Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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GLOGAU C.7. (Głogów)

I.

Bereits 1013 urbs Glogua gen. und als böhm. Lehen ab 1331 schles. immediates Erbfsm. Nach der Teilung des Hzm.s → Breslau 1253 wurde es Sitz eines eigenständigen Hauptstranges unter Konrad (1249/51-73/74). Heinrich III. von G. erschloß zunächst Guhrau als Vorposten und Stützpunkte in den slaw. Kastellaneien Sprottau und Steinau, um dessen Erbteile seit 1273 das Fsm. verkleinert wurde. Seit 1251 ist eine hzgl. Burg Konrads in der Nähe der älteren Siedlung Steinau belegt, die im 14. Jh. zum ständigen Herzogssitz unter Hzg. Johannvon Steinau avancierte. Dessen 1248 bezeugte deutschrechtl. Siedlung am Oderübergang erhielt 1259 Vogtei, Zoll- und Fahrgerechtsame. Der hzgl. Hauptsitz der Erbvogtei lag in Polkwitz und seit in 1291 Freystadt. Nach dem Tod Hzg. Przemkos 1331 unterstand das Gebiet dem Kg., Pfandherren, kgl. Statthaltern und Landeshauptleuten, wurde 1344 in eine kgl. böhm. und eine hzgl. G.-Saganer Hälfte geteilt und 1480 wiedervereinigt, wobei Gerichtsvogtei und Hochgericht gemeinsam blieben. Im Erbkonflikt zw. Hzg. Hans von Sagan, den → brandenburg. Hohenzollern und Matthias Corvinus eroberte dieser es1488 für seinen illegitimen Sohn. 1490 fiel das Teilhzm. als erledigtes Lehen aus Leihezwang bis 1506 an die poln. → Jagiellonen. - PL, Wojewodschaft Dolnośląskie.

II.

Eine erste Piastenburg (1109) bzw. Kastellanei (1155) lag auf der dem rechten Ufer vorgelagerten Oderinsel, während alte Vororte in Schlesien üblicherweise am Westufer anzutreffen waren. Die Anlage einer Burg auf dem westl. Oderufer unter Aufgabe der Inselburg stand in Verbindung mit der Stadtgründung: aus der Marktsiedlung entstand 1253 eine deutschrechtl. Gemeinde nach Magdeburger Recht mit Münzstätte. Der mit Wall und Graben gesicherte rechteckige Burgkomplex und ein sich anschließendes Judenviertel waren in die Befestigung einbezogen. Bannmeilenrecht(1291), Niederlagsrecht (1315) und Stadtvogtei (1331) traten hinzu. Lange vor dem Residenzsitz war angebl. 1120 das Marienstift von Bf. Heimo und Hzg. Boleslaus gegr. worden, das aber erst 1218 urkundl. erwähnt und für das 1228 ein Archidiakon überliefert wird.

III.

Die neue Burg am linken Oderufer war nach dem Tode Konrads d.Ä. 1177/78 als Wohnsitz der G.er Teilhzg.e errichtet worden. Die Backsteinanlage auf eckigem Grdr. war mit der Stadtmauer verbunden, durch Wall und Graben befestigt und wies Wohnhäuser im östl. Teil und der nordwestl. Ecke auf. Der ursprgl. freistehende Rundturm wurde zweimal erneuert. Zw. 1310 und 1360 wurde unter Heinrich III. ein Vorbau mit got. Kapelle aus Stein erbaut. Ein Doppelhaus und runder Bergfried (1476) sind im NW der Innenstadt erhalten.

Quellen

Annales Glogovienses (bis zum Jahre 1493), hg. von Hermann Markgraf, Breslau 1877 (Scriptores rerum Silesiacarum, 10). - Lentfer, Dirk: Die Glogauer Landesprivilegien des Andreas Gryphius von 1563, Frankfurt am Main 1996 (Rechtshistorische Reihe, 147).

Abmeier, Hans-Ludwig: Glogau, in: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 15, 1977, S. 127-134. - Burgen, Schlösser und Gutshäuser in Schlesien, 1, 1982, S. 28f.; 2, 1987, S. 7. - Deventer, Jörg: Die habsburg. Rekatholisierungspolitik in Glogau und Schweidnitz, Köln 2002 (Neue Forschungen zur schlesischen Geschichte, 8). - Gerlic, Henryk: Kapituła Głogowska w dobie piastowskiej i jagiellońskiej (1120-1526), Gleiwitz 1993. - Głogów, in:Drabina, Historia, 2000, S. 83-98. - Głogów. Zarys monografii miasta, Red. Krystyn Matwijowski, Breslau u. a. 1994 (Monografie Regionalne Dolnego Śląska). - Köbler 1988, S. 177f. - Menzel, Josef Joachim: Art. »Glogau«, in: LexMA IV, 1989, Sp. 1503f. - Reisebilder Pfalzgraf Ottheinrichs, 2001, S. 296-301. - Schlesisches Städtebuch, 1995, S. 111-118. - Säkularkanonikerstifte der Reichskirche, 1997, S. 72.