Fossillagerstätte Willershausen
Fenster in eine Welt vor drei Millionen Jahren
Die Fossillagerstätte Willershausen (Kreis Northeim) zählt zu den bedeutendsten Fossillagerstätten des ausgehenden Tertiärs weltweit. Die hohe Biodiversität und die außergewöhnlich gute Erhaltung der Fossilien heben ihre Einzigartigkeit in besonderem Maße hervor. Die Fossillagerstätte Willershausen stellt ein einmaliges Fenster in die Lebenswelt des kontinentalen Mitteleuropas vor ca. drei Millionen Jahren dar, einer im Vergleich zu heute deutlich wärmeren Klimaperiode. Die zeitliche Nähe zu dem wenig später erfolgten Klimawandel im Pleistozän, eine bis vor rund 10.000 Jahren andauernden Periode von mehreren aufeinanderfolgenden Kaltzeiten, macht die Untersuchung dieser Fossillagerstätte umso wichtiger. Die Ergebnisse der angestrebten Untersuchungen erlauben Rückschlüsse auf die zu erwartenden Klimaveränderungen und gutbegründete mögliche zukünftige ökologische Szenarien.
Die Pilotstudie zur Willershausener Pliozän- Fossillagerstätte wird von Prof. Joachim Reitner und PD. Dr. Michael Hoppert durchgeführt und von der AKB Stiftung in Einbeck finanziert. Sie läuft von 2024-2028.
In der Pliozän-Zeit vor rund drei Millionen Jahren war die ehemalige Tongrube ein kleiner geschichteter (meromiktischer) See. Geologisch ist die Tongrube an eine tiefer in den Untergrund reichende Störung gebunden, die das Zechstein-Salinar aktiviert hat (Westerhöfer Störung). Dieser Prozess ist heute noch aktiv. Tiefes Grundwasser löste den Zechstein Gips und so wurde sulfatreiches Wasser aus dem Untergrund in den See ständig nachgeliefert („seepage“). Es kam zu einer erheblichen mikrobiellen Sulfatreduktion, die eine Vergiftung des Bodenwassers durch Schwefelwasserstoff zur Folge hatte. Dieser Prozess führte zu einer permanenten Schichtung des Sees (meromiktisch) mit einer oberen sauerstoffreichen Zone, einer dysoxischen Grenzschicht (Oxikline), und der O2-freien Tiefenzone. In der Tiefenzone wurde eine feingeschichtete Dolomit/Karbonat-Bank sedimentiert, welche die Mehrzahl der Fossilien beinhaltet. Die feine Lamination der Bank repräsentiert eine jährliche Schichtung und die Auszählung der Lagen ergab ein Alter von ca. 350 Jahren, in dem der geschichtete Zustand des Sees stabil war.
2025 wurde im Rahmen der Akademie Forschungskommission „Origin of Life“ ein spezielles Symposium organisiert (Neue geobiologische Forschungsergebnisse zum pliozänen meromiktischen See der Fossillagerstätte Willershausen und vergleichbare fossile und rezente Vorkommen, 27.03-29.03. 2025). Die Ergebnisse dieser Tagung sind auf der Publikationsplattform der Akademie „res doctae“ verfügbar.