Residenzstädte im Alten Reich (1300-1800)

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Mansfeld

Mansfeld

(1) M. liegt inmitten stark gebirgigen Geländes am Ostrand des Harzes, etwa zehn Kilometer nordwestlich von Eisleben und 40 km nordwestlich von Halle a. d. Saale. Durch die sich östlich des Harzes entlangziehende Handelsstraße, die die Küstenstädte mit dem sächsischen Raum verband, war M. in die überregionalen Verkehrsströme eingebunden. Geprägt wird der M.er Raum durch den im 13. Jahrhundert begonnenen Abbau des Kupferschiefers, aus dem silberhaltiges Rohkupfer herausgeschmolzen werden konnte. Ab etwa 1460/80 konnten mithilfe des Saigerverfahrens Silber und Kupfer voneinander geschieden werden. Die hierdurch bedingte Nachfrage nach dem M.er Rohkupfer hatte eine bis Mitte des 16. Jahrhunderts währende wirtschaftliche Blüte zur Folge.

Erstmals genannt wird M. 973 bei der Übertragung von Gütern des Klosters Fulda an das Erzbistum Magdeburg. Spätestens im 11. Jahrhundert dürfte es eine Burg der Grafen von Alt-M. (ein Forschungsbegriff zur Unterscheidung der späteren Grafen von M.) gegeben haben, die jedoch erst 1229 erstmals erwähnt wird anlässlich eines Gütertauschs innerhalb der die Grafen beerbenden Familie der Burggrafen von Querfurt, von denen eine Linie sich ab 1264 ihrerseits Grafen von M. nannte. Zu Mitte des 13. Jahrhunderts noch Lehen des Bf.s von Halberstadt, gelangte die Burg bis 1267 ganz als Eigentum in die Hände Graf Burchards II. von M. 1364 erhielten die Grafen von Kaiser Karl IV. das Bergregal. Die seit ca. 1460 zu erzielenden Einnahmen riefen die Kurfürsten von Sachsen auf den Plan, die das Bergrecht für sich beanspruchten. 1484 ging die Lehnshoheit über den Bergbau an die Kurfürsten über, die M.er Grafen wurden Lehnsnehmer, behielten aber das Ausbeutungsrecht (1485 vom Kaiser bestätigt). Trotz einer 1382 geschlossenen Einigung, die Erbteilungen verhindern sollte, entstanden 1420 drei Linien, von denen zwei gegen Ende des 15. Jahrhunderts ausliefen, woraufhin es 1501 erneut zu einer Dreiteilung kam. Jetzt wurden sie als M.-Vorderort, -Mittelort und -Hinterort benannt, bezogen auf die Lage der Schlösser in der weitläufigen Burganlage (M.-Vorderort selbst wurde im 16. Jahrhundert noch in weitere sechs Linien unterteilt). Eine jede Linie verfügte über Anteil an der gemeinsam verwalteten großen Burganlage, die sich auf einer Anhöhe unter dem eigentlichen Schlossberg befindet, auch Bergwerke sowie Jagden und Forsten blieben ungeteilt und mussten gemeinschaftlich bewirtschaftet werden.

Zu Füßen der Burg entstand, wiederum auf einer Erhebung liegend, die Siedlung M., die von zwei Gewässern (Thalbach und Möllenbach, wohl nicht dem heutigen Hagenbach entsprechend) umflossen wurde, die sich außerhalb M.s vereinigten und nach etwa zwei Kilometern nördlich beim Ort Leimbach (seit 1530 mit Stadtrecht, 1952 Stadtteil von M., heute auch als Unterstadt M. bezeichnet) in die Wipper münden. 1517–1560 wurde die Burganlage zu einer der stärksten Festungen im sächsisch-anhaltischen Raum ausgebaut, die im Dreißigjährigen Krieg hart umkämpft war. Aufgrund enormer Überschuldung verlor die reichsunmittelbare Grafschaft M. 1570 ihre Selbständigkeit, als die Gläubiger eine Zwangsverwaltung durch das Erzbistum Magdeburg, das Bistum Halberstadt und den Kurfürsten von Sachsen erreichten; der Magdeburger Anteil fiel 1680 an Brandenburg. Die Angehörigen der Linien Mittelort und Hinterort zogen sich im Laufe des 17. Jahrhunderts aus der Unterhaltung der Burg zurück, der letzte Vertreter der Linie Vorderort verstarb 1710, die Burg wurde hinfort von Amtsträgern bewohnt. Mit dem Tod des letzten Grafen von M. 1780 kamen Burg und Stadt an Preußen, die Burg wurde 1790 an einen Privatmann verkauft.

Vier Kilometer östlich liegt an der Alten Wipper das ältere und größere Dorf Klosterm.; zur Unterscheidung von diesem wurde in der frühen Neuzeit der Burgort bzw. die Residenzstadt gelegentlich als T(h)al-M. bezeichnet.

(2) Die Entstehungs- und Frühgeschichte M.s ist dunkel, der Stadtgrundriss mit einer Hauptstraße und einigen Querstraßen weist auf organisches Wachstum hin. In der Mitte weitet sich die Hauptstraße zum Markplatz, an den sich der Kirchplatz anschloss. 1400 wird der Ort in der Halberstädter Archidiakonatsmatrikel als vallis bezeichnet, soviel wie Talsiedlung bedeutend, doch dürfte der Ort bereits früher Markt- oder Stadtrechte besessen haben. 1409 gab es eine Befestigung, die im ausgebauten Zustand vier Tore besaß (Obertor, Hundstor, Rabentor und Untertor). Ausdruck größerer Bedeutung im 13./14. Jahrhundert ist der große Bau der St. Georgskirche, die romanischen Ursprungs ist. Einen deutlichen, auch vom Stadtbrand 1502 nicht unterbrochenen Aufschwung erlebte M. durch den Kupferschieferbergbau im 15. und 16. Jahrhundert Zu dieser Zeit dürfte die Stadt etwa 2500 Einwohner gehabt haben, zahlreiche öffentliche und private Bauten zeugen von einer wirtschaftlichen Blüte, auch entstanden im 16. Jahrhundert Vorstädte (Neumarkt im Süden, Rabe im Westen, Schlossberg im Osten, Flutgraben nördlich des Schlossberges und Untertal im Norden), die auf gfl.em Boden entstanden und deren Bewohner zu Dienstleistungen für das Schloss verpflichtet waren. Erst jetzt gab es die Einteilung M.s in vier Viertel (Altstadt, Untertal-, Teich- und Neumarktviertel). Als weiteres Hauptgewerbe ist die Bierbrauerei zu nennen (privilegiert 1565, erneuert 1695 und 1707), deren Absatz in einer größeren, zwölf, später 15 Dörfer umfassenden Bannmeile um M. geschützt war. Der Schmalkaldische Krieg 1546/47, die Unterstellung der Grafschaft unter Zwangsverwaltung 1570 und die kurzfristige Besetzung M.s durch Truppen Markgraf Joachim Friedrichs von Brandenburg zur Beendigung des eigentlich innerhalb der lutherischen Theologie grassierenden, tatsächlich aber konfessionspolitisch hochauflaufenden Streits um die Erbsünde 1574 schadeten dem Erwerbsleben. 1586 erhielt M. wohl zum Ausgleich von den Grafen einen Viehmarkt (Montag vor Martini) und zwei Jahrmärkte (Montag nach Cantate und Montag vor Johannis Enthauptung). Wirtschaftlich litt M. zudem sehr unter dem Dreißigjährigen Krieg (wohl komplettes Wüstfallen der Vorstädte bis ins 19. Jahrhundert), wozu die Ablösung des alten Handelsweges, der Hamburg mit Sachsen und Franken verband, durch die Harzquerstraße, den »Neuen Weg«, beitrug. Die Stadt hatte außerdem für Kredite der Grafen zu bürgen, deren Ableistung sich bis weit ins 18. Jahrhundert hinzog, so dass Gelder für den Aufbau des unter wiederholten Bränden (1636, 1671, 1707 und 1714) leidenden Ortes fehlten; M. hatte bis weit ins 18. Jahrhundert unter 1000 Einwohner. Nicht zuletzt führte die Erschöpfung der Gruben zu einer Verlagerung des Bergbaus nach Leimbach, Hettstedt und Eisleben. Aufgrund des Bergbaus gab es bis zu dessen Ende ca. 1630 eine große Anzahl von Bergarbeitern, die sich im Laufe des 16. Jahrhunderts immer wieder gegen die Arbeitsverhältnisse auflehnten (u. a. gab es 1511 eine geheime Bruderschaft, der von Seiten der Obrigkeit Organisation von Streiks unterstellt wurde).

Der Rat wird 1434 erstmals erwähnt, an der Spitze stand ein Schultheiß (wohl als Vertreter des Stadtherrn), dazu traten vier sogenannte Kellerherren (weil der Rat im Ratskeller tagte) oder Talherren sowie vier Vertreter der Gemeinde. Aus den 1434 erwähnten Gemeindevertretern wurden später die Viertelsmeister, die die Stadtviertel vertraten. 1640 kamen noch die Zwölfer als weiteres Vertretungsorgan der Gemeinde hinzu, zugleich wurde der aus 13 Personen bestehende Rat gedrittelt. 1724 kam der Stadtschreiber zum regierenden Rat hinzu, dessen Zusammensetzung mehrmals geändert wurde, bis er 1791 im »Rathäuslichen Reglement« neu bestimmt wurde. 1582 wird deutlich, dass die vier Tal- bzw. Kellerherren als Schöffen im Stadtgericht (zuständig ausschließlich für die Stadt) fungierten; daneben bestand ein Berggericht mit ebenfalls vier Schöffen. 1449 wird die Schützenbruderschaft St. Sebastiani erwähnt (Schützenfeste ab 1488 überliefert). Im 16. Jahrhundert gab es eine weitere Schützengilde. Eingesetzt wurden die Schützen nur zur Stadtverteidigung oder bei inneren Unruhen (wie 1574 im Erbsündenstreit, durch brandenburgische Truppen entwaffnet), ansonsten unterstand M. völlig der gfl.en Heerfolge. Das Stadtwappen zeigt den heraldisch links gewendeten Hl. Georg – den Schutzpatron der Grafen und der Gft. – auf einem Pferd reitend, den unter ihm liegenden Drachen mit einer Lanze tötend; 1651 erscheint dies auch im Siegel. 1771 wird das gesamte Wappenbild heraldisch rechts gewendet.

Wirtschaftsgeschichtlich entscheidend war der Kupferschieferbergbau, der in den Händen der Betreiber der Schmelzhütten, der Hüttenmeister, lag (1508 40). Sie waren Bürger der Stadt M. Die Berggruben wurden von den Grafen als Eigentümer an die Hüttenmeister verpachtet, faktisch betrieben die Hüttenmeister als Unternehmer und Inhaber der Zechen den Bergbau. Zu unterscheiden sind die Erbfeuer (betrieben in Erbpacht mit der Möglichkeit des Vererbens) und die Herrenfeuer (betrieben auf Zeitpacht). Ab Mitte der 1510er Jahre gerieten die Hüttenmeister zunehmend in Schuldabhängigkeit der aus Süddeutschland kommenden Handels- und Saigergesellschaften, die den Hüttenmeistern größere Kredite für den Betrieb der Hütten gewährt hatten, die durch Lieferung des Rohkupfers zu begleichen waren. Zur Sicherung der Kredite wurden in zunehmendem Maße die Hütten (teilweise auch weiterer Privatbesitz der Hüttenmeister) an die Gläubiger verpfändet, so dass die Grafen sich neuen Zecheninhabern gegenübersahen. 1536 verteilten die Grafen die Hütten zu gleichen Teilen auf die zu dieser Zeit existierenden fünf Linien. Als ausgesprochen nachteilig sollte es sich erweisen, dass in der Folge einige der Grafen das Hüttenwesen in Eigenregie übernahmen, die Meister der Herrenfeuer dadurch ihre Selbständigkeit verloren und zu landesherrlichen Faktoren wurden (1540 sodann auch diejenigen der Erbfeuer). Diese Übernahme in Eigenregie zog sich bis in die 1550er Jahre hin. Eine Folge davon war, dass die Grafen Kreditnehmer der süddeutschen Handels- und Saigergesellschaften wurden. Diese drängten in den 1560er Jahren verstärkt auf Rückzahlung der gewährten Kredite und veranlassten die Zwangsverwaltung der Grafschaft durch die politisch stärkeren Mächte der Region wie den Ebf.en von Magdeburg und den Kurfürsten von Sachsen sowie den Bf.en von Halberstadt. Diese setzten Oberaufseher ein, die die Regierung der Grafschaft kontrollierten, so auch die Einsetzung der städtischen Amtsträger durch die Grafen von M.

(3) M. gehörte zum Bistum Halberstadt, das Archidiakonat befand sich in Eisleben. Die M.er Kirche war zunächst Filiale derjenigen zu Vatterode. Bezeichnend für die Kleinheit M.s im 13. Jahrhundert ist, dass das 1229 gegründete Zisterzienserinnenkloster 1234 teilweise nach Roßdorf (wüst), 1255 der Rest nach Helfta bei Eisleben und in den 1340er Jahren als Neu-Helfta nach Eisleben verlegt wurde. Erst 1462 gab es in M. eine eigenständige Pfarre. Die für eine Filialkirche recht große St. Georgskirche dürfte ihren Ursprung im 13. Jahrhundert haben, das Langhaus ist inschriftlich auf 1397 datiert. 1434 wird ein Schulmeister erwähnt. Nach Brand 1489 wurde die Kirche 1502 erneuert, der Chor 1518 fertiggestellt. An der Nordseite des Chors befand sich die Ratsempore, während die Südseite den Landesherren vorbehalten blieb. Ab 1517 gab es, Ausdruck des zu dieser Zeit herrschenden Reichtums der Gemeinde, zwei Predigerstellen. Die Kirche diente ab 1559 als Grabstätte für acht Grafen und Gf.innen (Epitaphe), beginnend mit Graf Albrecht IV. von M.-Hinterort († 1560), endend mit Ludowiga Christina († 1738), der überlebenden Frau Graf Johann Georgs III. von M.-Vorderort-Eisleben († 1710). Im Zuge der 1570 eingeführten Zwangsverwaltung wurde das Patronat über die Kirche von den Oberaufsehern ausgeübt.

In M. gab es drei Spitäler: Das Oberspital St. Georgen am Obertor (gestiftet 1530 von Graf Hoyer VI. von M.-Vorderort, erbaut ab 1540), das Unterspital am Untertor mit Kapelle Unserer Lieben Frau (1565 dem Oberspital inkorporiert, Kapelle 1570 verfallen) und das Bergspital, das für Bergleute eingerichtet worden war (Gründung und Auflösung zu unbekannten Zeitpunkten).

Förmlich eingeführt wurde die Reformation in der Stadt 1524 (in der gesamten Grafschaft erst 1540, da die Linie Vorderort katholisch verblieb, während die anderen Linien sich bereits 1519 zu Luther bekannt hatten), die Schule wurde 1530 unter städtische Aufsicht gestellt; Luther predigte 1545 gleich viermal in M. Bedeutsam war der Theologe und Chronist Dr. Cyriacus Spangenberg (1528–1604), der 1553 Stadt- und Schlosspfarrer in M. wurde, 1559 Generaldekan der Grafschaft Unter den Schülern Luthers gilt er als einer der streitbarsten Theologen seiner Zeit, um seine publizistische Tätigkeit entspann sich der im Alten Reich Wellen schlagende Erbsündenstreit (nach dem anderen Protagonisten Matthias Flacius auch Flacianischer Streit genannt), der das militärische Eingreifen des Markgrafen von Brandenburg 1574 auslöste. Ab dieser Zeit gab es in M. drei Prediger, Generaldekan (zugleich Hofprediger), Archidiakon und Diakon; 1774 ging die dritte Predigerstelle ein. 1579 wurde neben der bestehenden Schule noch eine Mädchenschule eingerichtet, zudem gab es noch zwei private Schulen, u. a. diejenige eines Schreibers.

Neben der Stadtkirche gab es die Schlosskirche St. Maria und St. Georg, die im 15. Jahrhundert wohl unter Verwendung von Teilen der romanischen Burgkapelle eine der größten spätgotischen Schlosskirchen des sächsisch-anhaltinischen Raums war. 1478 wurde an der Kirche ein Kollegiatstift eingerichtet, das bis zur Reformation bestand.

Einige bekanntere Gelehrte wirkten in der Reformationszeit in M.: 1523/24 war auf Empfehlung Luthers Michael Sti(e)fel Hofprediger bei Graf Ernst II. von M.-Vorderort. Aus M. stammte der hier um 1523 geborene Theologe und Reformator Johann Wi(e)gand, der in Wittenberg bei Luther studiert hatte und 1546–1553 als Pfarrer in M. wirkte.

(4) Die kleine Siedlung wurde von der 1229 erstmals erwähnten Burg geprägt. Bereits zu dieser Zeit muss es sich um eine größere Anlage gehandelt haben (es werden mehrere Hofamtsträger erwähnt). Während des gesamten Spätmittelalters gab es immer wieder Phasen des weiteren Ausbaus und der Verstärkung. Bedingt durch die dynastische Teilung von 1501 wurden in der Gesamtbefestigung im frühen 16. Jahrhundert drei repräsentative Renaissanceschlösser errichtet. 1546 bis etwa 1549 wurde die Anlage weiter zur Festung ausgebaut, doch setzte mit der Zwangsverwaltung ab 1570 der Verfall ein, der durch mehrere Belagerungen im Dreißigjährigen Krieg beschleunigt wurde (1674 auf Betreiben Kursachsen [bis auf immer noch imponierende Reste] geschleift).

Am Markt befand sich das Rathaus (1641 zerstört). Zu den kommunalen Bauten ist auch das große Brauhaus von 1557 zu zählen. Zeugnis bürgerlichen Bauens ist das Elternhaus Martin Luthers (geb. wohl 1483 in Eisleben), der 1484–1497 seine Jugend in M. verbrachte und die Lateinschule besuchte; Luthers Vater Hans Luther (auch Luder) war einer der Hüttenpächter und Bergwerksunternehmer, 1491 zudem als Vertreter der Gemeinde am Stadtrat beteiligt, zu unbekanntem Zeitpunkt auch gfl.er Schaumeister (als solcher mit der Beaufsichtigung der Berg- und Hüttenbetriebe betraut). Luther blieb bis zu seinem Lebensende mit M. verbunden. Das Haus (mit Inschrift 1530) wurde 1805 teilweise abgebrochen (1880 wiederhergestellt).

Einen Plan M.s von ungefähr 1569 enthält die »Chronica« des Cyriakus Spangenberg. Die beeindruckende, dreiteilige Schlossanlage fand mehrere Darstellungen, so in Lucas Cranachs d. Ä. Gemälde »Hirschjagd« (1529), Lucas Cranachs d. J. Gemälde »Die Bekehrung des Saulus« (1549) und in Kupferstichen von Daniel Meißner (1624) und Matthäus Merian d. Ä. (ca. 1650).

(5) M. verfügte im ausgehenden 18. Jahrhundert über umfangreichere Ländereien, die allerdings der Gerichtsbarkeit der landesherrlichen Ämter unterlagen. In residenzstädtischer Hinsicht wichtig ist der Ort Leimbach, der zum Eigengut der M.er Grafen gehörte, und wo seit dem frühen 14. Jahrhundert Dienstmannen der Grafen bezeugt sind. Seit 1501 gehörte der Ort zur Linie Vorderort, die hier den ›Neues Vorwerk‹ genannten Wirtschaftshof der Burg M. anlegten, der dem Schloss Hinterort weichen musste. 1463 begann auch in Leimbach der Bergbau, der erheblichen Zuzug veranlasste. 1525 wurde das Dorf Kauendorf übernommen (1631 zerstört), 1530 erhielt Leimbach Stadtrecht mit Jahr- und Wochenmarkt. 1556–1582 diente Leimbach teilweise als Sitz für Graf Johann Albrecht von M.-Vorderort-Arnstein (1522–1586), der dort ein Schloss mit Kapelle erbaute (›Trutz M.‹), ansonsten auf Burg Arnstein bei Hettstedt wohnte. Nach dem Dreißigjährigen Krieg behielt Leimbach Bedeutung als Standort mehrerer Hütten zur Schieferschmelze, die bis ins frühe 20. Jahrhundert anhielt.

(6) M. muss als Kleinstadt gelten, die etwa von Mitte des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts als Berg- und Residenzstadt eine Blüte erlebte, die letztlich auf der Gewinnung von Rohkupfer beruhte, das zur Silbergewinnung an süddeutsche Handels- und Saigergesellschaften verkauft wurde. Alsbald, 1478, wurde die Schlosskirche zum Kollegiatstift erhoben. Sinnfälliger Ausdruck der Blüte ist neben dem Anwachsen der Einwohnerzahl auf etwa 3000 um 1500 die Existenz von drei Linien der gfl.en Familie, die ungefähr gleichzeitig ihre Anteile an der älteren Burganlage zu Renaissanceschlössern ausbauten. In der Stadt gewannen die Hüttenmeister eine nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Führungsposition, wie sich am Beispiel von Luthers Vater erkennen lässt. Mit Erschöpfung der Gruben und Verlegung des Bergbaus an andere Orte (v. a. nach Eisleben) in den 1630er Jahren blieb M. als Stadt des Kleinhandwerks (Tuchmacherei, Garnspinnerei) und der Landwirtschaft eine bescheidene Existenz, was auch für das Marktgeschehen gilt. Bereits im 18. Jahrhundert war M. vornehmlich Wohnort für in Leimbach tätige Bergarbeiter. Die Erforschung M.s als Stadt gestaltet sich schwierig, da ein Großteil der städtischen Überlieferung vernichtet ist, so dass sich so gut wie keine Aussagen zur Verflechtung von städtischer und höfischer Gesellschaft machen lassen.

(7) Das Stadtarchiv Mansfeld verfügt vor allem über Material des 18. Jahrhunderts, als es keine Residenzstadt mehr war (Kämmereirechnungen 1721, 1781–1789; Kirchenbücher ab 1668 bzw. 1670). Einschlägig sind das Memorialbuch des Rats 1578–1585 (u. a. Bürgeraufnahmen). Wichtiger sind die Bestände im Staatsarchiv Magdeburg, Urkunden zu Stadt, Bergamt und Grafschaft des 12.–17. Jahrhunderts in Cop. 422, Cop. 424, Cop. 425a, Cop. 425 Reverse, Cop. 427b, ferner das Gerichtsbuch von Thal-Mannsfeld 1498–1513, sodann zur Schuldenregulierung und Sequestration die Bestände Rep. A 2, Nr. 341, Nr. 346, Nr. 360, Nr. 430, desgleichen Rep. U 11. Die kursächsische Überlieferung hauptsächlich des 16. Jahrhunderts findet sich in Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Loc. 9724, Loc. 9726, Loc. 9738, Geheimes Archiv Loc. 36359 und Geheimes Archiv Loc. 9724/3. Lehns- und Pfandsachen der Mansfelder Grafen finden sich in Wernigerode, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, H. 144, 01.01.01, Nr. 37. Ergänzend sind sächsische Kanzleiordnungen, dynastische Betreffe, Beziehungen zum Reich und zum obersächsischen Kreis sowie zum Schuldenwesen ebd., Rep. A 32 A, 01–04, zum Bergbau Rep. F 4.

Abbildungen: Cyriacus Spangenberg: Mansfeldische Chronica, der vierte Teil: Beschreibung der Graueschafft, hg. von Max Konnecke, Rudolf Leers und Carl Rühlemann, Tl. 3, in: Mansfelder Bätter 30 (1916) zwischen S. 68–69. – Schrödter, Johann Georg: Geographische Beschreibung der Stadt Mansfeld im Jahre 1724 (masch.), in Stadtarchiv Mansfeld.

(8)Möllenberg, Walter: Das Mansfelder Bergrecht und seine Geschichte, Wernigerode 1914 (Forschungen zur Geschichte des Harzgebietes, 3). – Korn, Otto: Art. „Mansfeld“, in: Deutsches Städtebuch, Bd. 2: Mitteldeutschland (1941), S. 603–606. – Neuss, Erich: Art. „Mansfeld“, in: Handbuch der Historischen Stätten, Bd. 11: Provinz Sachsen-Anhalt (1987), S. 316–319. – Neuss, Erich: Art. „Leimbach“, in: Handbuch der Historischen Stätten, Bd. 11: Provinz Sachsen-Anhalt (1987), S. 271 f. – Bräuer, Siegfried: Die Stadt Mansfeld in der Chronik des Cyriacus Spangenberg, in: Martin Luther und Eisleben, hg. von Rosemarie Knape, Leipzig 2007 (Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, 8), S. 307–341, zum Grundriss S. 323–329. – Fessner, Michael: Die Familie Luder und das Bergwerks- und Hüttenwesen in der Grafschaft Mansfeld und im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, in: Martin Luther und Eisleben, hg. von Rosemarie Knape, Leipzig 2007 (Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, 8), S. 11–31. – Stahl, Andreas: Art. „Mansfeld“, A und B, in: Höfe und Residenzen IV,2 (2012), S. 965–971. – Roch-Lemmer, Irene: Art. „Mansfeld“, C, in: Höfe und Residenzen IV,2 (2012), S. 976–981.

Harm von Seggern