(1) Der Ort I. (seit 1967 Bad I.) entwickelte sich im östlichen Vorfeld der von Bischof Benno I. (reg. 1052-1067) begonnenen und von Bischof Benno II. (reg. 1068-1088) weitergebauten gleichnamigen Burg und dem 1080 gegründeten Benediktinerkloster. Der Ort, gelegen etwa 14 km südlich Osnabrücks, erstreckt sich auf einem leicht erhöhten Kamm am Südrand des Teutoburger Waldes, der sich von hier zur Münsterländer Bucht hin öffnet. Durch den Ort führte die Straße von Osnabrück nach Münster mit einem Abzweig nach Warendorf.
Seit der Zeit um 1100 entwickelte sich die I., zunächst wohl noch neben dem Bf.shof in Osnabrück, zur Hauptresidenz der Osnabrücker Bischöfe Zwischen 1186 und 1236 lag sie als Burglehen in den Händen des Grafen von Tecklenburg, an die sie im 14. Jahrhundert noch mehrfach verpfändet wurde. Bedeutende Ausbauphasen zeigen sich unter den Bf.en Konrad IV. von Rietberg (reg. 1482-1508), Erich II. von Braunschweig-Grubenhagen (reg. 1508-1532), Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel (reg. 1591-1623) und Franz Wilhelm von Wartenberg (reg. 1625-1661). In der Folge des Westfälischen Friedens wechselte die Herrschaft im Hochstift zwischen einem katholischen Bischof und einem evangelischen aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg (ab 1764 erfolgte die Regierung in faktischer Personalunion mit Großbritannien). Mit dem von Bischof Ernst August I. veranlassten Bau des Osnabrücker Stadtschlosses und dem Umzug dorthin 1673 verlor I. seine Bedeutung.
I. war Sitz eines Gogerichtes (genannt 1225), ab dem 14. Jahrhundert des gleichnamigen Amtes im Hochstift Osnabrück und bildete einen Archidiakonatsbezirk innerhalb der Diözese Osnabrück, nach den Regelungen der Capitulatio perpetua von 1650 als Grundgesetz des Hochstifts blieb der Ort katholisch.
(2) Die Anfänge der Siedlung liegen vermutlich schon im ausgehenden 12. Jahrhundert als Suburbium der Burg. Bischof Bruno von Isenberg erwarb 1254 Grund und Boden im Ort und das Gericht aus dem Besitz des Klosters. Er plante in dem Jahr die Anlage einer Befestigung, möglicherweise erfolgte zu dieser Zeit ein planmäßiger Ausbau des Suburbiums mit zwei nach Süden führenden Parallelstraßen, in deren Mitte die Nikolaikapelle liegt. Der Ausbau der Befestigung erfolgte unter Bischof Konrad III. von Diepholz (1455-1482), im ausgebauten Zustand gab es drei Stadttore (das erste bereits 1293 erwähnt). Entsprechend den Toren war der Ort spätestens im ausgehenden 16. Jahrhundert in drei Rotten untergliedert.
1254 sind privatrechtliche und gewohnheitsrechtliche Bestimmungen überliefert, ein Richter wird erstmals 1272 genannt. 1359 verlieh Bischof Johann II. Hoet (reg. 1350-1366) das Weichbildrecht, das einen aus drei Burgmannen und drei Bürgern bestehenden Rat vorsah, die jährlich gewählt werden sollten. Als Vorsteher fungierte ein Amtmann, der aus dem Kreis der Burgmänner stammen sollte. Das Recht lehnte sich teilweise an das Osnabrücker Vorbild an, teils an das Landrecht. Um 1500 saßen keine Burgmannen mehr im Rat. Eine neue Verfassung mit stärkerem landesherrlichen Zugriff wurde 1657 von Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg eingeführt.
Für 1512 werden 103 schatzpflichtige Bürger angegeben, 1634 dann 385, im Jahr 1772 schließlich 948 Einwohner.
1240 werden zwei Wassermühlen genannt, 1276 wurden sie zwischen Bischof und dem I.er Kloster getauscht. 1595/96 erfolgte der Bau einer dritten Mühle durch Bischof Philipp Sigismund. Innerhalb des Ortes befand sich ein klösterliches Vorwerk beim Mühlentor. Eine Tuchmachergilde erscheint 1566, als diese die Klostermühle als Walkmühle pachtete. Hinweise auf das Schneider- und das Schusteramt gibt es aus dem Jahr 1597. Ein Jahrmarkt kann erst im 17. Jahrhundert belegt werden. Zur Förderung des Leinwandhandels wurde 1770 eine Legge als Prüfanstalt eingerichtet.
(3) Das Benediktinerkloster St. Clemens wurde 1080 von Bischof Benno II. gegründet. 1255 besaß es Pfarrecht für die Klosterangehörigen, Burgmannen und Einwohner außerhalb des Fleckens. Die erstmals 1310 genannte, vermutlich um die Mitte des 13. Jahrhunderts begründete Fleckenkirche St. Nikolai für die übrigen Einwohner verblieb als Filiale der Pfarrkirche zu Glane im Status einer Kapelle. 1255 wird ein Hospital des Klosters erwähnt, um 1350 eine wohl nur kurzzeitig bestehende Niederlassung der Franziskaner. Vielleicht war diese nur eine Terminei des Osnabrücker Klosters; eventuell wurde sie gemeinschaftlich mit den Osnabrücker Dominikanern genutzt.
Für die evangelischen Mitglieder des Hofes und Einwohner des Fleckens errichtete Bischof Ernst-August I. 1644 eine evangelische Schlosskirche.
(4) Der Ort wurde von der Doppelanlage aus Kloster und Schloss geprägt. Dies zeigt sich auf einer anonymen, auf um 1665 zu datierenden Zeichnung des Schlosses, noch deutlicher auf den zwischen 1733 und 1737 entstandenen Ansichten von Reinier Roidkin sowie der weniger qualitätvollen Ansicht von Christian Ludolph Reinhold aus dem Jahr 1783. Einen ersten exakten Stadtplan schuf im Zuge der Osnabrücker Landesvermessung Johann Wilhelm Du Plat 1788.
Die mittelalterlichen Burgmannshöfe lagen im Bereich der Burg, zumindest einer jedoch, der Drostenhof, Sitz des bfl.en Amtmanns, im Flecken bei der Mühlenpforte. Der Drostenhof ist auch auf der Zeichnung Roidkins zu erkennen. Nach der bildlichen Überlieferung war der von Gärten umgebene Ort in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts unbefestigt. Neben dem eng zusammengerückten Kern des Fleckens bestanden zwei Gebäudegruppen außerhalb der ehemaligen Befestigung auf dem Hagenberg und an der Straße nach Osnabrück.
(5) I. war als Weichbild nicht auf dem Osnabrücker Landtag vertreten, allein die Burgmannen traten hier und bei Landfriedensbünden als Teil der Ritterschaft in Erscheinung. Zwar wird I. im 16. Jahrhundert im hansischen Kontext als Beistadt bezeichnet, von einer Bedeutung der hansischen Verbindungen für den Ort ist aber nicht auszugehen.
(6) I. verdankt seine Entstehung der Doppelanlage aus Burg und Kloster, für die langfristige Entwicklung, zumal in der frühen Neuzeit scheint die Funktion als Residenz der Osnabrücker Bischöfe nur eine begrenzte Rolle gespielt zu haben. Die Versorgung der Hofhaltung nutzte andere Märkte und Handelsverbindungen, während das örtliche Textilgewerbe vornehmlich nahregionalen Absatz fand oder über Osnabrück in den Fernhandel eingebunden wurde. Abgesehen vom Drostenhof als Amtssitz des bfl.en Vertreters im Ort ist kaum eine städtebauliche Prägung durch den Hof erkennbar.
(7) Die wesentliche archivalische Überlieferung befindet sich im Niedersächsischen Landesarchiv, Abteilung Osnabrück. Als besondere Quellen sind zu nennen: Rechnungen des Fleckens ab 1579 (Dep. 13, Nr. 85-91), Protokollbücher des Fleckengerichts (Dep. 13, Nr. 67-71), zur Hofhaltung in Iburg vor allem unter Philip Sigismund und Franz Wilhelm von Wartenberg (Rep. 100, Abschnitt 17, Nr. 1-8, 13 und 14) sowie Ernst August I. (Rep. 110 I, Nr. 487). Das Pfarrarchiv der Nikolaikirche liegt im Bistumsarchiv Osnabrück.
Eine frühe anonyme Zeichnung von Schloss und Ort Iburg befindet sich in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover (Mappe 22, XIX.M, Nr. 1), die Ansichten von Reinier Rodkin im Rheinischen Bildarchiv in Köln (Bonn, Landeskonservator Rheinland, fol. 137-141).
Stüve, Carl: Die Iburger Klosterannalen des Abts Maurus Rost, Osnabrück 1895 (Osnabrücker Geschichtsquellen, 3). - Urkundenbuch des Klosters Iburg, bearb. von Horst-Rüdiger Jarck, Osnabrück 1985 (Osnabrücker Urkundenbuch, 5).
(8)Feldkamp, Heinrich: Verfassung des Fleckens Iburg bis zum Jahre 1657, in: Osnabrücker Mitteilungen 40 (1917) S. 281-372. - Bruch, Rudolf vom: Die Rittersitze des Fürstbistums Osnabrück, Osnabrück 1930 (ND Osnabrück 2003). - Haase, Carl: Mittelalterliche Weichbildprivilegien im Osnabrücker Land. Eine vergleichende Untersuchung, in: Osnabrücker Mitteilungen 66 (1954) S. 103-144. - Wrede, Günther: Geschichtliches Ortsverzeichnis des ehemaligen Fürstbistums Osnabrück, Hildesheim 1975 (ND Osnabrück) 2002 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 30). - Hoffmann, Christian: Residenz, Hofhaltung und Hofdienerschaft des Fürstbischofs Franz Wilhelm von Wartenberg im Hochstift Osnabrück 1625-1661, in: Der Rittersaal der Iburg. Zur fürstbischöflichen Residenz Franz Wilhelms von Wartenberg, hg. von Susanne Tauss, Göttingen 2007 (Kulturregion Osnabrück, 26), S. 173-189. - Jarecki, Walter: Philipp Sigismund, postulierter Bischof von Verden und Osnabrück. Spuren seiner doppelten Hofhaltung in archivalischen Quellen, in: Herrschen - Leben - Repräsentieren. Residenzen im Fürstbistum Osnabrück 1600-1800, hg. von Susanne Tauss, Regensburg 2014, S. 129-142. - Jansen, Michaela: Die Iburg. Bischöfliche Herrschaft und Repräsentation im Hochstift Osnabrück im Hoch- und Spätmittelalter, in: Adelige Herrschaft und Herrschaftssitze in Nordwestdeutschland im Mittelalter, hg. von Gerd Steinwascher, Edewecht 2016, S. 143-165.