Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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RIESENBURG C.3. (Prabuty)

I.

Ryzenburg, Resinborg, Resemburc u. ä. - Stadt zw. Schloß- und Sorgensee im Deutschordensland Preußen (→ Deutscher Orden). - Seit 1330 (1276/77?) Burg der Bf.e von Pomesanien. Seit Mitte des 14. Jh.s Entwicklung zur Hauptres. der pomesan. Bf.e (bis 1527). - PL, Wojewodschaft Warmińsko-Mazurskie.

II.

Nördl. der späteren Stadt lag auf einer Landenge zw. Schloß- und Sorgensee bereits eine pruß. Befestigung, die der → Deutsche Orden bei seinen Eroberungszügen 1236 zerstörte. Nach chronikal. Berichten des 14. Jh.s sollen castrum et opidum Risenburgk bereits 1276 bzw. 1277 durch Bf. Albert von Pomesanien (1259-85) erbaut worden sein, doch fehlen zw. 1264 und 1285 urkundl. Belege für einen Aufenthalt des Bf.s in seiner Diöz. Die früheste Nennung des Ortsnamens, der auf die pruß. Landschaft Resiazurückgeht, ist die Herkunftsbezeichnung des späteren Bfs. Berthold von Pomesanien (1333-46), der seit 1323 wiederholt als Bertholdus de Ryzenburg unter den pomesan. Domherren erscheint. 1328 wird der Ort erstmals urkundl. erwähnt. Das Gründungsprivileg der Stadt ist nicht überliefert; als erster Schulze ist aber ein Bruder des Bf.s Ludeko von Pomesanien (1319-20) bekannt. Im Mai 1330 verlieh Bf. Rudolph von Pomesanien (1322-46) R. eine Handfeste über 83 Hufen.

Als Ausstellungsort einer Urk., die der Bf. zwei Monate später im Juli 1330 im Beisein des gesamten Domkapitels ausfertigte, wird erstmals das bfl. castrum gen. Die Burg entwickelte sich bereits im 14. Jh. anstelle der älteren Bischofsburg bei → Marienwerder zur Hauptres. der pomesan. Bf.e, die im 15. und 16. Jh. zumeist als »Bischöfe von Riesenburg« bezeichnet werden. Seit Anfang der Regierungszeit des Bf.s Nikolaus von Radam (1360-76) überwiegt R. als Ausstellungsort bfl. Urk.n und Schreiben.

Die Stadt wurde im 14. Jh. mit Mauern und vier Türmen befestigt. Für die Kapelle der außerhalb der Mauern liegenden Schloßfreiheit (suburbium) am Fuße der Burg stiftete Bf. Johann Mönch 1402 einen Altar. Der dort angeschlossene Friedhof wird bereits 1389 erwähnt. 1414 und 1422 wurden Stadt und Burg durch poln. Truppen erobert und durch Brände teilw. zerstört. Das Verhältnis von Bf. und Stadt scheint weitgehend konfliktfrei gewesen zu sein. Bestrebungen der Gemeinde, sich dem Preußischen Bund anzuschließen, unterband Bf. Kaspar Linke 1451 jedoch energ. durch dieAusweisung von Bürgermeister und Rat und die Beschlagnahme ihrer Besitzungen. Die 1454 ausbrechenden Kämpfe des → Deutschen Ordens gegen den Preußischen Bund und das mit den Ständen verbündete Kgr. Polen führten zu einem wirtschaftl. Niedergang und einem Verfall von Burg und Stadt. Nach dem Zweiten Thorner Frieden von 1466 blieb die Stadt bfl. Besitz im Ordensanteil Preußens, der poln. Administrator des Bm.s Pomesanien, Wincenty Kiełbasa (1467-78), nutzte R. aber nur selten als Res. Bf. Johann IV. fand das Schloß bei seinem Regierungsantritt 1480 verfallen und ohne Dach vor. Erund bes. sein Nachfolger Hiob von Dobeneck ließen es aufwendig wiederherstellen und befestigen. Bei den Kämpfen des Jahres 1520 wurde die R.er Vorstadt (suburbium) zerstört. Mit der Säkularisierung des Stifts kamen Stadt und Burg 1527 an das Hzm. Preußen und wurden Sitz eines Hauptamtes.

III.

Das bfl. Schloß erhob sich auf einer Anhöhe zw. dem Schloßsee bzw. R.er See im W und dem Mühlenteich im O. Der Platz war von NW durch steile Abhänge, an der Zugangsseite im S durch die befestigte Stadt gesichert.

Hinweise zur zeitl. Abgrenzung einzelner Bauphasen des 1688 und 1787 durch Brände zerstörten Schlosses fehlen. Zwei Ansichten von 1627/28 und 1684 sowie ein Stadtplan von 1750 zeigen eine nach N offene Anlage mit dem Haupthaus im S, zwei kurzen Seitenflügeln und vier Ecktürmen sowie einem an der Nordwestecke des Westflügels ansetzenden Danzker, der über einen gedeckten Gang auf hohen Viaduktbögen zu einem an das Ufer des Mühlenfließes vorgeschobenen Turm führte. Die offene Nordseite des Schloßhofes wurde durch Wehrmauern und die Wirtschaftsgebäude begrenzt, die von einem breiten Parchamumgeben waren. Von den nach W liegenden Parchamstufen haben sich Reste der Stützmauern an der steilen Böschung erhalten. Der Zugang führte von der Stadtseite über zwei Zugbrücken über den Burggraben durch einen Zwinger zum Eingangsportal im Südflügel, von dem die Keller mit Kreuzrippengewölbe erhalten sind. Verschiedene Räumlichkeiten des Schlosses werden im 14. und 15. Jh. als Ausstellungsorte von Urk.n und Notariatsinstrumenten gen., darunter das Sommerrefektorium (1374), die Burgkapelle (1407), ein Herbstremter (1414) und eine kleinere Schloßkapelle (1421). Für die große R.er Schloßkapellestiftete Bf. Nikolaus von Pomesanien (1360-76) zwei Kaplanstellen, die sein Nachfolger Johann Mönch 1389 an den Dom nach → Marienwerder verlegte. Ein in hzgl. Zeit um 1531/32 erstelltes Inventar erwähnt ferner ein Backhaus, einen Keller, ein Brauhaus, die lieberey, eine Speisekammer, das Zeughaus, den Danzker-Turm und die Pulverkammer. Die Wirtschaftsräume dürften sich im Ostflügel befunden haben, von dem keine Baureste erhalten sind.

Quellen

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin, XX. Hauptabteilung (historisches SA Königsberg): Urkunden (bes. Schieblade XXII, XXIII und L), Ordensbriefarchiv, Ordensfolianten (bes. Nr. 115 und 116), Ostpreußische Folianten (bes. Nr. 119 und 132), Etatsministerium (bes. Abt. 94, 95 und 128). - Preußisches Urkundenbuch, 1-6, 1882-2000. - Regesta historico-diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum, 1-2, 1948-73. - Urkundenbuch Pomesanien, 1885-87.

Dembovius: Beschreibung des Schlosses und der Stadt Riesenburg, in: Erleutertes Preußen 4 (1728) S. 335-381. - Kaufmann, K[arl] J[osef]: Geschichte der Stadt Riesenburg, Riesenburg 1928. - Schmid, Bernhard: Die Bau- und Kunstdenkmäler Pomesaniens, H. 2: Kreis Rosenberg, Danzig 1906 (Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreußen, 3,12), S. 173-178. - Schwalm, Louis: Geschichte der Stadt Riesenburg unter Berücksichtigung ihrer näheren Umgebung,Riesenburg 1896. - Töppen, M[ax]: Zur Baugeschichte der Ordens- und Bischofs-Schlösser in Preussen [Tl. 3], in: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 7 (1882) S. 1-45, hier S. 49-55.