenstetten).

Die Linie K.-K. erlosch 1366 mit Gf. Wilhelm. Dessen Tochter Agnes hatte die Stammburg und den größten Teil der Gft. in ihre Ehe mit dem Südtiroler Edelmann Ulrich Vogt von → Matsch eingebracht. Ulrich und Agnes' Tochter Üdelhild bekam den schwäbischen Besitz zur Mitgift, als sie sich 1379 mit Gf. Meinhard VII. von → Görz-Tirol verband. Nach dem Tod des Görzers 1385 vermählte sich Üdelhild mit Burggf. Johann von Maidburg und → Hardegg. Dieser hatten offenbar keine Verwendung für die entlegenen Besitzungen und verpfändete die Gft. daher in den 1398er Jahren an die Gf.en von K.-Wullenstetten. Allerdings bemühten sich Üdelshilds beide Söhne aus erster Ehe, zwei Gf.en von → Görz, in den 1430ern um die Rückgewinnung ihres Vatererbes. Dies scheiterte, als Eberhard von K.-Wullenstetten 1434 durch Kg. Sigmund seine ordentliche Belehnung mit der Gft. erreichte.

K.-Brandenburg (→ Brandenburg): Die Anfänge der Linie K.-Brandenburg werden für die Zeit um 1200 vermutet. Burg und Herrschaft → Brandenburg (Alb-Donau-Kr.) bildeten den Südwesten des gesamtkirchbergischen Machtbereiches. Die Herrschaft umfaßte u. a. Besitzungen in Dietenheim, Regglisweiler, Weihungszell, Sießen, Hörenhausen (alles Alb-Donau-Kr.) sowie rechts der Iller in Jedesheim, Illertissen, Betlinshausen, Vöhringen, Illerberg, Illerzell u. a. (jeweils Lkr. Neu-Ulm). 1280 trugen die Gf.en Hartmann und Otto von K.-Brandenburg ihr bisheriges Allod Stadt und Herrschaft Dietenheim dem Habsburgerkg. Rudolf (1273-1291) zum Lehen auf. 1298 starb Hartman VI. von K.-Brandenburg, der ein Feind Kg. Albrecht I. (1298-1308) gewesen sein soll. Das Haus Habsburg zog daraufhin → Brandenburg ohne Rücksicht auf die Erbansprüche der übrigen K.-Linien ein und schlug es dem österr. Lehenhof zu. Sie verliehen die Herrschaft → Brandenburg-Dietenheim in der Folgenzeit pfandweise an die Herren von Ellerbach. Spätere Besitzer waren die Patrizierfamilie Krafft, die Herren von Rechberg und die → Fugger (→ Brandenburg).

Den Brandenburgern gelangen auffallend vornehme Eheschließungen (z. B. zu den Gf.en von Wirtemberg). Außerdem pflegten sie die k.ischen Leitnamen Hartmann und Otto in bes. Weise, während der auf der Stammburg beheimatete Teil der Familie eher die viell. kognatisch in die Familie gekommenen Namen Wilhelm und Eberhard verwendete. K.er, die im 13. Jh. in Kg.nähe zu finden sind, stammen fast immer aus der Familie K.-Brandenburg. Also hatten sie die eigtl. Hauptlinie des Hauses dargestellt, während die K.-K. diese Rolle erst nach dem Aussterben der Brandenburger einnehmen konnten. Mitglieder der Familie Brandenburg nannten sich um 1200 zeitw. auch nach den Burgen → Balzheim und → Neuhausen. Beide Unterzweige währten aber mit Hartmut von K.-Brandenburg-Balzheim und Otto von K.-Brandenburg-Neuhausen jeweils nur eine Generation lang.

Konnubien wurden mit dem gesamten südwestdt. Adel geschlossen, wobei neben gfl. Häusern auch edelfreie Familien (→ Matsch, Taufers, Eichheim (auch: Aichheim), → Tengen, Schenken zu → Erbach, Wildenberg, Rechberg, Hellenstein, Neuffen, Waldburg, Ellerbach, Albeck) zum Zuge kamen. An verschwägerten Gf.enhäusern sind zu nennen: Aichelberg, Hohenberg, Nellenburg, → Helfenstein, → Sulz, → Werdenberg, Württemberg, → Fürstenberg, → Zimmern, → Wertheim, Rotenfels, Wartstein, Berg, Schelklingen-Berg, Körsch, Heiligenberg und Schaunberg. Mit Agnes von Teck, Gemahlin Wilhelms von K.-K. (gest. 1366), hatte auch eine Hzg.stochter in die Familie eingeheiratet. Morganatische Verbindungen mit reichen Ulmer Patriziertöchtern kamen trotz der finanziell trostlosen Lage der späten K.er, die selbstverständlich das Ulmer Bürgerrecht besaßen, nicht zustande. Dies wirft ein Schlaglicht auf die Grenzen der sozialen Mobilität und auf das ungebrochene Standesbewußtsein der verarmten Gf.en.

Quellen

Die Quellen sind aufgrund der geographischen Lage der Gft. auf baden-württembergische und bayerische staatlichen Archive in Stuttgart, Ludwigsburg, Augsburg und München verstreut. Ein sehr kleiner, aber nicht unbedeutender Teil der Überlieferung existiert außerdem in kopialer Form im Fuggerarchiv. Wichtige Belege mit K.-Bezug sind im Ulmischen und Wirtembergischen Urkundenbuch enthalten. Editionen der Urbar- und Lehenbücher liegen mit Ausnahme des von Max Huber bearbeiteten Einkünfteregisters nicht vor. Auch ein Urkundenbuch der Gf.en von K. fehlt. – Huber, Max: Ein Einkünfteregister der Grafschaft Kirchberg-Kirchberg von 1379/1438, in: Ulm und Oberschwaben 40/41 (1973) S. 27-68. – Ulmisches Urkundenbuch, 2 Bde., hg. von Friedrich Pressel im Auftrage der Stadt Ulm, Stuttgart u. a., 1873-1900. – Wirtembergisches Urkundenbuch (680-1300), 11 Bde., hg. von dem Königlichen Staatsarchiv in Stuttgart, Stuttgart 1899-1913, ND als »Württembergisches Urkundenbuch«, Aalen 1972-1978.

Botzheim, Freiherr von: Das älteste Wappen der Grafen von Kirchberg a.d. Iller nach einem Siegelfund vom Jahr 1209, in: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte. NF 34 (1928) S. 331-333. – Braig, Michael: Wiblingen. Kurze Geschichte der ehemaligen vorderösterreichischen Benediktinerabtei in Schwaben, Isny 1834, ND Weißenhorn 2001. – Donaukreis, Bd. 2: Oberämter Göppingen, Kirchheim, Laupheim, Leutkirch, bearb. von Hans Christ und Hans Klaiber, Eßlingen am Neckar 1924 (Die Kunst- und Altertums-Denkmale in Württemberg 4,2), S. 97-103 (Oberkirchberg), 136-140 (Unterkirchberg), 153-196 (Wiblingen). – Feurstein, Heinrich: Ein Votivbild des Grafen Konrad zu Kirchberg und seiner Gemahlin Anna geb. Gräfin zu Feurstein, Fürstenberg c. 1470 (gest. nach 1481), Tochter Heinrichs V. 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