
In einem umfassenden Zugriff wendet sich das Vorhaben der Erforschung von spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Residenzstädten zu, die zwischen dem 14. und dem frühen 19. Jahrhundert ein wichtiges Element der europäischen Urbanisierungsprozesse, der Verklammerung städtischer und adlig-höfischer Lebensformen, der Entfaltung feudaler Herrschaft und vormoderner Staatlichkeit bildeten. Für den methodischen Ansatz des Projekts grundlegend sind zum einen die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Verfassungsgeschichte und Kunstgeschichte als besonderer, in einem übergreifenden Sinn sozial- und kulturgeschichtlich orientierter Forschungsmodus; zum anderen die bislang kaum geleistete Berücksichtigung der quantitativ dominierenden kleinen Verhältnisse außerhalb der großen Residenzstädte; zum dritten als zentrale forschungsleitende These die Beobachtung eines langdauernden Verhältnisses konkurrierender Komplementarität und Integration von höfischer und stadtbürgerlicher Kultur. Der Untersuchungsraum wird durch die Grenzen des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reiches bestimmt, die das Projekt in eine genuin europäische Perspektive rücken. Ziel des Vorhabens ist die Erarbeitung eines analytisch-systematischen Handbuchs in drei Abteilungen:
- Abteilung I: Analytisches Verzeichnis der Residenzstädte und herrschaftlichen Zentralorte;
- Abteilung II: Gemeinde, Gruppen und soziale Strukturen in Residenzstädten;
- Abteilung III: Repräsentationen sozialer und politischer Ordnungen in Residenzstädten.
Die inhaltliche Konzeption des Handbuchs ist nicht allein durch die analytische Materialpräsentation, sondern ebenso durch die fragengeleitete, systematische Durchdringung der Thematik geprägt. Damit wird ein Werk geschaffen, das nicht nur die Stadt- und Urbanisierungsgeschichte der Vormoderne in erheblichen Teilen auf eine neue Grundlage stellen, sondern entsprechend seiner breiten Anlage und differenzierten Auffächerung für eine Vielzahl historisch orientierter Disziplinen ein wichtiges Arbeitsinstrument bilden wird.