Prognostik. Das Neue von Morgen und seine Brüche

Akademie

Öffentlicher Abendvortrag der Historikerin Ulrike Ludwig

Prognostik – hier ist die frühneuzeitliche Wahrsagerei gemeint – entstand aus dem Unbehagen gegenüber einer ungewissen Zukunft und war eine Strategie zur Bewältigung einer herausfordernden Gegenwart. In einer Zeit (1400–1600 n. Chr.), in der man in Europa immer größeres Vertrauen in die empirischen Wissenschaften legte, wirkt die Praxis der Wahrsagerei aus der Zeit gefallen, eigentlich obsolet. Und doch lässt sich parallel zu der Verbreitung des Papiers und der Lesefähigkeit, zu Konfessionskriegen und zunehmend marktförmigen Wirtschaftsstrukturen ein bis dahin unbekannter Boom der Wahrsagerei beobachten. Am Donnerstag, den 29. Juni 2023 um 20:15 Uhr geht die Münsteraner Historikerin Prof. Dr. Ulrike Ludwig (Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit) in einem öffentlichen Abendvortrag der Frage nach, wie die Wahrsagerei mit all diesen Entwicklungen verwoben ist, so dass die gesteigerte und immer breitere Kreise ziehende Nachfrage nach Wissen über die unmittelbare Zukunft als Symptom einer doch neuen Zeiterfahrung gelesen werden kann: Nicht allein das Ende der Welt droht, sondern davor steht eine durchaus gestaltbare – neue – Gegenwart. Der Vortrag findet im Rahmen der Tagung “Innovationsrhetoriken” der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters an der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen statt. Veranstaltungsort ist der Alfred-Hessel-Saal im Historischen Gebäude der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (Papendiek 14, Treppe rechts, 1. OG). Gäste sind herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.