(1) Z. liegt am mittleren Lauf der Weißen Elster, die von hier weiter Richtung Leipzig und zur Mündung in die Saale bei Halle führt. Der Fluss bildete bis in das 19. Jahrhundert eine natürliche Grenze der Altstadt nach Norden. Siedlungsspuren reichen bis weit in die Vorgeschichte hinein. Seit dem 7./8. Jahrhundert war die Region slawisch besiedelt. In etwa zehn Kilometer Entfernung von Z. lag die Burg Posa, im 9./10. Jahrhundert Zentrum des slawischen Gaues Puonzowa. Unter König Heinrich I. könnte das Gebiet 929 unter sächsische Kontrolle gekommen sein. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts wurde auf einem weiteren Hügel an der Weißen Ester eine königliche Burg errichtet, die den Bf.en von Zeitz als Wohnsitz diente, nachdem Kaiser Otto II. sie 976 dem Hochstift geschenkt hatte. Die Burgkirche St. Peter wurde zur Kathedrale erhoben. Bis zur Verlegung des Bf.ssitzes nach Naumburg 1028 blieb die Burg Wohnsitz der Z.er Bischöfe 1285, während des Episkopats Brunos von Langenbogen, zogen die Naumburger Bischöfe zurück nach Z. Bis 1564 blieb die Z.er Burg Hauptresidenz der Naumburger Bischöfe, wo auch die wichtigsten bfl.en Zentralbehörden angesiedelt waren. Der formale Bf.ssitz verblieb hingegen in Naumburg. Von 1656/57 bis 1718 war Z. erneut Residenz für das Herzogtum Sachsen-Z., einer Sekundogenitur, die testamentarisch von Kurfürst Johann Georg I. († 1656) bestimmt worden war. In Z. ließ sich der erste Herzog Moritz erst nieder, nachdem die Moritzburg nach etwa zehnjähriger Bauzeit 1667 fertiggestellt worden war; solange blieb Naumburg Residenzstadt. Mit dem Tod von dessen Sohn Moritz-Wilhelm 1718 fiel die Linie wieder an Kursachsen zurück. Z. blieb hinfort Sitz der Stiftsregierung, 1815 kam es zu Preußen.
(2) In unmittelbarer Nähe zur Königsburg entstand an einer Furt durch die Weiße Elster, über die eine Handelsroute von Erfurt in das Pleißenland führte, im 10. Jahrhundert eine erste urbane Siedlung, 976 wird Z. als civitas bezeichnet. Hinweise auf die Existenz eines ersten Marktes mit Fernhändlern im Umfeld des Brühls in der heutigen Unterstadt stammen erst aus dem 12. Jahrhundert 1135 verlieh Bischof Udo I. dem Neuwerkkloster Halle Zollfreiheit in Z. 1262 wurde ein forum rerum aliarum venalium im Brühl erwähnt, das auch zum Zentrum der Z. besuchenden Fernhändler wurde. Auf dem östlich der Unterstadt gelegenen Plateau entstand im 10. Jahrhundert das Dorf Bosenrode. Bosenrode wurde im 12. Jahrhundert Keimzelle der planmäßig angelegten Z.er Oberstadt. Wahrscheinlich im 13. Jahrhundert kam es zum Zusammenschluss von Ober- und Unterstadt. Die Erwähnung des Neumarktes 1223 deutet auf eine Stadterweiterung. Es gibt Hinweise auf eine gemeinsame steinerne Befestigung im 13. Jahrhundert, deren Verlauf sich im Wesentlichen mit den Resten der heutigen Mauer aus dem 14./15. Jahrhundert deckt. Im Jahr 1224 wird erstmals eine Z.er Münze erwähnt. Von einiger Bedeutung war der Handel mit niederländischen Tuchen und Weinen aus Italien, Österreich und Rheinland. Innungsrechte erhielten 1329 zuerst die Krämer. Es folgten 1399 die Fleischer, 1480 die Bäcker und 1505 die Schneider. Z. unterstand bis in das 16. Jahrhundert der Herrschaft der Naumburger Bischöfe, die zunächst Burggrafen und später eigene Richter in der Stadt einsetzten. 1278 wird die Anwendung des Magdeburger Rechts in der Stadt erwähnt, wobei Bürgerstadt und Domimmunität rechtlich voneinander getrennt waren. Die Konstituierung eines Rates in der Bürgerstadt erfolgte vor dem Jahr 1320.
(3) In Z. gab es mehrere Pfarrkirchen: Eventuell gab es bereits im 10. Jahrhundert eine Pfarrkirche im Dorf Bosenrode, welche Vorgänger der späteren Stadtpfarrkirche St. Michael gewesen sein könnte. Erstes gesichertes geistliches Zentrum ist die auf dem Areal der Kg.sburg errichtete Peterskirche, die nach 968 zur Kathedrale erhoben und bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts neu gebaut wurde. Nach der Verlegung des Bf.ssitzes nach Naumburg 1028 wurde sie Kirche des nunmehrigen Kollegiatstifts St. Peter und Paul, allgemein als „Dom“ bezeichnet. Die Existenz einer weiteren, für das Jahr 1079 in den Pegauer Annalen genannten Pfarrkirche St. Jakob, ist in der Forschung umstritten. Hingegen ist die im Z.er Kollegiatstift inkorporierte Pfarrkirche St. Nikolaus in der Unterstadt am Brühl für das Jahr 1147 gesichert. Kurze Zeit später (1154) wurde auch die dem Kloster St. Stephan inkorporierte Pfarrkirche St. Michael in der Oberstadt genannt. Auch nach dem Zusammenwachsen von Ober- und Unterstadt im 13. Jahrhundert blieben St. Nikolaus und St. Michael Hauptpfarrkirchen.
Im Jahr 1114 gründete Bischof Dietrich I. auf dem Posaer Burghügel das Benediktinerkloster Bosau. 1147 erfolgte die Gründung des benediktinischen Nonnenkonvents St. Stephan etwa 200 Meter südlich des alten Bf.ssitzes. Zwischen 1238 und 1266 erfolgte die Ansiedlung eines Franziskanerkonvents, dessen Kloster am südlichen Rand der Stadt errichtet wurde. Daneben bestanden mehrere Kapellen im Bereich der Stadt sowie der Stiftsimmunität.
Es gab insgesamt drei Hospitäler: St. Elisabeth am Kloster St. Stephan (1326), St. Crucis am Kalktor (genannt 1507) und ein weiteres Hospital am Kalktor. Kalandsbruderschaften bestanden an St. Nikolai (1495) und vielleicht an St. Michael. Daneben ist für das Spätmittelalter nur noch eine Bruderschaft der Bäckergesellen belegt.
Die älteste nachweisbare Schule gehörte zum Kollegiatstift St. Peter und Paul, wo erstmals 1139 ein Scholaster genannt wird. Im Zuge der Reformation wurde sie 1542 in eine protestantische Schule umgewandelt und auf das Areal des Franziskanerklosters verlegt, wo sie bis in das 20. Jahrhundert als Stiftsgymnasium bestand. Ob den Klöstern eigene Stiftsschulen angebunden waren, ist nicht belegt. Ebenso fehlen Hinweise auf Pfarrschulen an St. Michael und St. Nikolai. Erst im Jahr 1524 erscheint die Z.er Ratsschule, die jedoch bereits während der Reformation in der nunmehr protestantischen Stiftsschule aufging. Seit 1560 ist auch eine Mädchenschule überliefert.
Aufgrund der Präsenz des katholischen Stiftskapitels konnte sich die Reformation in Z. nur langsam und relativ spät durchsetzen. Die Provenienz eines in der Pfarrbibliothek von St. Michael erhalten originalen Plakatdruckes von Luthers Thesen ist bislang ungeklärt. Der zwischen 1542 und 1546 amtierende und in Z. residierende protestantische Naumburger Bischof Nikolaus von Amsdorf konnte sich kaum gegen den Widerstand der katholischen Stiftsgeistlichkeit und der Stiftsritterschaft durchsetzen. Dennoch gelang es dem Rat mit kfl.-sächsischer Unterstützung seit den 1530er Jahren dauerhaft evangelische Prediger an der Stadtpfarrkirche St. Michael einzusetzen.
Juden werden erstmals im 14. Jahrhundert genannt, wo sie unter dem Schutz der Naumburger Bischöfe standen. Lebensmittelpunkt mit Synagoge und Schule war das Areal der heutigen Jüdengasse unterhalb des Altmarktes. Wie in der Bf.sstadt Naumburg kam es auch in Z. 1494 zur Vertreibung der jüdischen Gemeinde.
(4) Im Spätmittelalter war östlich der Bf.sburg (mit Stiftskirche) die Stiftsimmunität vorgelagert, die von der Burg durch einen Graben getrennt war. Letztere verfügte über eine eigene Mauer mit drei Toren, die in die Bürgerstadt bzw. die Badstubenvorstadt führten. Östlich und südlich an die Immunität schloss sich die eigens ummauerte Bürgerstadt an, die über insgesamt sieben weitere Tore verfügte. Die heute noch erhaltenen Reste der Stadtbefestigung datieren in das 14./15. Jahrhundert Die Bürgerstadt erlebte vor allem um 1500 eine intensive Bautätigkeit (Rathaus, Stadtpfarrkirche). Die heutige Bausubstanz und Bürgerhausarchitektur in der Oberstadt geht auf das 16.–19. Jahrhundert zurück.
Seit 1657 erfolgte der Umbau der im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigten Bf.sburg zum repräsentativen Residenzschloss der wettinischen Sekundogenitur der Herzöge von Sachsen-Z. im Stil des Barock mit ausgedehnten Parkanlagen. Zum Ausbau gehörte die Einrichtung einer Familiengruft in der Krypta des zur Schlosskapelle umgebauten „Doms“, in der sich insgesamt 13 Sarkophage (davon acht Kinderbegräbnisse) der Linie Sachsen-Z. befinden. Das Schloss Moritzburg blieb bis zum Aussterben der Linie 1718 Residenz. Die älteste Stadtansicht stammt aus Pfalzgraf Ottheinrichs Reisebildern von 1536/37.
(5) Von gewisser Bedeutung für Stadt und Umland waren mehrere Mühlen, die sich im Besitz der Bischöfe, der geistlichen Stifte, aber auch des Rates befanden. Z.er Bürgerfamilien hielten mehrere Kuxe am Schneeberger Silberbergbau. Ein bemerkenswertes Relikt des Z.er Wirtschaftslebens sind zahlreiche Tiefenkeller der Oberstadt, die über ein kilometerlanges Gangsystem miteinander verbunden sind. In unmittelbarer Nähe der Stadt erstreckt sich der wild- und holzreiche Z.er Forst als ehemaliger Kg.sforst, der seit dem 13. Jahrhundert in Teilen an die Bischöfe gelangte.
(6) Z. gewann erstmals für ca. 60 Jahre im 10. Jahrhundert und 11. Jahrhundert Bedeutung als Bf.ssitz. Nach einem frühen Bedeutungsverlust durch den Wechsel des Bm.s nach Naumburg im Jahr 1028 konnte Z. seit dem späten 13. Jahrhundert nochmals an seine frühere Stellung anknüpfen, indem die Z.er Burg bis 1564 wiederum als Residenz der Naumburger Bischöfe fungierte, Z. somit Residenzstadt wurde. Neben der Bf.sburg und der Immunität der Stiftsherren entwickelte sich im Laufe des Spätmittelalters eine Bürgerstadt, deren Wirtschaft für den regionalen Raum von gewisser Bedeutung gewesen ist. Eine späte Blüte erlebte die Stadt im 17. und 18. Jahrhundert als Sitz und Residenz des Sekundogenitur-Fsm.s Sachsen-Z.
(7) Die wichtigsten ungedruckten Quellen zur Bürgerstadtstadt befinden sich im Stadtarchiv Zeitz. Der Urkundenbestand setzt mit dem Jahr 1364 ein. Testamente und Stiftungen sind seit dem 15. Jahrhundert überliefert, Stadtordnungen, Magistratsprotokolle und weiteres Verwaltungsschriftgut seit dem 16. Jahrhundert. Die Bestände zum Kollegiatstift, die auch die Stiftsimmunität umfassen, sowie zu den übrigen Kirchen der Stadt werden vom Stiftsarchiv und der Stiftsbibliothek Zeitz verwahrt, dem auch die Archivalien des Zeitzer Kirchenkastens und des Prokuraturamtes angebunden sind. Ebenso haben sich hier Reste des bischöflichen Verwaltungsschriftgutes erhalten. Von großer Bedeutung sind die erhalten gebliebenen historischen Buchbestände. Zu den 40.000 Bänden der Stiftsbibliothek zählen die Bibliotheken der Naumburger Bischöfe, der Zeitzer Stiftsherren sowie die Privatsammlung des letzten Bischofs Julius von Pflug, darunter 700 mittelalterliche Handschriften und Frühdrucke. Daneben hat sich an der Michaeliskirche eine bedeutende Pfarrbibliothek erhalten.
(8)Philipp, Johann Paul Christian: Geschichte des Stiftes Naumburg und Zeitz […], Zeitz 1800. – Krebs, Julius: Chronik der Stadt Zeitz und ihres Stiftskreises, Zeitz 1837. – Sommer, Gustav: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Zeitz, Halle 1879 (Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, 1). – Zergiebel, Ernst: Chronik von Zeitz und den Dörfern des Zeitzer Kreises nach Urkunden und Akten aus den Jahren 968 bis 1895, 3 Bde., Zeitz 1892–1896. – Brinkmann, Adolf: Die mittelalterliche Befestigung der Stadt Zeitz, Zeitz 1902. – Brinkmann, Adolf: Der Peter-Paulsdom in Zeitz, Zeitz 1906. – Braun, Konrad: Chronik der Stadt Zeitz, Magdeburg 1928. – Feige, Georg: Das Stift Zeitz-Naumburg und seine Türken-, Defensions- und Landsteuerregister 1530–1568/69, Neustadt a. d. Aisch 1983 (Schriftenreihe der Stiftung Stoye, 13). – Beer, Alfred: Geschichte der Stadt Zeitz, in: Archäologische Berichte aus Sachsen-Anhalt (1993/94) S. 173–184. – Voigt, Martina: Die Inschriften der Stadt Zeitz, Berlin/Wiesbaden 2001 (Die Deutschen Inschriften, 52 = Berliner Reihe, 7). – Schmitt, Reinhard: Beiträge zur Baugeschichte von Dom St. Peter und Paul, Schloß Moritzburg und Kloster Posa in Zeitz, Halle 2008 (Schriften des Museums Schloß Moritzburg Zeitz). – Drössler, Rudolf: Zeitz. Geschichte der Stadt, Bd. 2: Die Zeit der Bischöfe […], Zeitz 2009. – Fürsten ohne Land. Höfische Pracht in den sächsischen Sekundogenituren Weißenfels, Merseburg und Zeitz, hg. von Vinzenz Czech, Berlin 2009 (Schriften zur Residenzkultur, 5). – Ludwig, Matthias: Das Hochstift Naumburg nach der Reformation, in: Weltliche Herrschaft in geistlicher Hand. Die Germania Sacra im 17. und 18. Jahrhundert, hg. von Hedwig Röckelein und Dietmar Schiersner, Berlin, Boston 2017 (Studien zur Germania Sacra, N.F. 6), S. 179–222.