(1) C. liegt im mittelniederländischen Flußgebiet im Grenzbereich zwischen Geldern, Holland und dem Niederstift Utrecht, etwa genau mittig zwischen Utrecht und ’s-Hertogenbosch. Erste Erwähnungen C.s 1281 betreffen eine Burg, die westlich einer vorstädtischen Siedlung (namens Redichem?) lag. Die Siedlung entstand auf einem Strandwall am Südufer des Lek und auf dem verlandeten Hochufer des kleinen Flusses De Meer. 1318 erhielt C. von Johan van Bosinchem (Beusichem) Stadrecht. Die Familie van Beusichem, die der bfl.-utrechter Ministerialität entstammte, hatte sich in die Lehnabhängigkeit des Grafen von Geldern begeben. Nach 1307 nannte sie sich nur noch Van Culemborg. Dank ihrer Beziehungen zu dem Utrechter Bf.en und den geldrischen Grafen bzw. Hzg.en gelang es den Herren von C., ihre Besitzungen zu einer selbständigen Herrschaft auszubauen. Ab etwa 1425 lehnten sie sich politisch an die Herzöge von Burgund an, 1470 heirateten sie in diese Fürstenfamilie ein. Dieses schlug sich in einem repräsentativen Ausbau C.s nieder, die Jahrzehnte 1450-1560 lassen sich angesichts der Bauprojekte und Stiftungen als Höhepunkt der Stadtgeschichte bezeichnen. Die letzte Erbin Elisabeth van C. (1475-1555) war zweimal verheiratet, zunächst mit Jean de Luxembourg (†1508), sodann mit Antoine de Lalaing, seit 1518 Graf von Hoogstraten. Kurz vor Elisabeths Tod wurde die Herrschaft C. zur Grafschaft erhoben. Auf dem Erbweg geriet C. an ihren Neffen Floris van Pallandt (1537-1598), Hoogstraten an Philippe de Lalaing. Floris van Pallandt hielt sich zumeist in Brüssel auf, wo er über einen Stadthof verfügte, und von wo er ab 1565 den Widerstand gegen den Landesherrn, den spanischen König Philipp II. organisierte. 1566 weilte er in C., wo er die Reformation zuließ bzw. einführte. Einer bevorstehenden Gefangennahme durch spanisch-habsburgische Truppen entzog er sich durch Flucht nach Deutschland, C. wurde 1572-1574 von spanischen Truppen besetzt. Sein Sohn Floris II. van Pallandt (1577-1639) folgte nach seines Vaters Tod 1598 nach und bevorzugte C. als Residenz. Nach dessen Tod kam C. an die Grafen von Waldeck-Pyrmont, die sich in C. vertreten ließen und das Land ausbeuteten. Nach deren Aussterben 1714 kam C. an Herzog Ernst von Sachsen-Hildburghausen, der es 1720 an die Stände des geldrischen Landesviertels Nimwegen verkaufte. 1748 übertrugen die Stände C. an den Statthalter der Niederlande, Fürst Wilhelm IV. von Oranien-Nassau. Mit Entstehung der Batavischen Republik 1795 im Gefolge der Französischen Revolution hörte die Grafschaft auf zu existieren.
(2) Der Ort des späteren C. dürfte bereits vor Entstehung der Stadt besiedelt gewesen sein und über eine Marktfunktion verfügt haben. Um 1300 dürfte das Areal mit einem weiten, rechteckigen Markt im Zentrum als Stadt angelegt worden sein. Bereits vor 1317 gab es einen Graben um die Stadt. 1318 erhielt die Siedlung Stadtrecht. Jahrmärkte bestanden bereits, ebenso ein Geldwechsel durch Lombarden sowie Bestimmungen zur Einsetzung von Schöffen. Im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts wurden die Wälle durch Steinmauern ersetzt. Nördlich der Siedlung zur Lek hin wurde um 1370 der Havendijk geschaffen mit einer Anlegestelle für Schiffe. In den 1420er Jahren wurde dieser Stadtteil in die Befestigung einbezogen. Auf der Südseite der Altstadt wurde 1385-1394 ein neuer Stadtteil errichtet, der das Dorf Lanxmeer und dessen St. Jan-Kirche und den Weiler P(a)rijs umschloss, welche als Kirchengemeinde bestehen blieb. Diese dünn besiedelt bleibende Neustadt (»Nieuwpoort, Nieuwstad«) wurde um 1400 mit einer eigenen Mauer versehen. Die rechteckige, ebenfalls Planung verratene ältere Parzellierung des Rodungsdorfs Lanxmeer blieb erhalten. Die Altstadt verfügte an ihrer Südseite das Lanxmeer-Tor, nach Entstehung der Neustadt, Binnentor genannt (bis heute erhalten), an der Flussseite das Lek-Tor, zum Havendijk hin das Goilberdinger-Tor zum Westen und nach Osten zur Burg das Kleine Tor, später Slotpoort. Die Neustadt besaß an der Südseite das Zand-Tor und an der Westseite das Prijsse-Tor (1500 geschlossen und später abgerissen).
Eine Feuerstättenzählung 1471 lässt auf etwa 2000 Einwohner schließen (Altstadt 182 Herdstätten, Havendijk 35, Neustadt 118). Im 16. Jahrhundert dürfte die Einwohnerzahl auf 2500 gestiegen sein. 1770 erbrachte eine Zählung 2975 Einwohner, 1795 3191.
Die Stadtregierung, der auch die Rechtsprechung oblag, bestand von Anfang an aus einem Schultheiß bzw. Richter als Vertreter des Stadtherrn, und acht Schöffen, von denen zwei Bürgermeister waren. 1680 wurde die Schöffenzahl auf sechs abgesenkt, aber 1742 wieder auf acht angehoben. Alle wurden durch den Stadtherrn ernannt, C. verfügte nur über eine beschränkte Autonomie. Für die Finanzen waren die beiden Bürgermeister verantwortlich, ab 1528 war einer der beiden letzt-verantwortlich, den Titel Stadtbürgermeister führend (1630 »cameraar«). Höchstes administratives und gerichtliches Organ war die herrschaftliche bzw. gräfliche Ratkammer und der Appellationsrat (»Raad van Appèl«), denen der Drost als Vorsitzender und Vertreter des Herrn fungierte. Im 18. Jahrhundert gab es gemeinsame Verhandlungen zwischen Rat und Stadt, die zur Bildung eines gemeinsamen Gremiums führten. Nach Übergang an die Oranier 1748 wurde als höchstes Organ ein gfl.er Rat unter Vorsitz des Drosten gebildet, der dem » Nassause Domeinraad« in Den Haag unterstand.
1658 hatten Rat und Stadt erklärt, dass sie in der Grafschaft C. seit altersher alle Hoheitsrechte besäßen wie eine Landesherrschaft, was seitens Gelderns und Hollands bestritten wurde. 1672 erkannte Frankreich C. als neutral an. Ausfluss dieser Haltung war das Recht bzw. die Praxis, verfolgten Personen, auch Straftätern, Asyl zu gewähren, was aber auch Kaufleute und Handwerker nach C. lockte (1795 aufgehoben).
Wirtschaftlich ist C. als Marktstadt zu bezeichnen. C.s Bürger erhielten Zollfreiheit in Holland, Zeeland und Westfriesland (1355, 1417) sowie in Heusden (1397) und in Gorinchem und Schoonhoven (1510), in Geldern (1388, 1404, 1472, 1478), im Stift Utrecht (1427, 1492) und in der Stadt Utrecht (1491), überdies auch beim Klever Zoll in Emmerich am Rhein (1441). 1433 erwarben C.er Kaufleute das Recht zum Besuch des englischen Wollstapels in Calais. Jahrmärkte gab es bereits vor Verleihung des Stadtrechts 1318. 1375 gab es drei Jahrmärkte, 1446 wurde ein vierter eingeführt, davon waren zwei Pferdemärkte, der dritte ein Viehmarkt und der vierte ein Mastviehmarkt (der Herr selbst war am Ochsenhandel beteiligt). Im Umland, der Nederbetuwe und in der Tielerwaard, spielte schon im 15. Jahrhundert die Pferdezucht eine große Rolle. Zu Beginn der Jahrmärkte gab es anfangs genehmigte Glücksspiel-Orte (»dobbelscholen«, Spielhäuser), die für weitere Einnahmen sorgten (1375 erwähnt, 1427 verschwunden). Dienstags fand im Spätmittelalter ein Wochenmarkt statt, 1474 als Bannmarkt im Umkreis für 15 km. Die Marktfunktion wird auch an der Anwesenheit der Lombarden als Geldwechsler deutlich. 1342 war ein Lombarde herrschaftlicher Rentmeister. Die Lombarden verließen vermutlich Ende des 14. Jahrhunderts die Stadt, aber der von ihnen ausgeübte Hochzins-Kreditmarkt (1318 als Recht der Stadt zugestanden) erschien noch bis 1420 in den Stadtrechnungen. Ende des 14. Jahrhunderts hatte der Stadtherr das Recht einer Fähre über die Lek erworben, woraufhin die etwas eineinhalb Kilometer stromaufwärts gelegene Fähre nach C. verlegt wurde, womit es eine direkte Verbindung zum Nordufer der Lek gab.
Die ältesten Zünfte stammen aus dem 15. Jahrhundert, dürften aber wohl älter sein: Schneider (1432), Schuhmacher (1480), Zimmerleute (1484) und Schmiede und Weber (undat.). Auch dürfte es Zünfte der Bäcker sowie der Kaufleute und Schiffer vor 1500 gegeben haben. Eine Tuchhalle (Gewandhaus) befand sich ab 1433 am Havendijk, aber der Tuchhandel blieb gering. 1671 kamen die Zünfte der Fuhrleute und der Sackträger hinzu, um 1700 gab es zwölf Zünfte. Hinzu kamen bereits seit 1375 mehrere Ziegeleien. Im späten 15. Jahrhundert gab es eine Druckerei, kurzfristig 1589-1591 in der Ridderstraat ein Münzatelier. Aus Utrecht wanderten im 17. Jahrhundert mehrere Goldschmiede ein. 1759 wurde in der Vorburg eine mit Wasserkraft betriebene Gewehrfabrik eingerichtet, die die Armee der Republik versorgte (1812 beendet).
(3) Herrschaft und Stadt gehörten im Spätmittelalter zum Bistum Utrecht. Kurz nach 1300 wurde durch Johan I. van C. eine Kirche gegründet, die 1310 zur Pfarrkirche erhoben wurde (abgetrennt von der zu Beusichem), vermutlich der Hl. Maria geweiht. Das Patronatsrecht wurde 1310 dem St. Jan-Kapitel in Utrecht geschenkt. 1333 wird ein St. Peter-Altar erwähnt, höchstwahrscheinlich gestiftet von den Herren zu C. 1421 gab es sechs Altäre, die aller Wahrscheinlichkeit nach von den Herren zu C. gestiftet worden waren. In diesem Jahr richtete Hubrecht van C. an der Kirche das St. Barbara-Kapitel ein (acht Kanoniker) für die Memoria der Adelsfamilie. Das Patrozinium wurde um die Hl. Barbara erweitert. Der Aufbau der 1422 abgebrannten Kirche wurde von den Herren von C. maßgeblich gefördert, u.a. Schaffung zehn neuer Altäre. Älteste Bruderschaft war die der Hl. Maria (1384), an der sich die Bürgerschaft beteiligte. 1425 folgte eine St. Barbarabruderschaft, 1517 noch eine Sakramentsbruderschaft. Schenkungen reicher Bürger gab es vor 1421 kaum, danach nahmen sie zu (u.a. ein neuer Hl. Kreuzaltar). Von den einst 22 Vikarien bestanden 1568 noch zwölf, davon zehn mit Kollatur durch die Gf.en.
Die Kirche der Neustadt war St. Johannes dem Täufer gewidmet. Pfarrer und Vikar wurden durch den Abt des Klosters Mariënweerd (verschwunden, im Dorf Beesd, ca. zehn Kilometer südlich C.s) eingesetzt. An der Kirche gab es eine St. Johannesbruderschaft. An der Nordostseite des Kirchhofs befand sich der erstaunlich große Stadthof der Abtei Mariënweerd, der im Laufe des 16. Jahrhunderts wiederholt als Asyl diente.
Es gab zwei Klöster. Vor 1425 wurde an der Herenstraat das Kloster Mariëncroon gegründet, eventuell aus einem Beginenhaus hervorgehend. 1425 wurde es als Tertiarissenkonvent dem Utrechter Franziskanerkapitel unterstellt. Das mit 47 Schwestern (1496) mittelgroße Kloster wurde 1580 aufgehoben. Kurz nach 1645 wurden die Gebäude als Aufenthaltsort für die Grafen von Waldeck-Pyrmont umgebaut, nach neuerlichem Umbau ab 1692 tatsächlich als Residenz benutzt, nun als » Nieuwe Hof« bezeichnet. Nach einem gescheiterten Versuch 1430 wurde 1492 das (mit zehn Brüdern kleine) Priorat Jerusalem der Sepulcriner bzw. Chorherren vom Hl. Grab gegründet (1494 eingeweiht). In der Kirche ließ Elisabeth van C. eine Kopie des Hl. Grabs errichten (erwähnt 1504), das als Ersatzziel für nicht fernreisefähige Pilger diente. 1578 fiel die Gemeinschaft auseinander, 1580 wurde das Kloster säkularisiert. Die Kirche stürzte 1649 ein, der Chor wurde daraufhin abgerissen, Refektorium und Dormitorium 1749 abgebrochen.
Älteste karitative Stiftung war das St. Pietersgasthuis (1386 erwähnt), gelegen an der Ecke Goilberdinger-/Achterstraat. Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts diente es zur Versorgung der Insassen des Spitals, ab dann für C.er Arme außerhalb des Spitals. Ihm unterstand auch ein Pockenhaus und eine Leproserie (erwähnt 1463, auf dem Lekdeich außerhalb der Stadt). Um 1650 dürfte es aufgehoben worden sein, 1656 wurde es mit dem »De Poth« auch Hl. Geist-Tafel oder nur Hl. Geist genannt) zusammengelegt, einem durch Gerard van C. 1455 gestifteten Fonds zur Unterstützung von C.er Hausarmen, der vom Stadtrentmeister geleitet wurde. 1532 stifteten Antoine de Lalaing und seine Ehefrau Elisabeth auf dem Havendijk das Elisabethsgasthaus, einem kleinen Hof mit einer St.-Antonius- und Elisabethkapelle, einer Vikarswohnung und zwölf von den Käufern selbst zu bewohnenden Kleinhäusern und zwölf, die von den Käufern weiterzuvermieten waren (Kapelle 1962 abgebrannt). Testamentarisch bestimmte Elisabeth van C. 1555 ein Legat für ein großes Waisenhaus in C. (ein kleineres in Hoogstraten), das 1560 auf einem Grundstück an der Herenstraat eingerichtet wurde und mit 24 Mädchen- und 24 Jungenplätzen zu den größten seiner Art gehörte.
Eine erste Schule wird zum Jahr 1413 erwähnt. Dem St. Barbara-Kapitel wurde eine Lateinschule angegliedert (wohl als Fortsetzung der älteren), die allerdings nicht das Recht zur Ernennung eines Rektors erhielt. Eine vom Stadtherrn ausgestellte Instruktion stammt von 1455. 1647 wurden die bis dahin gemeinsam in einem Haus untergebrachten Latein- und volkssprachliche Schule räumlich getrennt. 1712 wurde ein französisches Jungeninternat, 1755 ein paralleles für Mädchen eingerichtet.
Erste reformatorische Spuren erscheinen in den 1540er Jahren, 1541 setzte unter Elisabeth van C. eine Verfolgung ein. Unter Floris I. van Pallandt setzte sich die Reformation durch, insonderheit nach seiner Heirat mit der lutherisch gesonnenen Elisabeth von Manderscheidt 1564. 1566 wurden auf der Burg erste Predigten zwinglianischer Prägung gehalten, um nicht die bestehenden Kirchen und die Stadtregierung zu beeinträchtigen. C. wurde Ausgangspunkt der anderwärts vorgenommenen Bilderentfernung aus den Kirchen. 1567 flüchteten Floris I. und sein Hofmeister, 1568 wurden sie gerichtlich für verbannt erklärt. Nach seiner Rückkehr 1577 führte Floris I. 1580 den Calvinismus förmlich ein, bereits vorher waren katholische Gottesdienste untersagt worden. Sein Nachfolger Floris II. war nachsichtiger mit Katholiken, so dass seit den frühen 1620er Jahren die Gegenreformation einsetzen konnte. Eine Schlupfkirche mit Barbara- und Antonius-Patrozinien, die »Pastorskerk«, entstand am Varkensmarkt in der Neustadt. Etwas später gestattete Floris auch den Jesuiten den Aufbau einer Schlupfkirche, St. Barbara in der Straße Papenhoek in der Altstadt, die »Paterskerk«. Zwischen beiden bestand ein Konkurrenzverhältnis. Mit dem Wechsel zu den Grafen von Waldeck-Pyrmont 1639 trafen Lutherisch gesonnene Amtsträger ein, die auf Deutsch in der Burgkapelle Gottesdienste hielten, nach deren Zerstörung in der Kapelle des vormaligen St. Pietersgasthuis.
Im 18. Jahrhundert führte die Bekämpfung des innerkatholischen Jansenismus seitens der Päpste zur Entstehung einer Alt-Katholischen Kirche (1723) und weiter zur Spaltung der katholischen Gemeinde. Der durch Herrschaftswechsel und Residenznahme bedingte Wandel der Konfessionen führte im Laufe der Jahrhunderte zu einer Diversität. 1809 ergab eine Volkszählung 47% Römisch-Katholiken, 42% Reformierte, 5,5% Alt-Katholiken, 3% Lutheraner, 2% Juden und 0,1% Remonstranten.
(4) Die vor 1271 entstandene, 1281 erstmals erwähnte Burg diente den Herren von C. als Residenz. Sie dürfte westlich der späteren Stadt außerhalb des Goilberdinger-Tors gelegen haben (archäologisch nicht gesichert). In den 1350er Jahren dürfte sie abgebrochen worden sein. Um bzw. nach 1322 wurde durch Johan I. van C. eine zweite Burg innerhalb des Stadtareals westlich der Achterstraat errichtet und in die Stadtmauer integriert. Sie war bestimmt für den ältesten Sohn aus zweiter Ehe, die ältere Burg war 1308 an die Kinder aus seiner ersten Ehe gegangen. Diese zweite Burg wurde 1331 als Lehen dem Grafen von Geldern angetragen und von diesem wieder ausgegeben. Um 1400 brannte sie ab. Johan II. van C. hatte zu diesem Zeitpunkt mit dem Bau einer dritten Burg angefangen, die an der Nordostseite direkt vor der Altstadt lag. Diese wurden zu einer fünfeckigen Burg mit Donjon, Saalbau und Vorburg und Torgebäude für den Zugang zur Altstadt ausgebaut. Diese bestand bis zur Verwüstung durch die Franzosen 1672-1674, 1735 wurde sie größtenteils abgebrochen.
Nordwestlich der Altstadt, zur Lek hin, erstreckte sich längsrechtig der Havendijk. Die Altstadt ist von einem Drei-Straßen-Schema geprägt, bei dem zwei Straßen im Norden und Süden auf die Tore ausgerichtet ist, wobei die mittlere und wichtigere Straße sich zum Markt erweitert (bis ins 16. Jahrhundert als »Voorstraat« bezeichnet). An dieser Straße lag auch die Pfarrkirche. Im Norden der Stadt wurde auf Anordnung Antoine de Lalaings 1518 ein neuer Hafen angelegt, der den älteren vom Stadtteil Havendijk ersetzt. Zur Erleichterung des Warenumschlags wurde 1558 ein Stichkanal zur Lek angelegt, genannt die Kleine Lek (1650 von der Lek abgetrennt). 1609 war westlich der Stadt vor dem Goilberdinger-Tor ein noch größerer Hafen in Betrieb genommen worden, der für einen blühenden Handel während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts sorgte, welcher um 1650 schnell einschlief und fernerhin keine Rolle mehr spielte. Ein weiterer Hafen befand sich im 17. Jahrhundert an der Südseite der Neustadt. Teile der Stadtmauer haben sich erhalten.
Das Rathaus wurde im frühen 14. Jahrhundert errichtet, es beherbergte die Wechselstube der Lombarden. Nach deren Wegzug Ende des 14. Jahrhunderts behielt ein Teil des Rathauses den Namen »Lombert«. Auch fungierte es als Weinhaus, 1376 verfügte es über einen Turm mit Uhr. Zum Markt hin besaß es eine Gerichtsstätte (»Vierschaar«). Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde auf der Rückseite ein neues Gebäude angebaut. 1534 gab Antoine de Lalaing den Auftrag zur Errichtung eines neuen Baues, der die Waage, Schreibkammer, Schöffen- und Gerichtssaal und das Fleischhaus aufnehmen sollte. Für die Planung wurde der zu dieser Zeit führende Baumeister Rombout Keldermans verpflichtet. Finanziert wurde der 1539 fertiggestellte Bau durch Kredit des Stadtherrn und seiner Frau, den die Stadt abzustottern hatte.
Der älteste, einigermaßen verlässliche Stadtplan stammt von Jacob van Deventer (1559). Auch aus dem 16. Jahrhundert stammt ein weiterer Plan eines Anonymus. Ungenau ist die Ansicht von Burg und Altstadt auf einer Karte in einer Handschrift von ca. 1524. Bedeutsam ist der Vogelschauplan von Hendrick Verstralen von 1621, der die Burg in ihrem gesamten Umfang wiedergibt. Als Kupferstich erscheint dieser Plan auch im Atlaswerk von Jan Blaeu 1649. Wichtig ist der Stadtplan des Schweizer Kartographen Jacob Perrenot von ca. 1760, der sich 1739 in C. niedergelassen hatte und Mitglied des gfl.en Rats war.
(5) C. war die Hauptstadt des Territoriums der Herren von C., das bis 1795 seine Unabhängigkeit bewahrte. Das Land von C. umfasste neben der Stadt C. und ihre Stadtfreiheit die Kirchspiele Everdingen, Zijderveld und Goilberdingen. C. wurde nie in ein Handelsnetzwerk aufgenommen, orientierte sich faktisch aber nach Utrecht, 27 km nördlich C.s. C.er Handel entlang des Rheins war in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bedeutsam. C. blieb Marktort für das Umland, die größeren Städte hielten seine Bedeutung klein.
(6) Neben der Residenzfunktion lässt sich C. als Marktstadt verstehen. Die Gründung einer Stadt an einer verkehrsgeographisch und politisch-strategisch günstigen Stelle fügte sich perfekt in die Ambitionen der Herren von C. ein. Sie waren überdies maßgeblich an der Entwicklung der Stadt beteiligt. Dabei wurde C. relativ spät gegründet und musste sich, ähnlich wie Vianen und IJsselstein, in die bereits bestehenden Handelsstrukturen einfügen. Als Ergänzungsraum bot das umliegende Land der kleinen Herrschaft bzw. Grafschaft zu wenig Rückhalt für eine größere Entwicklung. Bis ungefähr 1640 behielten die Herren Zugriff auf so gut wie alle Aspekte der städtischen Gesellschaft. Die enge Beziehungen der C.er Herren zu den Landesherren von Burgund und Habsburg waren es, die zur Blüte der Stadt führten.
(7) Städtische Archivalien befinden sich in Tiel, Regionaal Archief Rivierenland (RAR), siehe im Internet unter https://regionaalarchiefrivierenland.nl/ [Zugriff 3. Jan. 2022], hier einschlägig Toegang 0826: Archief van het stadsbestuur van Culemborg 1318-1813: siehe Ven, A.J. van de: Het oud-archief van de gemeente Culemborg, Utrecht 1938 [aktualisierte Online-Beschreibung vom 21. Dez. 2021]. Hierin befinden sich auch die Zunftarchive und die Archive des St.-Pietersgasthuis, des Poth, St.-Elisabethsgasthuis und der Lateinschule. Siehe auch: Toegang 1499: Archief Elisabeth Weeshuis 1560-1952 [Online-Beschreibung 2019] und Toegang 1517: Rechterlijk archief van het Graafschap Culemborg 1440-1811 [Online-Beschreibung 2019]. Das Archiv der Herren bzw. Grafen von Culemborg liegt in Arnheim, Gelders Archief (GA), siehe im Internet unter https://www.geldersarchief.nl/ (Zugriff 16. Jan. 2022), einschlägig Toegang 0370: Archief Heren en graven van Culemborg 1241-1810, siehe zu diesem Schilfgaarde, A.P. van: Het archief der heeren en graven van Culemborg, ’s-Gravenhage 1949 [aktualiserte Online-Beschreibung 31. Juli 2021]. Hierin befinden sich auch die Archive des Kapitels der St.-Barbarakirche, St.-Janskirche, Klosterarchive Mariëncroon und Jerusalem.
Sweder van Culenburch: Kroniek van de heren van Culemborg [bis 1493], in: The Narrative Sources from the Low Countries. De verhalende bronnen uit de Zuidelijke Nederlanden, hg. von J. Deploige, Brüssel ab 2009, ID NL0299, im Internet unter www.narrative-sources.be [Zugriff 3. Jan. 2022]. - Wilhelmus de Berchen: De origine et dominis dominii de Culenborch [bis 1471], in: ebd., NL0296, URL wie ebd. - Voet van Oudheusen, A.W.K.: Historische beschryvinge van Culemborg; behelzende een naemlyst der Heeren van Bosichem, benevens der Heeren en Graeven van Culemborg [usw.]. Mitsgaders een beschryvinge van de stad Culemborg [usw.], Utrecht 1753 (ND Zutphen 1978). - Kleyntjes, J.: Oudste stadsrekeningen van Culemborg, in: De Navorscher 64 (1915) S. 8-16, 81-88, 129-138, 225-234, 292-311, 417-430. - Veerman, W.: Stadsrekening van Culemborg 1374 t/m 1376. »Van alrehande dinghe des die poerte te doen was«, Tiel 2004. - Beltjes, P.J.W.: Geschiedkundige aantekeningen van Gerard Vremdt, notabel burger der stad Culemborg in de tweede helft van de zestiende eeuw, in: Bijdragen en Mededelingen Gelre 54 (1941) S. 149-172.
(8)Jong, O.J. de: De Reformatie in Culemborg, Assen o.J. [1957]. - Beaufort, R. de, Berg, H. van den: De Betuwe, ’s-Gravenhage 1968 (Monumenten van Geschiedenis en Kunst III. De provincie Gelderland 1). - Malenstein, M.M. van: Het Sint-Petersgasthuis te Culemborg. Een archiefstudie vanuit medisch-historisch oogpunt, in: Tijdschrift voor de geschiedenis der geneeskunde, natuurwetenschappen, wiskunde en techniek 5 (1982) S. 65-77. - Gijswijt-Hofstra, Marijke: Wijkplaatsen voor vervolgden. Asielverlening in Culemborg, Vianen, Buren, Leerdam en IJsselstein van de 16de tot eind 18de eeuw, Dieren 1984. - Hackeng, Brigiet, Nelemans, Mariëtte: De Latijnse school te Culemborg 1578-1815, in: »Tot meesten nut ende dienst van de jeught«. Een onderzoek naar zeventien Gelderse Latijnse scholen ca. 1580-1815, hg. von R. Bastiaanse u.a., Zutphen 1985, S. 111-126. - Beltjes, P.J.W., Schipper, P.: Culemborg. Beeld van een stad, Culemborg 1988. - Palmboom, Ellen: De stichting van het kapittel van Culemborg, in: De kerk en de Nederlanden. Archieven, instellingen, samenleving, hg. von E.S.C. Erkelens-Buttinger u.a., Hilversum 1997, S. 245-257. - Weber, Erik: Graven naar het kasteel. Oude vondsten werpen nieuw licht op de ouderdom van kasteel Culemborg, in: Culemborgse »Voetnoten« Nr. 33 (2005) S. 17-35. - Bosman, Machiel: Het weeshuis van Culemborg, 1560-1952, Amsterdam 2006. - Witkamp, Gerard: Vervreemding. Een onderzoek naar de kerkscheuring tussen de cleresie en hun kerkvolk in Culemborg in de periode 1680-1750, Culemborgse »Voetnoten« Nr. 34 (2006) [Sonderheft]. - Hundertmark, Hein F.G.: Het Nye huys. Een bouwhistorische studie naar één van de drie kastelen van Culemborg, in: Bijdragen en Mededelingen Gelre 98 (2007) S. 9-28. - Schaïk, Remi van: Culemborg in de spiegel van zijn middeleeuwse stadsrekeningen. Een verkenning, in: Stedelijk verleden in veelvoud, hg. von Hanno Brand u.a., Hilversum 2011, S. 105-120. - Sangster, Bella: Mariëncroon, een vergeten klooster, in: Culemborgse »Voetnoten« Nr. 58 (2016) S. 2-21. Für das Tertiarissenconvent Mariëncroon siehe: https://www2.let.vu.nl/oz/monasticon/index.php - Nr. 33 (Zugriff 18. Jan. 2022), für das Sepulcrinenpriorat Jerusalem und die »Pastoorskerk« in der Nieustadt: https://www.meertens.knaw.nl/bedevaart/bol/plaats/153: H. Kruis, bzw. /1045: H. Antonius Abt (Zugriff vom 18. Jan. 2022). - [Culemborgse »Voetnoten« im Internet unter https://www.voetvanoudheusden.nl/publicaties/voetnoten/].