Residenzstädte im Alten Reich (1300-1800)

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Ohrdruf

Ohrdruf

(1) Namensgebend für den am Nordabhang des Thüringer Walds gelegenen Ort war die Ohra, ein Nebenfluss der Gera, welche O. in Nord-Süd-Richtung durchfließt. O. profitierte von der Passstraße, welche durch das Tal der Ohra in den nahegelegenen Ort Oberhof über etwa fünfhundert Höhenmeter anstieg und von dort aus weiter nach Suhl führte. Am linken Ufer der Ohra wurde von Bonifatius im frühen 8. Jahrhundert das Missionskloster St. Michael gegründet, Erzbischof Lullus von Mainz errichtete 777 auf dem anderen Ufer eine St. Peter-Kirche. Im 9. Jhd. gehörten sie zum Besitz des Klosters Hersfeld. 961 machte König Otto I. in O. Station und stellte hier mehrere Urkunden aus. Als Hersfelder Vogt in O. erscheint im frühen 11. Jahrhundert ein Adliger namens Günter, der höchstwahrscheinlich dem späteren Geschlecht der Grafen von Schwarzburg-Käfernburg zuzuordnen ist. 1170 wird daneben mit Erwin II. ein Angehöriger der Grafen von Gleichen als Vogt erwähnt. Die Grafen von Gleichen erwarben im Verlauf des 14. Jahrhunderts weitere Güter und Herrschaftsrechte in und um O., darunter erstmalig 1332 auch das dortige Schultheißenamt. Nach dem Aussterben der Grafen von Schwarzburg-Käfernburg traten die Grafen von Gleichen deren Herrschaftsnachfolge über O. an und erhielten den Ort 1385 als ldgfl.-thüringisches Lehen. Im selben Jahr wurde O. bei einer Erbteilung der jüngeren Gf.enlinie zugeteilt und verblieb auch nach der Zusammenlegung der gleichenschen Stammgüter unter Graf Sigmund I. (1421–1494) im Besitz der Linie Gleichen-Tonna. Mit der Errichtung des Schlosses unter Graf Georg (1509–1570) ab 1556 begann der Ausbau O.s zur Residenzstadt. Vollendet wurde diese Entwicklung 1590 mit der Verlagerung des gfl.en Haupthofs aus Gräfentonna nach O. unter Gf.inwitwe Walpurgis (1521–1599). O. behielt die Residenzfunktion bis zum Erlöschen der Familie im Mannesstamm 1631. Anschließend fiel O. kraft erbvertraglicher Regelung als Teil der Obergft. Gleichen an die fränkischen Reichsgf.en von Hohenlohe(-Neuenstein) und blieb als sachsen-gothaisches Lehen in deren Besitz (Belehnung 1642). Im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts wurde das Gebiet mehrfach geteilt. Die seit dem Beginn der frühen Neuzeit unter ernestinischer Landeshoheit stehende Kleinstadt blieb bis ins 19. Jahrhundert Sitz einer Kanzlei, Schösserei und eines Konsistoriums und wurde 1848 dem Herzogtum Sachsen-Gotha einverleibt.

(2) Der älteste Siedlungspunkt lag vermutlich auf dem rechten Ohraufer im späteren Burgviertel, wo auch die Gebäude des Petersstifts lagen. Wohl bereits für das 8. Jahrhundert ist eine Dorfsiedlung links des Flusses bei dem Michaeliskloster anzunehmen, wo sich der Ausbau der hoch- und spätmittelalterlichen Stadt vollzog. Der städtische Kern lag im Langgassenviertel mit dem dreieckigen Michaelisplatz als Mittelpunkt. Hieran schloss sich in westlicher Richtung das Marktviertel mit dem Marktplatz und dem Rathaus an, südlich davon das Leichviertel. Noch im 14. Jahrhundert wird O. in den Quellen als Dorf bezeichnet, 1366 als oppidum und erst 1399 als Stadt, die ein Siegel führte. Daneben findet sich bis ins 14. Jahrhundert hinein auch die Bezeichnung »Burg«, wobei unklar ist, ob sich dies auf eine vormalige Burganlage im Burgviertel beziehen lässt.

Ratsmeister, Rat und Bürger (der Borg Ordorf) sind erstmalig für 1348 bezeugt. Die ältesten Statuten stammen aus der Zeit um 1500. Das O.er Stadtrecht wurde 1591 unter Gf.in Walpurgis nach dem Vorbild der Gothaer Stadtstatuten von 1579 kodifiziert. Nach den Statuten setzte sich der Stadtrat aus sechs Bürgermeistern zusammen, von denen je zwei im Wechsel von drei Jahren regierten, sowie aus zwei Kämmerern, einem Schösser und weiteren Amtspersonen, die von der gfl.en Herrschaft eingesetzt wurden. Als Vertreter der Gemeinde kamen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts Gemeindevormünder hinzu, die unter Gf.in Walpurgis erstmalig nachweisbar sind. Die Grafen ließen sich über einen Amtmann vertreten, der bei wichtigen Ratssitzungen anwesend war und dem Vogteigericht vorsaß. Die höhere Gerichtsbarkeit lag in den Händen der Stadtherren. In das wirtschaftliche und soziale Leben der Stadt griffen die Grafen von Gleichen seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vermehrt ein: so 1513 durch Erlass einer Mühlenordnung, 1528 und 1592 einer Hochzeits- und Taufordnung, 1534 einer Schulvisitationsordnung, 1568 einer peinlichen Gerichtsordnung sowie weiterer Zunft- und Handwerkerordnungen. 1511 sicherte Sigmund II. von Gleichen dem Gf.enhaus die Hälfte der Zinszahlung von künftig in der Stadt zu erbauenden Häusern. Ein Jahrmarkt existierte seit dem Mittelalter, ab 1622 kam ein weiterer Wochenmarkt hinzu sowie ab 1595 ein Markt für Holzkohle. Im Spätmittelalter dürfte die Einwohnerzahl bei etwa 1000 gelegen haben, für das 16. Jahrhundert wird die Zahl der Einwohner mit rund 3500 angegeben, für das Ende des 18. Jahrhunderts mit etwa 4200.

Für die städtische Wirtschaft waren vor allem das Fuhrgewerbe und der Getreidehandel von Bedeutung, daneben auch das Geschäft mit Färberwaid, das um Arnstadt und Gotha angebaut wurde. Hinzu kam der Handel mit Kienruß, welches in Meilern in der Umgebung O.s hergestellt und als Schwarz-Färbemittel bis in die Niederlande und nach England exportiert wurde. Begünstigt durch Erzvorkommen in der Nähe O.s, gewann die Hüttenindustrie seit dem späten Mittelalter bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts . zusehends an Bedeutung. Hammerwerke lassen sich in O. seit dem 14. Jahrhundert nachweisen, zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab es sechs Eisen- und Kupferhämmer, in welchen Rohkupfer aus dem Mansfelder Land verarbeitet wurde. Als Betreiber von Kupferhämmern ragen vor allem die Familien Schramm und Tobias hervor. Auch die Grafen von Gleichen betrieben seit dem 15. Jahrhundert eine Schmelzhütte in O.

(3) Mit der Gründung eines Klosters machte Bonifatius O. ab 724/25 für einige Jahrzehnte zum wichtigsten Zentrum seiner Missionstätigkeit im Thüringer Raum. Bald nach seinem Tod ging das Michaeliskloster an dessen Nachfolger als Mainzer Erzbischof, den Hersfelder Abt Lullus über. Dieser übertrug es dem Kloster Hersfeld und begründete damit den Einfluss der Reichsabtei im Raum um Arnstadt, Gotha und O. Lullus legte überdies die auf dem rechten Ohraufer gelegenen Peterskirche an, die gegen Ende des 10. Jahrhunderts zum Kern eines Augustinerchorherrenstifts wurde, und 980 von Abt Gozbert von Hersfeld mit Reliquien ausgestattet wurde. Ein Probst ist erstmalig für 1156 nachweisbar. 1292 war der scholasticus des Petersstifts zugleich Pfarrer der Michaeliskirche. Das Chorherrenstift wurde 1344 auf Initiative der Meißner Markgräfin Elisabeth, der Witwe Friedrichs des Freidigen, an die Marienkirche nach Gotha übergesiedelt; nur zwei Priester verblieben in O., um weiterhin Gottesdienste in St. Petri abzuhalten. Kirchlich gehörte O. bis zur Reformation zur Erzdiözese Mainz und war dem Archidiakonat Gotha zugeordnet. Geistlicher Bezugspunkt für die Stadtgemeinde war die ehemalige Klosterkirche St. Michael, die 1421 Pfarrrechte erhielt. 1494 stiftete Graf Sigmund (I. oder II.) von Gleichen gemeinsam mit dem Stadtrat eine Vikarie am Hl.-Kreuz-Altar, welcher 1404 nach Fuldaer Vorbild errichtet worden war. 1518 überließ der Rat das Patronatsrecht über die Vikarie dem Grafen Sigmund II. Die Einrichtung eines Karmeliterklosters 1463 in den ehemaligen Gebäuden des Petersstifts ging ebenfalls auf den Grafen Sigmund I. zurück, der die Gründung gegen den Widerstand der Gothaer Stiftsherren durchsetzte. Das Karmeliterkloster wurde 1525 im Zuge der Reformation aufgelöst.

Die Hinwendung zur Reformation ging 1525 von einem Ausschuss der Bürgerschaft aus, der sich neben den Rat gestellt hatte. Zu diesem Zeitpunkt ist an der Lorenzkirche (in der Leichvorstadt) der erste evangelische Prediger nachweisbar. Das 1532 auf gräfliche Initiative eingerichtete Konsistorium sowie die gleichzeitige Ernennung des O.er Pfarrers zum Superintendenten wurden vom sächsischen Kurfürsten lange Zeit nicht anerkannt. Auch die Ansiedlung von Juden wurde den Grafen von Gleichen von ernestinischer Seite 1536 untersagt. Gemäß dem umfassenden Machtanspruch der Ernestiner wurde O. in die erste große kurfürstliche Visitation 1528/29 einbezogen (wiederholt 1533). Als erster gfl.er Superintendent trat 1563 Jakob Weber auf. Obwohl die Superintendentur in O. erst 1621 durch Herzog Johann Casimir bestätigt wurde, übten die Grafen von Gleichen spätestens seit 1563 die Episkopalrechte aus. Das Konsistorium bestand auch nach dem Aussterben der Grafen von Gleichen weiter.

(4) Das zuvor durch Wälle und Gräben geschützte O. erhielt erst ab 1576 eine Stadtmauer. Die Stadt bildete ein Rechteck, das von der Ohra in einen größeren westlichen und einen kleineren östlichen Teil getrennt wurde. 1563 wurde eine steinerne Brücke über die Ohra fertiggestellt. Nach der Fertigstellung der Stadtmauer 1583 gab es insgesamt sechs Tore (vorher nur zwei). Die im Westteil gelegene ehemalige Klosterkirche St. Michael wurde bei der Erhebung zur Pfarrkirche 1421 auf Verlangen der Stadtherren baulich erweitert. Die Kirche wurde mehrmals durch Brand beschädigt und wiederaufgebaut (1753, 1808, 1945). Als einzige Angehörige des Gf.enhauses wurden in der Michaeliskirche Agnes und Philipp Ernst von Gleichen in einem 1615 angefügten Gewölbe bestattet. Die auf dem rechten Ohraufer befindliche Peterskirche wurde wiederholt, das erste Mal wohl im 10. Jahrhundert , zu Teilen zerstört, jedes Mal jedoch wieder in Stand gesetzt. Nach Abzug der Stiftsherren 1344 dienten die ehemaligen Stiftsgebäude bis zur Einrichtung des Karmeliterklosters 1463 Angehörigen der gfl.en Familie mehrmals zu Wohnzwecken. Als ein weiterer städtischer Kirchenbau entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Trinitätskirche außerhalb der Stadtbefestigung in der Leichvorstadt. Sie wurde an der Stelle oder zumindest in der Nähe der für das 16. Jahrhundert bezeugten Lorenzkapelle errichtet. 1533 wurde die Kapelle vom Stadtrat erworben und anschließend zu einem Hirtenhaus umfunktioniert. Die Trinitätskirche fungierte als Tochterkirche von St. Michael und wurde erst 1738 zur eigenständigen Pfarrkirche erhoben. Ebenfalls außerhalb der Stadt in etwas weiterer Entfernung liegt die Siechhofskirche. Sie gehörte zu dem erstmals 1504 erwähnten Hospital, welches ebenfalls unter dem Patrozinium des Hl. Michaels stand.

Das an der Stelle des ehemaligen Petersstifts auf dem rechten Ohraufer um die Mitte des 16. Jahrhunderts errichtete (2013 durch Brand teilweise zerstörte und wieder hergestellte) Schloss ist der architektonisch anspruchsvollste Residenzbau der Grafen von Gleichen. Der vormalige Kirchenbau bildet die Ostseite des heutigen Schlosses, die Stiftsgebäude dessen Nordflügel. Der quadratische Turm des Schlosses könnte im Kern der Turm der vormaligen Peterskirche sein. Für den Bau des Residenzschlosses zeichnete der O.er Ratsherr Valentin Kirchhof sowie dessen Vater Georg verantwortlich, eventuell war der ernestinische Schlossbaumeister Nikolaus Gromann mitbeteiligt. Um freie Flächen für Gärten zu erhalten, kaufte Graf Philipp Ernst von Gleichen Immobilien in unmittelbarer Schlossnähe hinzu. Als Folge des Ausbaus O.s zur Residenzstadt und durch den Zuzug von Neubürgern erlebte die Stadt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine regelrechte Baublüte. Der 1546 an Stelle des 1510 abgebrannten Rathauses eröffnete Neubau geht ebenfalls auf Angehörige der Familie Kirchhof zurück. Seine repräsentative Wirkung erhielt der Rathausbau vor allem durch einen Erker mit Darstellungen des Erzengels Michael und des Wappens der Grafen von Gleichen. Skulpturen des Hl. Michaels sowie des Bonifatius’ zieren den 1547 auf den Marktplatz gesetzten Engelsbrunnen. Auch nach der Reformation blieben der Hl. Michael und der Hl. Bonifatius in der städtischen Erinnerungskultur präsent.

(5) Das früh- und hochmittelalterliche O. bezog seine überörtliche Bedeutung in erster Linie aus den in der Stadt angesiedelten geistlichen Gemeinschaften (Michaeliskloster, Petersstift). Zum Besitz des Peterstifts zählten ein 1170 vom Kloster Hersfeld gepachtetes größeres Waldstück mit vier abgabepflichtigen Dörfern in der Nähe O.s sowie diverse Zinseinkünfte. Umgekehrt verfügten die 1344 nach Gotha umgezogenen Stiftsherren über diverse Einnahmequellen in der Stadt, die bis zum Ende des 16. Jahrhunderts genutzt wurden. Die Einkünfte des Karmeliterklosters speisten sich aus den üblichen Erb- und Geldzinsen, Stiftungen sowie Almosen, wie ein 1523 im Kontext der Auflösung des Klosters angelegtes Inventar zeigt. Die Gewerbe der Stadt arbeiteten bis auf wenige Ausnahmen in erster Linie für den Bedarf der Einwohner, und auch die Märkte bedienten vor allem den örtlichen und regionalen Warenbedarf. O. fungierte weder als Ort für größere Versammlungen externer Macht- und Würdenträger oder sonstiger Gemeinschaften, noch besaß die Stadt herausragende Bedeutung für den regionalen Kreditmarkt.

(6) Ansätze zur Residenzbildung sind aufgrund zeitweiliger Aufenthalte gfl.er Familienmitglieder bereits seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert zu beobachten. Im 14./15. Jahrhundert waren die Beziehungen zwischen der Kleinstadt und der Herrschaft eher von symbiotischer Natur, personelle Verflechtungen sind kaum nachweisbar, finanzielle Abhängigkeiten allenfalls punktuell. Ein verstärkter gfl.er Zugriff auf die Stadt wird für die Mitte des 16. Jahrhunderts greifbar: Davon zeugen vor allem die Erbauung des Schlosses (1556 im Bau), der Umzug des gfl.en Hofs und der Kanzlei (1590) sowie die zunehmende Beeinflussung des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens der Stadt durch das Gf.enhaus. Mit dem Ausbau O.s zur Residenz erfuhr die Stadt einen erheblichen Bedeutungszuwachs. Gf.in Walpurgis trieb während ihrer Witwenherrschaft als Vormund ihrer Söhne den Ausbau O.s als Verwaltungsmittelpunkt der gesamten im Thüringer Raum verteilten gleichenschen Graf- und Herrschaften voran. Dabei kam ihr die für die Versorgung des gfl.en Hofs vergleichsweise gut geeignete Infrastruktur und das in etliche Gewerbezweige ausdifferenzierte Wirtschaftsleben der Stadt entgegen, so dass Stadt und Herrschaft ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert in enge Wechselwirkung treten konnten. Die Sozialgeschichte der Stadt ist kaum erforscht, allerdings kann davon ausgegangen werden, dass die Führungsschicht der Stadt ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts weitgehend von den Grafen und ihren Amtsträgern bestimmt wurde. Die gfl.en Amtmänner rekrutierten sich vornehmlich aus dem lehenspflichtigen Ritteradel. Reibungspunkte in den Beziehungen zwischen Stadt und Herrschaft ergaben sich nach der Kodifizierung des Stadtrechts 1591 vor allem in Bezug auf die Auslegung der »alten Gewohnheiten«. Der Rat sah sich am Ende des 16. Jahrhunderts mehrfach veranlasst, Sprüche verschiedener Rechtsfakultäten und Gerichte einzuholen (Universitäten Wittenberg und Jena, Rolandsgericht Halle). Im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts mehren sich die Beschwerden, zunächst der Gemeindevormünder und dann auch des Rats, über die dem Grafenhaus zu leistenden Abgaben und Frondienste (erstmalig überliefert für 1595, erneut 1612, 1613, 1621, 1622, 1623). Solche Monita brachte die Gemeinde dem Rat bereits im Zusammenhang mit den städtischen Unruhen 1525 vor und verlangte vom Rat, dem Stadtherrn die Huldigung zu verweigern. Für die Zeit nach dem Herrschaftsantritt der Grafen von Hohenlohe (1631) liegen kaum Erkenntnisse vor. Einige Indizien deuten darauf hin, dass die städtische Führungsschicht im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts weitgehend von dem fränkischen Gf.enhaus geprägt wurde.

(7) Ungedruckte Quellen (Archivalien) befinden sich vor allem im Thüringischen Staatsarchiv Gotha. Hinzuweisen ist auf den Bestand »Obergrafschaft Gleichen – Hohenlohe Archiv« (2-11-0007). Dieser gelangte als Gräflich Gleichensches Archiv 1934 von Ohrdruf nach Gotha. (vgl. Archivportal Thüringen: www.archive-in-thueringen.de). Aktenmaterial (Obergrafschaft Gleichen) findet sich zudem im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein. Darüber hinaus verfügt die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena über mehrere Konvolute mit Akten zur Geschichte der Grafen von Gleichen sowie Briefen von Angehörigen des Grafenhauses aus dem 15.–17. Jahrhundert (vorhanden in der Bestandsgruppe »Ms. App.«). Wahrscheinlich dienten sie dem Jenaer Universitätsprofessor Caspar Sagittarius (1643–1694) bei der Abfassung seiner Geschichte der Grafen von Gleichen als Quellen.

Diplomata LV. Res Comitum Gleichensium. Ab A[nno] MCCXVII Ad MDVIII, in: Scriptores Rerum Germanicarum Praecipue Saxonicarum, Bd. 1, hg. von Johann Burkhard Mencke, Leipzig 1728, S. 533–582. Sagittarius, Caspar: Gründliche und ausführliche Historia der Grafschafft Gleichen, hg. von Ernst Salomon Cyprianus, Frankfurt a. M. 1732. – Struve, Burkhard Gotthelf: Bibliotheca Saxonica, scriptores Rerum Saxonicarum, Misnensium, Thuringicarum et Reliquarum Provinciarum Exhibens, Halle 1736. – Diplomataria et Scriptores Historiae Germanicae Medii Aevi, Bd. 1,hg. von Christian Gottlieb Buder, Georg Christoph Kreysig und Christian Schöttgen, Altenburg 1753 [darin Diplomataria Gleichense, S. 725–749].

Hellbach, Johann Christian: Archiv für die Geographie, Geschichte und Statistik der Graffschaft Gleichen und ihrer Besitzer, 2 Bde., Altenburg 1805. – Tettau, Wilhelm Johann Albert von: Beiträge zu den Regesten der Grafen von Gleichen, erste Abtheilung (bis 1300), zweite Abtheilung (1301–1631), in: Mittheilungen des Vereins für die Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt 5 (1871) S. 135–176; 10 (1881) S. 193–313. – Regesta Thuringiae, hg. Dobenecker (1896–1939). – Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld, Bd. 1, Hälfte 1, bearb. von Hans Weirich, Marburg 1936 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck, 19,1).

(8)Krügelstein, Friedrich: Nachrichten von der Stadt Ohrdruf und deren nächsten Umgebung. Von der frühesten Zeit bis zum Aussterben der Grafen von Gleichen 724–1631, Gotha 1844 (ND Bad Langensalza 2003). – Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft 26, bearb. von Paul Lehfeldt, Jena 1898 [S. 56–103]. – Heiss, Ernst: Das Ohrdrufer Schloß »Der Ehrenstein«, Erfurt 1925. – Zeyss, Edwin: Beiträge zur Geschichte der Grafen von Gleichen und ihres Gebiets, Gotha 1931. – Schmidt-Ewald, Walter: Art. „Ohrdruf“, in: Deutsches Städtebuch, Bd. 2: Mitteldeutschland (1941), S. 343–345. – Böttcher, Julius: Die Geschichte Ohrdrufs, 3 Teile, Ohrdruf 1955–1957. – Geschichte Thüringens, 6 Bde., hg. von Hans Patze und Walter Schlesinger, Köln 1967–1979 (Mitteldeutsche Forschungen, 48, 1–6). – Blaschke, Karlheinz: Art. „Ohrdruf“, in LexMa VI, 1993, Sp. 1375. – Patze, Hans: Art. „Ohrdruf“, in: Handbuch der Historischen Stätten, Bd. 9: Thüringen (21989), S. 324–327. – Keilhack, Frank: Ohrdruf. Kloster St. Michael, in: Romanische Wege um Arnstadt und Gotha, hg. von Matthias Werner, Weimar 2007, S. 185–189. – Mutschler, Thomas: Art. „Gleichen“, in: Höfe und Residenzen IV,1 (2012), S. 490–510.

Thomas Mutschler