Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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REUß VON PLAUEN

C. Burgk

I.

1365 dy Borg, 1457 das Schloß, die B. – Spornburg – Burganlage auf steilem Bergrükken im Tal der oberen Saale. – Bestand wohl seit dem spätem 12. Jh., seit 1365 Teil der Herrschaft → Schleiz, eigenständige Herrschaft → Reuß-B. 1525-1526, 1596-1639 und 1668-1697 – Hauptres. nur 1616-1640 und 1668-1697, ansonsten als Nebenres. genutzt, 1703-1945 reußisches Jagdschloß. – D, Thüringen, Saale-Orla-Kr.

II.

Der sehr kleine, 8 km von → Schleiz entfernte Ort B. liegt auf einem Bergrücken, der an drei Seiten von der Saale umflossen wird. In der Umgebung befinden sich ausgedehnte Waldungen. Vermutlich entstand die Burg bereits im ausgehenden 12. Jh. als Teil eines Burgensystems, das die Saale-Übergänge sichern sollte. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes fällt ins Jahr 1365, als die wettinischen Mgf.en und Oberlehnsherren einem Verkauf durch die Vögte von → Gera an das Deutsche Haus in → Schleiz zustimmten. Als Zubehör wurden eine Schmiede, Wiesen, Weiden, Fischwasser, Honig- und Salzzins sowie das Dorf Möschlitz samt Halsgericht und anderen Rechten und Nutzungen gen. Bereits 1390 befand sich B. allerdings wieder im Besitz der Vögte und nun wird erstmals auch ein Pfleger gen. 1425 gelangte B. durch eine Landesteilung in den Besitz von Heinrich d.Ä. (VIII), der sich nun Herr von Gera auf B. nannte. Er starb allerdings bereits im folgenden Jahr. Nach dem Aussterben der Vögte von → Gera 1550 fiel B. zunächst an die Bgf.en von Meißen, 1562/90 dann an die → Reuß von Plauen. Als B. 1596 zur eigenständigen Herrschaft wurde, umfaßte sie die Dörfer Dörflas, Erkmannsdorf, Crispendorf, Grochwitz, Möchgrün, Möschlitz, Neundorf, Pahnstangen, Plothen, Remptendorf und Röppisch sowie die entspr. Pfarr- und Ritterlehen. Die Gesamtfläche der Herrschaft belief sich auf nicht mehr als 90 qm.

III.

Nach älteren Vorläufern, deren Gestalt nahezu unbekannt ist, setzt die eigtl. Baugeschichte mit dem Jahr 1403 ein, als Heinrich VII. von → Gera mit einem Neubau begann. Damals entstanden Südflügel und Kemenate, namentlich in der ersten Hälfte des 16. Jh.s auch noch weitere Bauten, die v.a. die Wehrfähigkeit der Anlage erhöhten.

Um 1600 nahm man dann den Ausbau zur Res. in Angriff. Unter Einbeziehungen älterer Bauteile wurden jetzt Nord- und Ostflügel errichtet. Im ersten Obergeschoß des Nordflügels, der ein schlichtes Barocktreppenhaus erhielt, entstand das Prunkzimmer, ein repräsentativ ausgestattetes Schlafgemach, für das auch Teile der alten, im Stile des Thüringer Bauernbarock gefertigten Inneneinrichtung der Schloßkapelle genutzt wurden. Diese im ersten Stockwerk des Ostflügels gelegene Kapelle wurde nämlich zwischen 1620 und 1624 zum repräsentativen Mittelpunkt der Anlage ausgebaut. Hervorzuheben ist die prächtige Kanzel des Schleizer Bildschnitzers Hans Balbierer, die um 1622 von dem ebenfalls in → Schleiz ansässigen Hans Keil in Weißgold gefaßt wurde. Die westliche geschwungene Fs.enloge mit einem heidnisch anmutenden Nymphenreigen stammt von dens. Künstlern. Das gesamte zweite Obergeschoß wurde dagegen 1601 als großer Ritter- und Festsaal angelegt und mit Renaissancedecke mit Rollwerkkartuschen versehen.

Der Südflügel wurde 1618/1619 durch den Anbau eines zeitgemäßen Treppenturmes aufgewertet. 1635 wurde das Torhaus durch einen Fachwerkaufbau zum Amthaus umgestaltet – einziger, in der Literatur greifbarer Hinweis auf die Verwaltungstätigkeit, die von B. ausgegangen sein muß. Im Laufe des späteren 17. und des gesamten 18. Jh.s kam es immer wieder zu kleinen Umbaumaßnahmen, wobei baufällige Gebäudeteile auch komplett abgetragen wurden. Letztlich blieb B. aber auch als Jagdschloß noch ein nicht unbedeutender Repräsentationsraum für die Reußen, wie der Einbau einer Silbermannorgel in die Schloßkirche 1742/43 und die Errichtung eines Gartens mit dem Teehäuschen »Sophienlust« auf der äußersten Landzunge über der Saale beweist. Rein äußerlich hat B. seinen wehrhaften Charakter dagegen niemals verloren.

Bereits in der Urk. von 1365 wurde mit den Worten dy smitte, dy man nennet an der Yse die Schmiede der Burghammer gen., die Anfang des 17. Jh.s ebenfalls in den Besitz der B.er Linie gelangte. Heinrich II. versuchte, sie selbst zu betreiben, mußte sie allerdings 1619 mangels Rentabilität verkaufen. Auch die im Dorf Möschlitz gepachtete Mühle, in der er 1621 eine Münzstätte einrichten ließ, stellte ihre Arbeit bereits 1622 wieder ein.

Quellen

Mendner, Richard: Burgker Urkundenbuch. Urkunden und Urkundenauszüge der Herrschaft Burgk bis zu ihrer Angliederung an das Haus Reuß-Greiz 1596/1616, Leipzig 1917.

Alberti, Julius: Zur Geschichte des Schlosses Burgk bei Schleiz, Schleiz 1879. – Enke, Hagen: Das Schloß in Burgk, in: Residenz-Schlösser in Thüringen. Kulturhistorische Porträts, hg. von Roswitha Jacobsen, Bucha 1998, S. 245-253. – Enke, Hagen: Vergessene Residenzen. Die reußischen Schlösser Lobenstein und Burgk, in: Jahrbuch des Museums Reichenfels-Hohenleuben 45 (2000) S. 35-50. – Hänsel, Robert: Schloß Burgk und der Burgkhammer an der oberen Saale, Jena 1941 (Beiträge zur mittelalterlichen, neueren und allgemeinen Geschichte, 15). – Hempel, Wolfgang: Schloß Burgk als Zentrum der Jagd an der oberen Saale von 1600-1945, Fachhochschulabschlußarbeit an der Fachhochschule für Museologie Leipzig, Leipzig 1975. – Lang, Elke: Schloß Burgk. Geschichte und Gegenwart, Staatliches Museum Schloß Burgk, o.O. 1989. – Löffler, Anja: Residenzschlösser der Reußen, in: Neu entdeckt. Thüringen – Land der Residenzen. 2. Thüringer Landesausstellung Schloß Sondershausen 15. Mai-3. Oktober 2004, hg. von Konrad Schermann und Frank Jördis, o.O. 2004, S. 455-459. – Löffler, Anja, Reußische Residenzen in Thüringen, Diss. masch. Weimar 2000, S. 143-175. – Mendner, Richard: Die Herrschaft Burgk bis zu ihrer Angliederung an das Haus Reuß-Greiz 1596/1616, Leipzig 1917. – Ungelenk, Manfred: Die Baugeschichte des Schlosses Burgk/Saale, Burgk 1959 (Museumsreihe, 3).