Allgemeine Psychopathologie

Workshop der interakademischen Forschungsstelle „Karl-Jaspers-Gesamtausgabe“ (KJG) am 17. März 2025 in Heidelberg

Am 17. März 2025 findet ab 14 Uhr in der  Jaspers-Bibliothek in der Psychiatrischen Klinik, Haus 1, Gebäude 4270, Voßstr. 4 in Heidelberg der Workshop Karl Jaspers - "Allgemeine Psychopathologie" der interakademischen Forschungsstelle „Karl-Jaspers-Gesamtausgabe“ (KJG) statt. Referieren werden Prof. Dr. Chantal Marazia (Mailand) und Dr. Dominic Kaegi (Heidelberg, HAdW). Um Anmeldung wird unter dirk.fonfara@hadw-bw.de gebeten.

An der Heidelberger Psychiatrischen Klinik war Jaspers ein Außenseiter, als 1913 die erste Auflage der „Allgemeinen Psychopathologie“ erschien. Für die Ochsentour des alltäglichen Klinikbetriebs physisch zu schwach, hatte er seine Assistenzzeit wesentlich mit Büchern und Forschungsliteratur verbracht. Seinen Kollegen beschied Jaspers damals, sie müssten erst einmal denken lernen. Der junge Herr Doktor gehöre erst einmal verprügelt, reagierten die Kollegen. Aber das Buch machte Furore. Noch heute gilt es als eines der wichtigsten Werke in der Psychiatrie des 20. Jahrhunderts. Seine Originalität beruht nicht nur auf der Einführung der Phänomenologie in die Psychopathologie und dem innovativen, gleichermaßen an Weber und Nietzsche geschulten Konzept einer verstehenden Psychologie. Bahnbrechend war vor allem die Einsicht, dass Geisteskrankheiten – auch – Existenzkrankheiten sind, dass die Offenheit und Freiheit der Existenz selbst pathogen wirken kann. Allerdings sprach Jaspers in den ersten drei Auflagen der „Allgemeinen Psychopathologie“ noch nicht im terminologischen Sinne von „Existenz“, auch das methodische Rüstzeug, Existenz zu verstehen und zu „erhellen“, hat er sich erst später erarbeitet.

Die vierte Auflage, geschrieben Anfang der 1940er Jahre, unternimmt den groß angelegten Versuch, beide Ansätze, philosophische Existenzerhellung und Psychopathologie der Freiheit, im Rahmen einer Lehre vom „Umgreifenden“ zu verbinden (sie enthält auch die erste und einzige öffentliche Auseinandersetzung Jaspers’ mit Heidegger). Ob der genannte Vermittlungsversuch gelungen oder am Ende auf hohem Niveau gescheitert ist, lässt sich auch im Abstand von Jahrzehnten schwer sagen.

Der Workshop informiert über den aktuellen Stand der Edition; Interessenten sind herzlich willkommen.