Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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REUß VON PLAUEN

C. Kranichfeld

I.

1143 Crannechfeld – Spornburg auf einem am linken Ufer der Ilm gelegenen Bergrücken südwestlich des gleichnamigen Ortes – zwischen 1454 und 1686 im Besitz der → Reuß von Plauen, im 16. Jh. als Res. oder Nebenres. genutzt. – D, Thüringen, Kr. Weimarer Land.

II./III.

Die heutige Kleinstadt K. liegt südöstlich von Erfurt im Talkessel der Ilm. Seit 1143 urkundlich erwähnt, wurde die Herrschaft 1173 in eine Ober- und eine Unterherrschaft geteilt. Die Oberherrschaft gelangte 1380 in den Besitz der Herren von → Kirchberg, die sie 1454 an die → Reuß zu Plauen verkauften. 1650 wurde die Herrschaft zur Schuldentilgung für 80 000 Gulden an Sachsen-Weimar verpfändet, bevor sie 1686 erblich an das Haus Sachsen-Gotha verkauft wurde.

Die im 12. Jh. entstandene Burganlage gruppierte sich ursprgl. trapezförmig um einen mächtigen Bergfried, der die äußere Gestalt des Gebäude-Ensembles bis ins 17. Jh. hinein dominierte. Erste zögerliche Bemühungen, der ma. Wehranlage einen schlossartigen Charakter zu verleihen, fallen ins späte 15. Jh., als an Pforten und Mauerwerken Umgestaltungsmaßnahmen vorgenommen werden. In den 1530er Jahren beginnt dann ein schrittweiser Ausbau der Anlage zu einem Renaissanceschloß. Namentlich die Fassade erhält eine regelmäßigere Gestalt, wobei Bemühungen zu einer axialen Anordnung der Fenster beobachtet werden können. Ferner entstehen zeittypische geschweifte Volutengiebel.

Eigenständige Bauteile im östlichen und westlichen Teil der Anlage ermöglichen es den Reußen, das Schloß als Res. für zwei Linien zu nutzen. Wichtige Repräsentationsräume wie Hof- und Tafelstube sowie ein großer Saal finden sich daher in beiden Gebäuden und auch die herrschaftlichen Gemächer sind doppelt vorhanden. Der Bergfried – er stammt aus dem zweiten Viertel des 13. Jh.s – wird dagegen von beiden Linien gemeinschaftlich genutzt. In den späten 1560er Jahre kommt es zu einem Rechtsstreit zwischen den beiden Schloßherren, in dem es um einen neu errichteten Anbau geht.

Mit dem Wechsel der Besitzverhältnisse zu Beginn des 17. Jh.s kommt der Ausbau des Schloß zum Erliegen. 1934 zerstört ein Feuer die Anlage weitgehend, wird aber in den 1940er Jahren den Bedürfnissen der SS entspr., die auf Schloß K. ein Schulungszentrum einrichten möchte, als romanische Burg wiederaufgebaut.

Altwasser, Elmar: Das Oberschloß zu Kranichfeld, Regensburg 1998 (Kunstführer, 2359). – Altwasser, Elmar: Von der Burg zum Schloß und wieder zurück. Das Oberschloß Kranichfeld, in: Von der Burg zum Schloß. Landesherrlicher und adeliger Profanbau in Thüringen im 15. und 16. Jahrhundert, hg. von Heiko Lass, Baucha bei Jena 2001 (Palmbaum-Texte, 10), S. 179-191. – Kästner, Volker: Die Burgkapelle des Oberschlosses zu Kranichfeld in Thüringen, in: Burg- und Schloßkapellen, Braubach 1995 (Veröffentlichungen der deutschen Burgenvereinigung e.V. Reihe B: Schriften, 3), S. 79 f. – Köber, H.: Das Oberschloß zu Kranichfeld an der Ilm, in: Das Thüringer Fähnlein 9 (1940) S. 125 f. – Schmidt, Reinhard: Bemerkungen zum Oberschloß in Kranichfeld, in: Rudolstädter Heimathefte 31 (1985).