Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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REUß VON PLAUEN

C. Schleiz

I.

1232 Slewicz, Slewigt, Slawitz, Slowicz – kastellartiges Schloß auf einem Bergsporn über der Stadt – 1272 Herrschaft S. mit → Saalburg und → Burgk, im 16. und 17. Jh. zeitw. ohne diese – Seit 1572 im Besitz der Familie, 1597-1616 und 1647-1848/53 Res. der jüngeren Linie – D, Thüringen, Saale-Orla-Kr.

II.

Die Stadt S. liegt im südöstlichen Winkel des heutigen Bundeslandes Thüringen in einer flachen Talmulde der Wisenta. Wirtschaftliches Rückgrat der Stadt bildete die günstige Lage an den bedeutenden Handelsstraßen Regensburg-Hof-Naumburg und Nürnberg-Kronach-Lobenstein-Saalburg- → Gera-Leipzig sowie der nach 1318 prosperierende Silberbergbau. Die urkundliche Ersterwähnung fällt ins Jahr 1232, nachdem der Ort bereits um 1200 unter die Herrschaft der Lobdeburger geraten war. Diese waren es auch, die den Deutschen Orden nach S. beriefen und mit seiner Hilfe die Neustadt als Marktsiedlung am Fuße des Burgberges begründeten. Außerdem gründete der Orden eine Kompturei in S. Stadtrechte wurden vor 1297 erteilt.

III.

Als Gründer der um 1200 errichteten Burganlage kommen die Lobdeburger infrage, die auf diese Weise wohl die Marktsiedlung schützen und die Handelsstraßen, die sich hier kreuzten, kontrollieren wollten. 1303 wurde erstmals in einer Urk. des Lgf.en von Thüringen ein Burgmann in → Schleiz erwähnt. Die urkundliche Ersterwähnung fällt dagegen ins Jahr 1367 als Haus zu S., das bereits wenige Jahre später, nämlich 1384, als castrum bezeichnet wird. Die Anlage brannte 1475, 1689 und 1837 ab und wurde jeweils neu aufgebaut.

Nach der Landesteilung 1501 teilten Heinrich XIV, d.Ä. (1496-1538), und Heinrich XV., d.J. (1496-1550), die Burg in Ober- und Unterteil auf, für den größten Teil des 16. Jh.s blieb S. jedoch Nebenres. Nachdem S. im Schmalkaldischen Krieg 1547 an die Titularbgf.en von Meißen gefallen war, lebte Heinrich VI. (1536-1572) längere Zeit auf der Burg. Auch in späteren Zeiten wurde die Burg deshalb als bgfl. Schloß bezeichnet. 1596/97 kam das Schloß dann mit der »S.er Teilung« an die mittlere Linie und avancierte unter Heinrich XVIII. (1563-1616) erstmals zur Res. Die eigtl. Geschichte von S. als Regierungs- und Wohnsitz begann aber erst i.J. 1647, als die Söhne von Heinrich Postumus das väterliche Erbe teilten und Heinrich IX. (geb. 1616) hier residierte.

Die Gestalt der ma. Burganlage ist so gut wie unbekannt. Es wird jedoch vermutet, daß sie ein »umfassendes Befestigungssystem mit Gräben, Mauern und Verteidigungsanlagen eine Kernburg (möglicherw. mit Vorburg)« umgab (Löffler, Res.en, S. 265). Ansonsten läßt die äußerst spärliche Quellenlage die Existenz einer Hauskapelle außerhalb der Kernburg erkennen; sie wurde nach dem ersten Brand neu errichtet und erst im 17. Jh. aufgegeben.

Den baulichen Zustand um 1600 gibt ein Inventar aus dem Jahre 1595 wieder. Zu diesem Zeitpunkt standen sich zwei separate zumindest zweigeschossige Flügel gegenüber. Zwischen ihnen befand sich östlich und westlich jeweils ein Torhaus. Im Zentrum der Anlage stand noch der alte Bergfried, der 1689 den Flammen zum Opfer fiel. Im südlichen Flügel, dem Oberteil, befanden sich zur Zeit der Titularbgf.en die herrschaftlichen Wohnräume und ein langer Saal, während im Unterteil Kanzlei, Rüstkammer, Hofstube und der große Weinkeller angesiedelt waren. Ein Wendelstein erschloß seit 1564 den Oberteil. Umgeben war die Anlage von drei Gräben, zwischen denen sich – von außen nach innen – ein Plankenwerk, eine äußere und eine innere Wehrmauer befanden. Außerdem bestand wohl ein Sommerhaus im Baumgarten.

Zu wesentlichen Neugestaltungen des Schlosses führten die Brände von 1689 und 1837; 1689-1755 entstand so zunächst ein dreiflügliges schmuckloses Barockschloß, zwischen 1837-1844 dann ein an klassizistischen Formen und auf Fernwirkung ausgerichteter Nachfolgebau. Abgerundet wurde das Ensemble durch englischen Park, Marstall, Reithalle, Amtshaus und Kammergut. Im dicht bei der Stadt gelegenen Wild- und Waldpark entstand ferner 1808 das zweigeschossige Palais Heinrichsruh. Das Schloß wurde 1945 durch Bombardierung zerstört.

Lehfeldt, Paul: Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens, Heft 12: Fürstentum Reuss jüngere Linie. Amtsgerichtsbezirke Schleiz, Lobenstein und Hirschberg, Jena 1891, S. 43-86. – Löffler, Anja: Residenzschlösser der Reußen, in: Neu entdeckt. Thüringen – Land der Residenzen. 2. Thüringer Landesausstellung Schloß Sondershausen 15. Mai-3. Oktober 2004, hg. von Konrad Schermann und Frank Jördis, o.O. 2004, S. 457-458. – Löffler, Anja, Reußische Residenzen in Thüringen, Diss. masch. Weimar 2000, S. 261-295. – Schmidt, Berthold, Geschichte der Stadt Schleiz, Bd. 1-3, Schleiz 1908-1916.