Zettel’s Traum
Zettel’s Traum
Zettel’s Traum ist die Wortkartei-App von Wortgeschichte digital.
Die App
Zettel’s Traum ist ein Karteikastenprogramm für historisch arbeitende LexikographInnen, das für das Wörterbuchprojekt Wortgeschichte digital (WGd) geschrieben wurde. Die App entstand aus der Idee heraus, Belegsammlungen auf Karteikarten, wie sie bereits seit den ersten Anfängen des Deutschen Wörterbuchs von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm im Jahr 1838 in Gebrauch waren, in das digitale Zeitalter zu holen und sie durch eine Vielzahl an Such-, Filter- und Verwaltungsfunktionen zugänglich zu machen. Zettel’s Traum soll das Schreiben von Wörterbuchartikeln, bei denen nicht selten mit großen Massen an Textbelegen hantiert wird, komfortabler, das heißt schneller, übersichtlicher, schlicht und ergreifend leichter machen.
Mit Zettel’s Traum können Sie Textbelege zu einem Wort (oder einer Wortverbindung) auf virtuelle Karteikarten schreiben, die in Wortkarteien gesammelt und verwaltet werden. Sie können die Belege und Wortkarteien in vielfältiger Weise taggen, also mit weiteren Informationen anreichern und verknüpfen: mit Internetressourcen, mit lokalen Dateien und nicht zuletzt mit Bedeutungen aus einem oder mehreren zentral verwalteten Bedeutungsgerüsten, in denen sich die einzelnen Positionen nach Belieben umbenennen und verschieben, verschmelzen und erweitern lassen, ohne dass man Dutzende oder gar Hunderte Karteikarten einzeln ändern müsste.
Die auf virtuellen Karteikarten gesammelten Belege lassen sich auflisten und in vielfältiger Weise filtern, durchsuchen, markieren, kopieren, duplizieren, auf Wunsch sogar ausdrucken. Die Wortkarteidaten werden dafür in einem ausführlich dokumentierten Klartextformat gespeichert, das auf einem Notationsstandard aufsetzt, der auch in der ferneren Zukunft problemlos von Computerprogrammen zu lesen sein sollte.
Die App ist agnostisch, was die Verwendung eines bestimmten Textkorpus angeht. Sie können Belege aus beliebigen Korpora einpflegen. Allerdings enthält sie spezielle Importfunktionen, die das Erstellen von Karteikarten mit Belegen aus dem Deutschen Textarchiv (DTA) und den Korpora des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache (DWDS) erheblich erleichtern und beschleunigen. Mit nur einem Klick kann die Karteikarte sowohl mit dem Belegtext als auch mit den zugehörigen Metadaten gefüllt werden. Daneben besteht die Möglichkeit, Titeldaten mithilfe einer PPN (unter Nutzung der unAPI) oder einer Datei im MODS- oder BibTeX-Format zu importieren. BibTeX-Dateien mit Titeldaten werden von GoogleBooks oder Bibliothekskatalogen wie dem Gemeinsamen Verbundkatalog (GVK) zum Download angeboten.
Neben vielem anderen verfügt die App außerdem über eine Literaturdatenbank und ein XML-Redaktionssystem. Literaturtitel aus der Datenbank, Belegschnitte, Bedeutungsgerüste können mit leicht zu handhabenden Funktionen in der Form eines XML-Snippets (alternativ auch in HTML oder als Klartext) kopiert und in anderen Programmen weiterverwendet werden.
Der Name
Ein Wort zum Namen, auf den wir das Programm tauften: Zettel’s Traum soll natürlich ein lockerer Anklang an das gleichnamige Monumentalwerk Arno Schmidts sein, ein Autor, der nicht nur hier, sondern in seinem gesamten Œuvre zu einer eigenwilligen Orthographie und Interpunktion neigte. Noch im 19. Jh. war die im heutigen Deutschen unübliche (wenn auch nicht in allen Fällen irreguläre) Verwendung des Apostrophs zur Genitivmarkierung bei Eigennamen ganz geläufig. Die damalige Konvention mag eine Quelle Schmidts gewesen sein. In diesem Fall könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass Zettel (im Original Bottom) eine Figur aus Shakespeares A Midsummer Night’s Dream ist, wodurch ein Zusammenhang mit der englischen Sprache gegeben ist. (Wobei schon allein der Umstand, dass Zettel ein Eigenname ist, für Schmidt Grund genug gewesen sein könnte, ein Apostroph zu verwenden; vgl. seine Trilogie Nobodaddy’s Kinder mit dem zweiten Teil Brand’s Haide.)
Allzu elaborierte Hintergedanken hatten wir bei der Namensgebung allerdings nicht. Bezüge zu Zettel’s Traum, dem Buch, könnte man natürlich in der Monumentalität des Entwurfs sehen, den Wörterbuchprojekte gerne teilen; in der immensen Reichhaltigkeit, mit der über die Seiten des schmidtschen Werks Zitate verschiedenster Autoren verstreut wurden; oder in den rund 120 000 Notizzetteln, auf deren Grundlage Schmidt sein Großwerk verfasste, die ihn vielleicht sogar selbst auf den (ironischen?) Titel brachten.
Da die Figur des Zettel im Original des shakespeareschen Dramas Bottom heißt: Zettel’s Traum, die App, ist natürlich exzellent geeignet, Wörterbuchartikel bottom-up zu verfassen, will sagen induktiv, ausgehend von einer Belegsammlung hin zu den Bedeutungen, ausgehend von einem Bottom bzw. Zettel.
Kontakt
Wortgeschichte digital
Contact persons:
Prof. Dr. Andreas Gardt (Projektleiter)
PD Dr. Volker Harm (Arbeitsstellenleiter)
Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache (ZDL)
Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
Geiststraße 10
37073 Göttingen