(1) H., seit 1970 Ortsteil und Verwaltungssitz der Stadt H.-Bad Meinberg, liegt zehn Kilometer südöstlich von Detmold am Übergang des Teutoburger Waldes (Osning) zum Eggegebirge. H. lag am alten Fernhandelsweg von Köln über Dortmund, Soest und Paderborn nach Hameln und weiter nach Braunschweig und Magdeburg, der südwestlich von H. den Höhenzug überquerte.
Ortsherren waren seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert die Edelherren, später (1528) Grafen und (1789) Fürsten zur Lippe. Die vorhandene Siedlung wurde um 1240 durch Bernhard III. zur Lippe (reg. 1230-1264/65) im Rahmen seines Städtebauprogramms (auch Blomberg, Neustadt Lemgo und Detmold) planmäßig zur Stadt erweitert.
Simon I. zur Lippe (reg. unter Vormundschaft 1275, selbständig 1282-1344), der überwiegend in Brake bei Lemgo residierte, wandte sich verstärkt H. zu und richtete hier eine Nebenresidenz ein. Bei der Landesteilung 1344 behielt sich Bernhard V. zur Lippe H. als Residenz vor und erweiterte bis 1348 die dortige Burg; sein Bruder Otto (†1360) entschied sich für Blomberg. Nach Bernhards Tod 1365 kam es zu einer Erbauseinandersetzung zwischen seinem Schwiegersohn Graf Otto VI. von Tecklenburg und Otto zur Lippes Sohn und Nachfolger Simon III. (reg. 1360-1410). Bernhards überlebende Frau Richarde von der Mark erkannte 1366 ihren Neffen als Erben an, dieser bestätigte ihr dafür den Besitz des »Weichbildes« H. 1368 wird Richarde als Initiatorin des »Pactum unionis« gewürdigt, bei dem sich Landesherr, Ritterschaft und Städte auf die künftige Unteilbarkeit der Herrschaft Lippe einigten. Die nach 1384 verstorbene Richarde residierte bis zuletzt in H.
Als ein Ergebnis der Eversteiner Fehde (1404-1409) musste Simon III. zur Lippe 1409 die Burg H. dem Paderborner Bischof als Lehen auftragen. Simons Schwiegertochter Elisabeth von Moers und Saarwerden (†nach 1415), Gattin Bernhards VI. (reg. 1410-1415), ist H. als Leibzucht zuerkannt worden; 1410 bestätigte sie die H.er Stadtrechte. Vom frühen 16. Jahrhundert bis 1561 waren Burg und Amt H. an adlige Drosten (Westphal, von Donop, von Mengersen) verpfändet, danach übernahmen Amtmänner die Verwaltung. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ließ Graf Hermann Adolf (reg. 1652-1666) die Burg ab 1656 repräsentativ um- und ausbauen. 1666 bezog seine zweite Gattin Amalia zur Lippe-Brake Burg H. als ihren Witwensitz. Mit ihrem Tod 1676 endete die kurze barocke Nachblüte.
(2) Der Siedlungskern um die Pfarrkirche gehörte um 1160 zur Grundherrschaft des Abtes von (Essen-)Werden und Helmstedt, zu der ein 1129 erwähnter Haupthof an den Externsteinen westlich H.s gehörte; H. lag am Reiseweg zwischen beiden Klöstern. Am Ende des 12. Jahrhunderts erwarb Bernhard II. zur Lippe die Grundherrschaft offensichtlich im Zusammenhang mit dem Bau der Falkenburg bei den Externsteinen.
Bernhard III. hat H. um 1240 mit dem für lippische Städte charakteristischen Dreistraßenschema erweitert, gebildet aus Mittelstraße (den Fernweg Paderborn-Hameln durch die Stadt führend), der Heerstraße südlich und der Burgstraße-Pfuhlstraße-Wallstraße nördlich von ihr. In der Ortsmitte zweigte die Nordstraße zum Nordtor ab. 1628 wurde das südliche Neue Tor Richtung (Bad) Driburg geschaffen (neben dem einzigen erhaltenen Stadtturm, Eulenturm bzw. Malzdarre). Im ausgebauten Zustand verfügte die Stadtmauer um 1500 über sieben Türme. Der Wall ist noch weitgehend erhalten, ebenso Reste der Stadtmauer.
Richter und Ratsherren (iudex et consules) erscheinen erstmals 1248, als sie einen Landverkauf beurkundeten, 1267 urkundeten Richter und Ratsherren mit der ganzen Gemeinde sowie mit dem Stadtherrn Bernhard IV. zur Lippe (reg. 1264/65-1275) und fünf in der Stadt wohnenden Rittern. 1310 bestätigte Simon I. den Bürgern das Lippstädter Stadtrecht sowie den Besitz des Stadtwaldes. 1374 bürgten neuer und alter Rat sowie Gemeinheit Lemgo gegenüber für den Edelherrn. Über die soziale Zusammensetzung des Rates lässt sich für die Zeit vor 1561 nichts Gesichertes sagen. In der frühen Neuzeit war der Rat nicht von einer bestimmten Berufsgruppe dominiert, die H.er Kaufmannschaft spielte wohl keine beherrschende Rolle. Der Stadtverfassung wird erst ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts genauer fassbar: Alter und neuer Rat umfassten einschließlich der beiden Bürgermeister jeweils zwölf Personen und wechselten sich jährlich am Dreikönigstag ab. Einen Zustimmungsvorbehalt besaßen der landesherrliche Kommissar und die beiden ebenfalls jeweils zwölfköpfigen Gremien der Gemeindherren und Worthalter, denen auch die Stadtrechnungen zur Prüfung vorgelegt werden mussten. 1681 wurden die vier städtischen Gremien aufgrund eines landesherrlichen Reglements von jeweils zwölf auf acht Mitglieder verkleinert.
In der unteren Zivil- und Strafgerichtsbarkeit konkurrierte das sogenannte Seddelgericht des Stadtrates mit dem von Landesherrn und Rat gemeinsam berufenen Stadtrichter und dem landesherrlichen Gogericht (1465 an die Stadt H. verpfändet, 1656 von Graf Hermann Adolf zurückerworben); die Zuständigkeiten boten immer wieder Konfliktstoff. Der Burgbezirk zwischen Helle, Burgstraße und Mauerstraße war bis 1846 der städtischen Jurisdiktion entzogen.
1626 wurden 376 Bürger zur landesherrlichen Kontribution herangezogen, was auf rund 1500 Einwohner schließen lässt. Bei der Volkszählung 1776 wurden insgesamt 1213 Einwohner erfasst inkl. der exemten Bewohner des Burgbezirks, der beiden Adelshöfe und der Pfarr- und Schulhäuser.
Mit Ausnahme des bereits 1329 von Edelherrn Simon I. privilegierten Schusteramtes entstanden H.er Gilden bzw. Ämter wohl erst ab dem 16. Jahrhundert unter der Aufsicht des Rates. Größte Zunft war das Braueramt, das auch mit Mitgliedschaften in anderen Gilden vereinbar war. Bis zur Einrichtung eines städtischen Brauhauses wurde abwechselnd in den Privathäusern gebraut. Ebenso große Bedeutung für H. hatte die Metallverarbeitung, die in den Ämtern der Schmiede, Schlosser und Kupferschmiede organisiert war. Die übrigen Ämter waren die der Metzger, Bäcker, Schneider, Leineweber, Baumseidenmacher sowie die Händlergilden der Höker und Kramer.
(3) H. gehörte zum Bistum Paderborn und zunächst vermutlich zum 1263 erwähnten Archidiakonat des Domdechanten (Detmold), nach dessen Aufhebung im 14./15. Jahrhundert zu dem des Domküsters (Lemgo). Die Pfarrkirche St. Johann Baptist (Patrozinium erstmals 1388 erwähnt) reicht in vorstädtische Zeit zurück; archäologische Erkenntnisse zu Vorgängerbauten liegen nicht vor. Der älteste erhaltene Teil ist der Westturm von ca. 1200. Um 1480 wurde das Kirchengebäude mit einer zweijochigen gotischen Halle und einem Chor neu errichtet. Die Marienkommende in der Kirche ist 1414 von einer Armeleutegilde gestiftet worden. Kalandpriester in H. werden 1455 erwähnt; nach einer Aussage von 1592 wurde das Kalandshaus am Kirchhof nach der Reformation der städtischen Rektorschule zugewiesen.
Die Marien- oder Hofkapelle an der Burg H. wurde 1326 von Simon III. zur Lippe und Adelheid von Waldeck gestiftet (ein Schlussstein aus dem 1657 abgebrochenen Gebäude mit der lippischen Rose und dem Waldecker Stern ist heute an der Südseite der Burg vermauert). 1330 ließ Simon drei Gebäude beim »Steinhaus« (gemeint die Burg) mit Zustimmung des Stadtrats von den bürgerlichen Lasten befreien: das Haus des Kapellenrektors, ein den Herforder Augustiner-Eremiten übertragenes Haus und ein zu einer Klause gehöriges Haus. Letzteres, gelegen »in unserer Freiheit«, hat Simon III. 1365 ebenfalls der Augustiner-Terminei übertragen. Ob sich das 1339 von Adelheid von Waldeck gestiftete Hl.-Geist-Hospital zunächst ebenfalls im Burgbezirk befand, ist unklar, in seiner direkten Nachfolge steht das sogenannte Adelheidstift in der angrenzenden Helle (heute im Besitz der evangelisch-reformierten Gemeinde).
Zum Kirchspiel H. gehörten auch die geistlichen Anlagen an den Externsteinen. Im Zusammenhang mit dem erwähnten Gutshof des Abtes von Werden und Helmstedt wurde hier eine Felsengrotte als Altarraum gestaltet; laut Inschrift ist der (zuletzt 1648 in der H.er Pfarrkirche nachweisbare) Altar 1115 (oder 1119) vom Paderborner Bischof Heinrich II. geweiht worden. Die übrigen Anlagen - die Höhenkammer mit der Altarnische (1385 erwähnt), das Arkosolgrab und vor allem das kunsthistorisch bedeutende Kreuzabnahmerelief - entstanden wohl erst um 1200 nach dem Erwerb durch die Edelherren zur Lippe. Vermutlich unter Simon I. oder Bernhard V. ist eine Kapelle St. Crucis vor den Felsen errichtet und in der Grottenanlage eine Klause eingerichtet worden. Das konkurrierende Nebeneinander von Kapellenrektor und Einsiedler ist 1366 bis 1471 belegt. Die Anlagen an den Externsteinen waren kein Wallfahrtsort, wurden aber von Reisenden frequentiert. Kapelle und Klause sind vor der Reformation aufgegeben worden.
Eine eigenständige Gemeindereformation hat es in H. nicht gegeben. 1538 schlossen sich auf dem Landtag zu Cappel die bis dahin noch nicht offiziell dem lutherischen Bekenntnis folgenden Städte H., Blomberg und Detmold dem Votum der Ritterschaft für die Einführung einer neuen Kirchenordnung an. Anfang des 17. Jahrhunderts stieß die von Graf Simon VI. vollzogene zweite Reformation in H. wie in ganz Lippe zunächst auf Widerstand, doch konnten Stadtrat und Bürgerschaft anders als in Lemgo den Wechsel zum reformierten Bekenntnis nicht verhindern.
1511 und 1614 wurden die Juden aus H. vertrieben. Eine kleine jüdische Gemeinde konnte sich erst nach 1654 gegen Widerstände der christlichen Gewerbetreibenden etablieren. Ab 1677 sind Beträume an wechselnden Orten nachweisbar.
(4) Laut einer lateinischen Inschrift (ursprünglich wohl als Türsturz dienend, heute an der Südseite des Gebäudes vermauert), wurde die Burg H. 1348 durch Bernhard V. zur Lippe »erbaut und vollendet«, ein schlichter Wohnturm, der im Kern wohl aus dem 13. Jahrhundert stammt. Graf Hermann Adolf beauftragte 1656 den aus Süddeutschland stammenden Baumeister Hans Degener mit einem barocken Um- und Ausbau des »Amtshauses«. Ein repräsentativer Portal- und Treppenturm erschloss das Gebäude und wurde mit einer Aussichtsplattform ausgestattet.
Hermann Adolf nutzte die Burg im Rahmen von Jagdgesellschaften. In diesem Zusammenhang werden 1661 erstmals die sogenannten Schlachtschwertierer als Ehrengarde genannt, ein bis heute bestehendes Rott der H.er Schützen, das mit kunstvoll gestalteten Zweihandschwertern der Spätrenaissance und Ringpanzern des 15. Jahrhunderts ausgestattet war. Nach der 1741 erstmals bezeugten Ortssage von der »H.schen Bürgertreue« gehen die heute im Burgmuseum gezeigten Waffen auf die Befreiung eines »Gf. Bernhard zur Lippe« aus der Gefangenschaft auf dem Kalenberg zurück, ebenso wie das jährlich auf dem Rathaus zeremoniell verlesene Fallholzprivileg, dem die H.er größte Bedeutung zumaßen. In dieser Tradition spiegelte sich vermutlich die Erinnerung an die Teilnahme H.er Bürger an den Fehden des Edelherrn Bernhard VII. im 15. Jh.
1744 ließ Fürstregentin Johannette Wilhelmine von Nassau-Idstein die Zehntscheune auf dem Burghof errichten (heute Veranstaltungsstätte). 1787 verlegte die Landesherrschaft die Amtsverwaltung in das Haus Behmer an der Mittelstraße (ab 1879 Amtsgericht, seit 1970 im städtischen Besitz). Die Burgmeierei wurde in Erbpacht vergeben und Teile des Burgbezirks parzelliert und an Neuwohner veräußert. Nach unterschiedlichsten Nutzungen befindet sich die Burg heute in städtischem Besitz.
In H. hat der mit dem Landesherrn verbundene Adel städtebauliche Akzente gesetzt. Der einzige, ab 1369 nachweisbare (private) Burgmannenhof befand sich beim Kirchhof (heute Ecke Kirchstraße/Heerstraße). Er gehörte der Familie Bose, die seit 1344 den Burgmannendienst versah. 1556 erwarb der Drost Hermann von Mengersen den Hof (danach Mengersenscher Hof genannt) und errichtete 1557/59 einen repräsentativen Neubau. Die Stadt kaufte das Anwesen 1788 und nutzte es zunächst als Brauhaus, später für Lehrerwohnungen (Abbruch letzter Gebäudeteile 1956/59, Grundmauern 1997 archäologisch dokumentiert).
Nach Zusammenlegung mehrerer bürgerlicher Hausstätten errichtete der gräfliche Amtmann Johann Hermann Kotzenberg an der Ecke Rathausplatz/Mittelstraße einen zweiflügeligen Stadthof im Renaissancestil, für den 1647 Freiheit von städtischen Lasten erreicht werden konnte. Nachdem der H.er Amtmann und spätere lippische Regierungspräsident Adam Henrich (von) Kotzenberg 1674 einen ksl.en Adelsbrief erworben hatte, wurde der Hof 1677 zum landtagsfähigen Rittergut erhoben. Das Gebäude ging 1784 in bürgerlichen Besitz über (heute städtischer Besitz).
Mengersen und Kotzenberg stifteten 1557 bzw. 1688 Armenhäuser an der Heer- und Mittelstraße. Mengersens Vorbesitzer Simon Bose hatte 1546 noch eine Vereinbarung mit der Stadt über die Einrichtung einer Wasserversorgung vom Bornsberg her getroffen (Pfeifenkump an der Pfarrkirche bis heute erhalten). Im Rittersaal der Burg H. befindet sich die Inschrifttafel des 1682 vor der Burg angelegten Kumps mit einem Lobgedicht Adam Henrich von Kotzenbergs auf Graf Simon Henrich.
Gf. Hermann Adolf ließ ab 1661 eine Befestigung mit zwei Rondelltürmen vor die Externsteine bei H. legen (mit Aussichtsplattform auf einem Pavillon). Die Felsen sind auch schon vorher von den Landesherren genutzt worden. So hat 1390 Simon III. hier die meyghoygen, d.h. ein Maifest (von mnd. »hoge« (fem.): Freude, Fröhlichkeit, Festlichkeit), gefeiert, und Simon VI. frühstückte laut einer Inschrift von 1600 mit Graf Arnold IV. von Bentheim-Steinfurt an den Felsen.
Gf. Hermann Adolf ließ die Externsteine ebenso wie Stadt und Burg H. um 1663 im Rahmen einer Kupferstichserie der Brüder Elias und Johann van Lennep im Bild festhalten. Die darauf dargestellten Barockanlagen an den Felsen verfielen bald wieder. Fs.in Pauline zur Lippe ordnete 1809 eine Neugestaltung der Externsteine und ihres Umfeldes zum Nutzen des aufkommenden Fremdenverkehrs an.
(5) Über die im 14. Jahrhundert angelegte H.er Landwehr ist wenig bekannt, erhalten hat sich die Ruine eines Wartturms (Ziegenberg bei Heesten), ein weiterer Wartturm auf dem Kohlenberg (heute Bad Meinberger Silvaticum) wurde archäologisch nachgewiesen.
Von der Kölnischen Straße als Hauptachse der Stadt zweigten aus dem Nordtor Wege nach Lemgo und Lage ab, die den Anschluss an weitere Fernverbindungen vermittelten. Der Detmolder Rat erhielt 1361 die landesherrliche Erlaubnis, den Weg von H. nach Lage durch seine Stadt zu lenken. Das starke Verkehrsaufkommen in H. bezeugen mehrere spätmittelalterliche Klausen innerhalb und außerhalb der Stadt. Passantenlisten von 1682 zeigen, dass Wanderhändler und Fuhrleute aus dem norddeutschen Raum und den Niederlanden in großer Zahl die Stadt durchquerten. Das Wegegeld verpfändete Bernhard VII. 1468 an die Stadt. Den Zoll erwarben die H.er 1536 pfandweise von Simon V., der den H.ern bereits 1511 ihrerseits Zollfreiheit innerhalb der Herrschaft Lippe zugesichert hatte. Seit 1560 durfte die Stadt auch eine Weinakzise erheben.
H.sches Bier wurde im 17./18. Jahrhundert in ganz Lippe und die umliegenden Territorien geliefert. Exportorientiert war auch das Schusteramt, das seine Produkte ebenso wie die H.er Schmiede u.a. in den benachbarten Territorien Hannover, Schaumburg, Minden-Ravensberg, Paderborn und Herzogtum Westfalen anbot. Die Schmiede erhielten 1612 das gräfliche Privileg zur Anlage einer Schleifmühle am Silberbach (bis 1866 betrieben, archäologisch dokumentiert).
Als frühestes landespolitisches Engagement der Stadt H. kann ihre Zustimmung zum Pactum unionis über die Unteilbarkeit der Herrschaft Lippe von 1368 gelten. In der Soester Fehde konnte die Stadt 1447 durch Zahlung von 3000 Gulden an die Truppen des Kölner Ebf.s verhindern, das Schicksal des kurz zuvor zerstörten Blombergs zu erleiden. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts unterstützte H. die Fehden Bernhards VII. sowohl finanziell als auch durch direkte Beteiligung. Ab dem frühen 16. Jahrhundert ist die regelmäßige Teilnahme H.s an den lippischen Landtagen nachweisbar. An überterritorialen Städtebünden hat sich die Stadt nach bisherigem Kenntnisstand zu keiner Zeit beteiligt.
(6) Die Entwicklung H.s wurde durch die Edelherren zur Lippe und ihre Burg mitgeprägt. Als Residenz diente H. in unterschiedlichen Konstellationen (Nebenresidenz, Hauptresidenz, Witwensitz) von ca. 1326 bis 1386. Eine kurze barocke Nachblüte erlebte die Burg zwischen 1656 und 1676. Eine Besonderheit sind die vor den Toren der Stadt gelegenen Externsteine, die sich seit dem späten 12. Jahrhundert im Besitz des Hauses Lippe befanden und mit ihren geistlichen und profanen Anlagen auch der dynastischen Repräsentation dienten. Die um 1240 von Bernhard III. gegründete Stadt gewann erst ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine gewisse politische Eigenständigkeit, doch zu derart starken Konfrontationen mit dem Landesherrn wie in Lemgo und Salzuflen kam es nicht. Die Ortssage von der »H.schen Bürgertreue« betonte vielmehr eine starke dynastische Orientierung der Stadt. Für die weitere Entwicklung der Stadt haben die Landesherren gleichwohl nur wenige Impulse gesetzt. So ist es über die Ansiedlung einer Augustiner-Terminei und die Stiftung eines Hl.-Geist-Hospitals hinaus zu keiner Klostergründung gekommen. Die Modernisierung der Stadtbefestigung endete bereits um 1500 mit dem Bau des noch vorhandenen südlichen Stadtturms. Langfristig positive Wirkung zeigte die ungewöhnliche frühe Privilegierung der H.er Schuhmacher 1329, die noch im 18. Jahrhundert neben den Bierbrauern und den Schmieden ihre Produkte in Lippe und den Nachbarterritorien absetzten.
(7) Das Stadtarchiv Horn befindet sich heute als Depositum im Kreisarchiv Lippe. Die älteren Bestände sind durch den Rathausbrand von 1864 stark dezimiert. Preuss und Falkmann stand noch das älteste Stadtbuch zur Verfügung, aus dem sie Auszüge mitteilten. Die wenigen noch für die Zeit bis 1563 erhaltenen Urkunden des Stadtarchivs und des Archivs der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde hat Hans-Peter Wehlt regestiert. Die im späten 18. Jahrhundert angelegten heutigen Stadtbücher I-II im Stadtarchiv überliefern Abschriften von Stadtrechtsdokumenten aus den Jahren 1366 bis 1788; das sog. Ratsbuch enthält Ratslisten von 1561 bis 1687 (eine erste Namensreihe von Ratsmitgliedern ist für 1382 überliefert). - Wichtig ist für H. die umfangreiche landesherrliche Parallelüberlieferung im heutigen Landesarchivs NRW Abt. Ostwestfalen-Lippe in Detmold, insbesondere die Urkunden (Bestand L 1), die älteren Ortsakten der Stadt Horn (L 34) und die älteren Konsistorialakten zur Kirchengemeinde Horn (L 69).
Bis 1325: Westfälisches Urkundenbuch, diverse Bearb., Bd.e 1-4 und 9, Münster 1847-1993. - Bis 1536: Lippische Regesten, bearb. von Otto Preuss und August Falkmann. - Bis 1563: Lippische Regesten. Neue Folge, bearb. von Hans-Peter Wehlt, Lose-Blatt-Sammlung, 7 Lfg.en, Detmold 1989-2005. - Bis 1500 ergänzend: Urkundenbuch des Stifts Busdorf in Paderborn, bearb. von Joseph Prinz, 2 Bd.e, Münster 1972-1983. - Bürgerbuch der Stadt Horn in Lippe 1840-1886 und weitere Einwohnerverzeichnisse 1664-1886, bearb. von Hans Vennefrohne, Horn-Bad Meinberg 1992.
(8) Stadtgeschichte Horn 1248-1998, hg. von Jens Buchner, Horn-Bad Meinberg 1997. - Die Externsteine. Zwischen wissenschaftlicher Forschung und völkischer Deutung, hg. von Larissa Eikermann u.a., Münster 2018. - Hausmann, Dietrich: Die Verwaltung der Stadt Horn von 1600-1750, Examensarbeit, Detmold 1949. - Isermann, Carl Wilhelm: Nachrichten und Notizen über die Stadt Horn […], Manuskript Detmold 1890, hg. von Hans Vennefrohne, Horn-Bad Meinberg 1977. - Linde, Roland: Der Burgmannenhof in Horn, in: Der Adel in der Stadt des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Beiträge zum VII. Symposion des Weserrenaissance-Museums Schloß Brake vom 9.-11. Okt. 1995 Marburg 1996 (Materialien zur Kunst- und Kulturgeschichte in Nord- und Westdeutschland, 25), S. 179-198. - Linde, Roland, Liesen, Hans-Jürgen: Burg Horn, Detmold 2007 (Lippische Kulturlandschaften, 10).