"Eine Institution wie Ihre ist wichtig"

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Falko Mohrs

Auf der Jahresfeier hielt Mojib Latif den Vortrag „Klimawandel – Ein Lackmustest für die Weisheit der Menschen“. Wissenschaftsminister Folko Mohrs bezeichnete die Akademie als „wichtigen Ratgeber und Gesprächspartner in einer Zeit, in der Unterkomplexität Methode ist“.

GÖTTINGEN. „Wir feiern heute die Idee einer freien und gründlichen Wissenschaft im Dialog aller Fächer und im Dienst einer wissensbasierten Weltgemeinschaft“, sagte Akademiepräsident Daniel Göske auf der Jahresfeier am 23. November 2024.  Ein Hinweis zu Beginn verlieh dieser Aussage besonderes Gewicht. Göske hatte auf die Wiederwahl jenes Mannes angespielt, „dessen Initialen, D. T., im Wörterbuch seit 1858 für Delirium Tremens stehen“ – und erntete damit zustimmendes Gelächter. Munter präsentierte Göske, was die Akademie im vergangenen Berichtsjahr geleistet habe und worin ihre einzigartigen Stärken lägen, was der niedersächsische Wissenschaftsminister Falko Mohrs anschließend als „gewohnt unterhaltsame, schlagfertige und abwechslungsreiche Begrüßung“ würdigte.
 

 

Mohrs hob an der Jahresfeier vor allem die Preisverleihungen hervor, die er als Zeugnisse der Leistungsbereitschaft und der Möglichkeiten in unserer Gesellschaft erkannte. Die Akademie selbst bezeichnete er als „wichtigen Ratgeber und Gesprächspartner in einer Zeit, in der Unterkomplexität Methode ist“. Wissenschaftliche Betrachtung sei ein unentbehrliches Gut, und „genau eine Institution wie Ihre ist wichtig.“ Mit Blick auf den Festredner Prof. Mojib Latif, Klimaforscher und Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, der einen Vortrag mit dem Titel „Klimawandel – Ein Lackmustest für die Weisheit der Menschen“ hielt, stellte der Minister grundsätzlich fest: „Keine der Herausforderungen, vor denen wir stehen, schaffen wir ohne die Wissenschaft.“

Auch der Präsident der Akademienunion, Prof. Christoph Marschies, war aus Berlin zu einem Grußwort angereist. Er unterstrich die einzigartige Bedeutung der acht Wissenschaftsakademien für die deutsche Sprache, mit der sich einige seit über 200 Jahren beschäftigten, angefangen mit den Brüdern Grimm, die Mitglieder der Göttinger Akademie waren. „Man muss über Sprache reden“, betonte er und nannte als Beispiel die Verrohung in der Politik, die wesentlich mit Sprache zu tun habe. Und dann kündigte er nicht weniger als eine „Revolution“ für 2026 an: die Gründung eines Akademienzentrums für digitale Lexikographie des Deutschen, das die Deutsche Sprache in allen Entwicklungsstufen dokumentieren solle.
 

Festredner Mojib Latif war mit der Politik in Bezug auf den Klimaschutz nicht sehr zufrieden. Die globale Erwärmung steuere schon jetzt auf zwei Prozent zu, in Teilen der Welt sei die Temperatur bereits um drei Prozent gestiegen. Da frage er sich, wieso manche Politiker überhaupt noch davon sprächen, dass man am 1,5-Grad-Ziel festhalten wolle. „Tausende sterben bei uns infolge von Hitze“, und die Nachrichten seien voll von Wetterkatastrophen. „Wir haben ein Umsetzungsproblem, kein Erkenntnisproblem, und das schon verdammt lang“, so lautete die Quintessenz seines Vortrags. Latif ließ auch keinen Zweifel daran, dass es die Technik für eine ausschließlich regenerative Energieproduktion schon gebe. „Man muss es nur wollen.“
 

Das letzte Wort hatte Bürgermeister Ehsan Kangarani, der als Vertreter der Stadt Göttingen traditionell zu einem gemeinsamen Empfang lud – dieses Mal im Foyer der Aula und nicht wie üblich im Alten Rathaus. Kangarani erzählte, dass schon sein Vater in Göttingen studiert habe und er selbst während seines Jurastudiums der „Taschenträger“ von Prof. Hans-Ludwig Schreiber gewesen sei. Schreiber war von 1992-1998 Präsident der Göttinger Universität – und Mitglied der Akademie. Wenn er von der Akademie gesprochen habe, so erinnerte sich Kangarani, hätten seine Worte von maximalem Respekt gezeugt, dieser Einrichtung angehören zu dürfen. alo