Residenzstädte im Alten Reich (1300-1800)

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Zerbst

Zerbst

(1) Z., gelegen an den südwestlichen Ausläufern des Fläming, kennt eine lange, bis in die Ur- und Frühgeschichte zurückreichende Siedlungstradition. In Z. vereinigten sich mehrere Wasserläufe, die alle den Namen Nuthe tragen. In der schriftlichen Überlieferung wird Z. erstmals 948 erwähnt. Zum Jahr 1007 werden die Z.er in der Chronik Thietmar von Merseburgs als urbani, Z. somit indirekt als Urbs bezeichnet, wohl als befestigte Siedlung zu verstehen. Mitte des 12. Jahrhunderts gehörte Z. zum Reichsbesitz, der von den Herren von Z. als Burggrafen verwaltet wurde, denen ein Drittel an Z. gehörte. Den nächsten Hinweis auf die Burg bildet die Erwähnung des Burgwards 1196. Zu dieser Zeit hatten die Askanier bereits Herrschaftsanteile an Z. übernommen. Gegen die Askanier als Markgrafen konnten sich die Herren von Z. nicht durchsetzen. Den Askaniern wurde 1253 die Lehnhoheit über Burg und Stadt Z. übertragen. Kurz darauf verlieh Burggraf Richard von Z. den Z.er Kaufleuten eine Zollbefreiung auf anderen Märkten, ehe er 1264 seinen Anteil an Z. an die Herren von Barby verkaufte, die den Besitz wiederum 1307 an Albrecht I. von Anhalt-Köthen († 1316) veräußerten. Nach dem Aussterben der Askanier 1319 konnten die Söhne Albrechts I., Albrecht II. und Waldemar I., anschließend auch die Lehnshoheit über Z. erwerben. Deren Enkel führten 1396 eine Landesteilung durch, bei der Z. zur Linie Anhalt-Z. kam, deren erster Herr Sigismund I. († 1405) war. Seine Söhne, zunächst unter Vormundschaft, regierten das Land gemeinschaftlich, bis nach dem Tod von dreien Georg I. als Regent verblieb (reg. allein 1469–† 1474). Z. dürfte immer wieder als Residenz fungiert haben. Unter Georgs I. Söhnen und Nachfolgern wurde erneut geteilt, wobei Z. nicht mehr Zentrum einer der Linien war, bis 1544 bei einer weiteren Teilung erneut ein Landesteil Z. geschaffen wurde (unter Johann IV. [1544–1551] und Karl [1556–1561]). Ab 1564 war Z. kurzfristig Aufenthaltsort Wolfgangs I. von Anhalt-Köthen († 1566), der sich aus der Regierung zurückgezogen hatte, sodann ab 1565 für Bernhard VII. bis zu seinem Tod 1570. Bei einer neuerlichen Teilung wurde 1603 wieder eine Linie Anhalt-Z. geschaffen, die nun bis 1796 bestand. Der letzte, preußenfeindliche Fürst hatte Z. während des Siebenjährigen Kriegs 1758 verlassen und kehrte 1764 zur zweiten Eheschließung mit Friederike von Anhalt-Bernburg kurz nach Z. zurück. Er starb 1793 im Exil. 1797 kamen Amt und Stadt Z. sowie das Amt Walternienburg an die Dessauer Linie, was den Verlust von Behörden und des Gymnasiums illustre nach sich zog.

(2) Die 1209 erstmals als Civitas bezeichnete Stadt entwickelte sich im Wesentlichen aus zwei eigenständigen Siedlungsbereichen mit je eigenen Märkten, einer von Burgmannen geprägten Siedlung östlich der Burg mit der 1215 geweihten Kirche St. Bartholomäi, und einem städtischen, der Marktsiedlung bzw. die Altstadt. Um 1200 dürfte die große, planmäßig gestaltete Marktsiedlung um den Marktplatz mit der Stadtkirche St. Nikolai entstanden sein. Ein weiterer Siedlungskern war der Ankuhn, eine nördlich der Altstadt gelegene Niederung (später mit Fleckensrecht, 1850 nach Z. eingemeindet), dessen regelmäßiger Grundriss auf eine geplante Anlage schließen lässt. 1291 ist die Stadtmauer mit (später) fünf Toren nachweisbar, die die Burgmannen- und die Marktsiedlung vereinte (der 1430–1434 während der Hussitenkriege aufgeführte Bau ist bis auf zwei niedergelegte Tore noch erhalten), die Burg und der Ankuhn blieben außerhalb der Stadtbefestigung, hatten aber eigene Schutzanlagen. Ein Stadtwappen ist 1298 erstmals verbürgt, das Stadtsiegel stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Neben dem Ankuhn gab es als weitere Siedlung noch die Bruchstraße, deren genauer Status (Hörigensiedlung zur Burg?) ungeklärt ist.

Z. stand seit 1320 unter der Herrschaft der anhaltinischen Fürsten 1356 und 1396 gaben sie der Stadt neue Privilegien, mit denen sie sich die Bestätigung des Rats sicherten, auch lag die Rechtsprechung (zumindest der Idee nach) in ihren Händen (allerdings verpfändet 1439–1460). Im späten 14. und im 15. Jahrhundert kam es gelegentlich zu Auseinandersetzungen, da die Stadt seit 1370 nur den erstgeborenen Fürsten von Anhalt als Stadtherren anerkennen wollte, auch wenn mitunter gleich mehrere Mitglieder der Dynastie die Herrschaft ausübten. Mit der von den Fürsten Magnus und Philipp 1499 verabschiedeten Stadtordnung wurde es der Stadt unmöglich, die Herren gegeneinander auszuspielen.

In Z. galt das Magdeburger Stadtrecht, Magdeburg war Oberhof und wurde von Z. immer wieder in unklaren Rechtsfragen um Auskunft gebeten. Die Schöffen verloren im Laufe des 13. Jahrhunderts an Bedeutung, der Rat wird 1285 erstmals erwähnt, blieb aber in Abhängigkeit von den Stadtherren (erstmals 1356 festgeschrieben). Zahlreiche Hinweise zur Praxis der Ratsherrschaft bietet die »Alte Brade« genannte Handschrift (siehe unter [7]), u. a. zur Ratswahl an Sonntag Invocavit und zur vierzehntägigen Abhaltung von Ratssitzungen. Die Stadtherren ließen sich anfangs durch den Burggrafen und einen Vogt vertreten. Erweitert wurde der Rat ab 1358 durch die Meister der (zu dieser Zeit sechs) Innungen, ab 1437 zudem durch die Viertelsmeister und die Hundertmannen. Die Stadtordnung von 1503 legte fest, dass der jeweils sitzende Rat aus zehn Ratsherren (zwei Bürgermeister, drei Kämmerer und fünf Ratsmänner) und 20 Beisitzern bestehen sollte. Der Rat setzte sich vermutlich aus dem Patriziat zusammen, seine Mitglieder kamen vornehmlich aus der Kaufmannsgilde, nur vereinzelt waren Mitglieder der Zünfte bzw. Innungen vertreten. Wegen der seit etwa 1570 andauernden konfessionellen Auseinandersetzungen wurde (erst) ab 1667 der Rat paritätisch besetzt. Seit 1397 ist für die Verhängung von Todesurteilen das vierköpfige Fehmgericht überliefert, dem ein Ratsherr angehörte, und dessen Urteil von den Magdeburger oder Leipziger Schöffen bestätigt werden musste. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts ist ein Stadtschreiber überliefert, zahlreiche weitere Ämter, insbesondere für die stadteigenen Betriebe, folgten.

Wenn auch ein Marktprivileg erst von 1345 überliefert ist, so dürfte Z. von Beginn an durch den regen Warenverkehr auf den Märkten profitiert haben, zumal die Z.er Kaufleute seit 1261 Zollfreiheit auf anderen Märkten genossen. 1328 wird ein Kaufhaus bei der Bartholomäikirche erwähnt. Bedeutend waren die Bierbrauerei und der Gemüseanbau (vor allem im Ankuhn). 1375 wurde durch fsl.es Privileg die Innung der Bierbrauer geschaffen, das Z.er Bier wurde bis ins 17. Jahrhundert in den weiteren Elbraum, ins Baltikum und nach Oberdeutschland exportiert. Die erste Innung war die der Gewandschneider (1321 erwähnt), es folgten Knochenhauer, Schuhmacher, Gerber, Bäcker und Schröder. Das anhaltische Land- und Amtsregister von 1572 nennt für Z. 1022 Hausstellen, von denen nahezu jeder Zweite die Braugerechtigkeit innehatte, so dass für die Zeit um 1500 über 6000 Einwohner angenommen werden können. Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg hatte Z. 1630 immer noch 6000 Einwohner.

Bedeutende Konflikte zwischen Stadt und Stadtherr waren zum einen der 1396 entstehende Streit um den »Kiekinpott«, einem städtischen Turm in der Nähe des Akentores, der Einblick in den stadtherrlichen Burghof ermöglicht hätte, weswegen Fürst Sigismund I. den Abriss forderte. Gegen eine Strafzahlung der Stadt wurde ihr 1397 vom Fürsten zugestanden, den Turm mit einem einfachen Dach zu versehen, während die Stadt sich verpflichtete, keine Erkeranbauten anzufügen. Zum anderen kam es im frühen 15. Jahrhundert zu einer mehrjährigen Auseinandersetzung zwischen der Stadt und Fürst Albrecht III. um die Besteuerung des ausgeführten Biers, wobei die Stadt eine Gesandtschaft an das Konstanzer Konzil schickte mit dem Anliegen, vermittelnd einzugreifen. Eine Z.er Gesandtschaft weilte in dieser Angelegenheit bei König Sigismund, als Fürst Albrecht III. anlässlich seiner Belehnung um ein Privileg zur Besteuerung des Biers nachsuchte. Der Streit wurde erst nach einer Vermittlung des Markgrafen von Brandenburg 1421 beigelegt.

(3) Z. kannte von Beginn an eine reiche geistliche Ausstattung. Die Bartholomäikirche dürfte ursprünglich eine Filiale der (im Spätmittelalter nicht mehr erwähnten) Burgkapelle gewesen sein, 1215 wurde sie geweiht, zugleich wird der Pfarrer der (wohl auch älteren) St. Nikolaikirche der Marktsiedlung erwähnt. Auch im Ankuhn gab es eine frühe Kirche (St. Marien), in der Bruchstraßen-Siedlung die Jakobikirche (1896 abgebrochen). An der Bartholomäikirche wurde um 1300 durch Burchard von Barby ein Chorherrenstift eingerichtet, dem 1331 die Nikolaikirche inkorporiert wurde; seitdem war einer der Kanoniker Priester an der Marktkirche. Im 15. Jahrhundert wurden sowohl die Bartholomäi- als auch die Nikolaikirche gotisch umgestaltet, letztere zur größten gotischen Hallenkirche in Anhalt (mit Einflüssen der Parler-Schule). Finanziert wurde der Umbau durch Stiftungen und Legate Z.er Bürger, weswegen St. Nikolai als Bürgerkirche gilt. Auf seinen eigenen Wunsch hin hat Fürst Johann IV. (1501–1551) seine Grablege im Chor gefunden.

Im Ankuhn gründete Richard von Z. ein Hospital an dem um 1214 gegründeten Zisterzienserinnenkloster, welches 1298 auf die Breite verlegt wurde und dem Stadttor den Namen Frauentor gab. Anfangs wurde es von den Stadtherren umfangreich ausgestattet, ehe es im weiteren Verlauf des Spätmittelalters zur Versorgung von Bürgertöchtern diente (1542 brannte es ab). Zum größten Kloster Z.s wurde das von Sophie von Barby gestiftete Franziskanerkloster, dessen St. Johanneskirche 1252 geweiht wurde. 1309 wird das Hospital St. Augustin am Plan gegründet, der Bau des Augustinereremiten-Klosters erfolgte in den Jahren 1390–1394.

Die Reformation fand früh und nachhaltig Eingang in Z. 1522 predigte Martin Luther zweimal kurz hintereinander in Z. (zum Dank vom Rat im Schützenhaus bewirtet), neben ihm weilte auch Philipp Melanchthon häufiger in Z., beide berieten den Rat in Glaubensfragen. Als Gegner erwies sich der Stiftsdekan Petrus Kleinschmidt von St. Bartholomäi (St. Niklolai als Ratskirche drohte zu entgleiten), auch die Franziskaner wehrten die neue Lehre ab. Das Augustinereremitenkloster hingegen förderte die Reformation ab 1522, 1525 löste es sich auf. Bis 1524/25 war die Reformation durchgesetzt, wobei der Rat Rückhalt bei Fürst Wolfgang von Anhalt-Köthen (reg. 1508–1562, † 1566) suchte, der Luther persönlich nahe stand. Z. war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wichtig für die Entwicklung der reformierten Landeskirche unter Fürst Joachim Ernst von Anhalt-Z. (reg. zusammen mit Bruder 1561–1570, allein bis † 1586, meist in Dessau residierend) und dem Z.er Schulrektor (ab 1566), Pfarrer an St. Nikolai und Superintendenten (ab 1573) Wolfgang Amling, der mit seinem Hauptwerk Confessio Anhaldina (1578) wesentlich zur Durchsetzung des reformierten Bekenntnisses beitrug. Unter beider Ägide wurden aus den beiden Stadtschulen 1582 das Gymnasium illustre geschaffen, an dem nach Art einer Landesuniversität anhaltinische Juristen und Theologen ausgebildet wurden; zur Ausstattung und Finanzierung der Universität wurde ein Legat Fürst Wolfgangs von Anhalt-Köthen von 1562 herangezogen. Dem reformierten Gymnasium illustre fehlte jedoch die reichsrechtliche Anerkennung, und mit dem Dreißigjährigen Krieg ging der Lehrbetrieb zurück, zudem wurde von Fürst Johann VI. von Anhalt-Z. 1644 wieder der lutherische Glaube verbindlich gemacht. Mit dem Übergang an Dessau 1797 erfolgte die Auflösung, entschädigt wurde Z. 1803 mit der Fürstlichen Hauptschule, dem späteren Gymnasium Francisceum.

In Z. kam es zwischen den Reformierten und Lutheranern zu heftigen Auseinandersetzungen, die erst 1667 mit der paritätischen Ratsbesetzung gelöst wurden. Beigelegt wurden die konfessionellen Auseisandersetzungen mit dem Religionsvergleich 1679, was den Bau der St. Trinitatiskirche 1683–1696 veranlasste.

In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts sind Juden nachweisbar (Straßennamen Jüdenstraße und Kupfergasse, eine Verballhornung des hebräischen Wortes für Friedhof). Der Name Kupfergasse scheint auf einen Begräbnisplatz hinzuweisen. Formal unterstanden die Juden dem Stadtherrn, doch mussten sie auch Abgaben an die Stadt leisten. In geringem Maße kamen im 17. Jahrhundert unter höfischem Schutz stehende Juden nach Anhalt, wohl auch nach Z. Ein jüdischer Friedhof wurde 1769 oder 1782 auf hzl.em Gelände im Ankuhn außerhalb der Stadt (heute Grüne Straße) angelegt, für dessen Nutzung Erbpacht an die hzl.e Kammer zu zahlen war.

(4) Die hoch- bzw. spätmittelalterliche Burganlage mit mehreren Vorburgen und Vorwerken ist durch das Schloss völlig überbaut worden, mit dessen Errichtung man erst 1681 begann, nachdem die Folgen des Dreißigjährigen Kriegs weitgehend abgetragen worden waren. Die Errichtung des verhältnismäßig großen Baues erstreckte sich bis weit in die 1760er Jahre. Im Schlossgarten wurde 1714 die Orangerie erbaut, zugleich wurden in der Stadt mehrere Adelspalais auf der Schlossfreiheit errichtet. Der barocke Garten wurde 1798 in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet.

Z. kannte ein zu weiten Teilen gewachsenes Stadtbild des 16. bis 18. Jahrhunderts vornehmlich mit Fachwerkhäusern, z. T. mit massiven Renaissancesteinhäusern. Im Jahr 2010 entdeckte archäologische Funde legen Austauschbeziehungen mit Italien nahe (wohl bedingt durch den Viehhandel), indem sie die Ausstattung von Bürgerhäusern mit Keramik und Glas aus Italien nachwiesen. Als bürgerliche Bauten seien das sog. »Apostelhaus« (benannt nach Holzskulpturen der Zwölf Apostel) am Markt, das ebenfalls am Markt gelegene Rathaus, ein Backsteinbau von 1380, und das Neue Haus von 1535–1545 als Schöffengericht bzw. Kaufhaus und Ratskeller.

Sichtbares Zeichen der städtischen Freiheit war die weit überlebensgroße Figur des Roland vor dem Rathaus, des einzigen in Anhalt (Ersterwähnung zum Jahr 1385 in der 1451 verfassten Ratschronik). Ganz in der Nähe des Rolands steht auf einer sieben Meter hohen Eichenholzsäule eine kleine vergoldete Frauenfigur, deren Bedeutung nicht geklärt ist, aber in Verbindung mit einer Zollbefreiung gebracht wird; sie wird erstmals zum Jahr 1403 im Stadtbuch erwähnt, dürfte aber älter sein.

Am 16. April 1945 wurden ca. 80 % der Stadt und des im Schloss befindlichen Archiv- und Museumsbestandes vernichtet, lediglich die Stadtmauer blieb erhalten. Seitdem liegen die St. Nicolaikirche, die St. Bartholomäikirche zum Teil und das Schloss als Ruinen im Stadtgebiet, das zu weiten Teilen mit modernen Wohngebäuden versehen wurde, die auf die ältere Baustruktur keine Rücksicht nehmen.

(5) Z. war einer der zentralen Märkte des europäischen Schlachtviehhandels, der sich eventuell bis nach Italien erstreckte. Mit Hilfe der Stadt konnten die anhaltinischen Fürsten 1370 die den Grafen von Lindau-Ruppin gehörende Burg Lindau übernehmen, die daraufhin in den Pfandbesitz der Stadt überging (bis 1440).

Das Z.er Bier wies eine hohe Qualität und Lagerfähigkeit aus, es wurde nicht nur im Umland, sondern über Wittenberg weit im Elbraum exportiert.

(6) Z. war vom 14. bis zum 18. Jahrhundert, allerdings mit Unterbrechungen, Residenzstadt. Faktisch endete die Anwesenheit des Hofs bereits 1758 mit dem Weggang des letzten Fürsten, auch wenn die Landesbehörden sich weiterhin bis zur Auflösung des Landes Anhalt-Z. 1797 in der Stadt befanden. Zwischen Stadtgesellschaft und Hof dürfte es enge Verbindungen gegeben haben. Wegen der großen Archivalienverluste im Zweiten Weltkrieg ist es schwierig, sie aus dem Stadt-Z.er Material zu erforschen.

(7) Einschlägig ist die Überlieferung des Stadtarchivs Zerbst. Trotz der starken Zerstörung gibt es noch ca. 500 Pergament- und 1000 Papierurkunden in Abt. I und einzelne Konvolute mit Korrespondenzen aus dem Spätmittelalter in Abt. II. Insbesondere sind elf erhaltene Bände der von 1323 bis 1571 geführten Schöffenbücher (alle in Abt. III) zu nennen, so Nr. 1: Ratschronik, um 1451, Nr. 21: »Alte Brade«, registriert und neu gebunden 1640, eine Sammelhandschrift des 16. Jahrhunderts (zahlreiches Material zur Ratswahl, Amtsführung des Rats, Marktwesen, Stadtbesitz, Grenzen, Morgensprache der Brauer, Urfriedensangelegenheiten, Amtseide u. v. a. m., bemerkenswerterweise auch das handschriftliche Testament Fürst Georgs III. von Anhalt-Dessau [1507–1553] mit eigenhändiger Unterschrift), Nr. 121: Fehmbuch der Stadt 1481–1533, Nr. 949: Handbuch über Einnahmen und Ausgaben, 1403. – Heranzuziehen sind ferner die Bestände im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau, hier insbesondere Gesamtarchiv Alte Ordnung, Gesamtarchiv Neue Sachordnung, Deposita Zerbst, Hauptarchiv Zerbst. – Beckmann, Johann Christoff: Historie des Fürstenthums Anhalt, Zerbst 1710.

Riedel, Adolf Friedrich: Codex diplomaticus Brandenburgensis (1838–1868). – Codex diplomaticus Anhaltinus (1867–1883). – Wäschke, Hermann: Die Zerbster Ratschronik, Dessau 1907 [Ratschronik von 1451] – Wäschke, Hermann: Regesten der Urkunden des Herzoglichen Haus- und Staatsarchivs zu Zerbst aus den Jahren 1401–1500, Dessau 1909. – Specht, Land- und Amtsregister, Tl. 3 (1940).

(8)Heinemann, Otto von: Albrecht der Bär, Darmstadt 1864. – Büttner Pfänner zu Thal, Franz: Anhalts Bau- und Kunstdenkmäler nebst Wüstungen, Dessau 1894. – Wäschke, Hermann: Die Zerbster Innungsbruderschaften, in: Zerbster Jahrbuch 1 (1905) S. 1–7. – Wäschke, Hermann: Anhaltische Geschichte, 3 Bde. Köthen 1912–1913. – Specht, Reinhold: Die Wehranlagen der Stadt Zerbst, in: Sachsen und Anhalt 5 (1929) S. 38–103. – Specht, Reinhold: Der mittelalterliche Markt von Zerbst, in: Sachsen und Anhalt 8 (1932) S. 148–162. – Derscheid, Heike Ingrid: Die Stadtkirche St. Nikolai zu Zerbst, Bilder aus der größten Kirche Anhalts, Oschersleben 1994. – Specht, Reinhold: Geschichte der Stadt Zerbst, 2 Bde. Dessau 1998. – Diener-Staeckling, Antje: Der Himmel über dem Rat. Zur Symbolik der Ratswahl in mitteldeutschen Städten, Halle a. d. Saale 2008 (Studien zur Landesgeschichte, 19). – Griesbach, Agnes-Almuth, Friedrich, Heinz-Jürgen: Vergiftete Laien, reformierte Bürger und die Universität in Anhalt. Reformation und Bildung in Zerbst. Ein Ausstellungsbegleiter, Zerbst/Anhalt 2003. – Hoede, Karl: Die sächsischen Rolande, Zerbst 1906. – Kreissler, Frank: Die Dominanz des Nahmarktes. Agrarwirtschaft, Handwerk und Gewerbe in den anhaltischen Städten im 15. und 16. Jahrhundert, Halle a. d. Saale 2006. – Griesbach, Agnes-Almuth: Wege zur Reformation. Luther, Melanchthon, Calvin und Zerbst, Zerbst/Anhalt 2009. – Griesbach, Agnes-Almuth: 800 Jahre Stadt (und) Recht. Begleiter zur Ausstellung, Zerbst/Anhalt 2009. – Griesbach, Agnes-Almuth: Wege zur Reformation. 430 Jahre Universitäts- und Schulgeschichte, Zerbst/Anhalt 2012. – Specht, Reinhold: 1000 Jahre Siedlungsraum der Stadt Zerbst. Straßennamen berichten aus alter bis in neueste Zeit. Zerbst o. J.

Agnes-Almuth Griesbach