Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

Zurück zur Liste

ARENBERG

C. Edingen

I.

E., etwa 30 km südwestlich von → Brüssel gelegen, ist eine alte Siedlung, deren erste Erwähnungen unter dem Namen Anguiam aus karolingischer Zeit stammen. Der Ort liegt an einer Wegekreuzung zwischen Löwen, dem Hennegau, Flandern und Brabant und war daher prädestiniert für eine Befestigung.

II.

Um eine Burg bildete sich im 12. Jh. unter der Führung von Hughes d'E. eine vom Hzm. Brabant abhängige Herrschaft. Schon bald darauf (1194) wurde diese zerstört, aber im 13. Jh. wieder aufgebaut und ging später an die Familie von Luxemburg über. In der Mitte des 15. Jh.s war das Gebiet in den Händen von Ludwig von Luxemburg, des Gf.en von Saint-Pol. Sein Versuch eigenständiger Politik zwischen Frankreich und Burgund sollte ihn in Paris i.J. 1475 den Kopf kosten. Als Erbe gingen Herrschaft und Schloß zunächst an Kleve-Ravenstein und später an den Hzg. von Bourbon-Vendôme, bis sie schließlich an Kg. Heinrich IV. von Frankreich fielen. Herrschaft und Schloß von E. wurde 1607 von Karl von → Arenberg diesem für die beträchtliche Summe von 270 000 Pfund abgekauft.

III.

Der Einfluß der Familie von → Arenberg auf die Architektur und Gestaltung des Schlosses und des heute noch berühmteren Gartens von E. begann sogleich nach dem Kauf der Herrschaft. Zur Ausgestaltung warb Hzg. Karl einen ital. Maler an, der die Fresken gestalten sollte. Ein Inventar aus dem Jahre 1617 erwähnt für viele Räume Tapeten und Wandbehänge. Eine Reihe von Kunstwerken wurde von → Arenberg in der Eifel nach E. gebracht. Auch Neues wurde in den Niederlanden gekauft. So sind Rechnungsanweisungen an Rubens und Breughel überliefert. Anna von Croy, die Gemahlin Karls von → Arenberg, scheint den Ankauf von Kunst und die Ausgestaltung des Schlosses damals entscheidend gefördert zu haben. Allerdings wurde das Schloß schon wenige Jahre später, 1645, durch einen Brand völlig zerstört. Als Ludwig XIV. E. während der Belagerung von Ath i.J. 1671 besuchte, sah er schon ein neues Schloß, das im Auftrag der Hzg.e von → Arenberg durch die Architekten Duquesnoy und Mercx errichtet worden war. Die Gärten und Parks der Anlage, mit deren Gestaltung ab 1630 begonnen worden war, ersteckten sich über ca. 250 ha und erfreuten sich schon in der ersten Hälfte des 17. Jh.s großer Beliebtheit. Das Kapuzinerkl. am Ort, das 1615 von der Familie gegr. wurde, fungierte als Grablege der → Arenberger.

Arenberg, Charles: Briève description de la ville, chasteau et parc d'Enghien, Annales du Cercle archéologique d'Enghien, Bd. 8, (1915-1922), S. 103-128. – Bosmans, Jules: L'ameublement du Château d'Enghien au commercement du XVIIe siècle, in: Annales du cercle archéologique d'Enghien 1 (1880) S. 407-463. – Brouwers, D. D.: Le mobilier d'Evrard IV. De la Marck, grand mayeur de Liège (1492-1531), in: Bulletin de la Commission Roylae d'histoire 75 (1906) S. 17-32. – Delannoy, Yves: Anne de Croy, duchesse d'Arschot, princesse d'Arenberg et la ville d'Enghien, in: Annales du cercle archéologique d'Enghien 9 (1953) S. 9-93. – Delannoy, Yves: L'ameublement du château d'Enghien au commencement du XVIIe siècle, in: Annales du cercle archéologique d'Enghien 21 (1984) S. 323-394. – Delannoy, Yves: La cession de la seigneurie d'Enghien par Henri IV à Charles d'Arenberg en 1607, o.O. 1988. – Delannoy, Yves: Le Parc d'Enghien. Notices iconographiques et historiques, in: Annales du cercle archéologique d'Enghien 19 (1979). – Delannoy, Yves: Stad en land van Edingen, in: Die Arenberger: Geschichte einer europäischen Dynastie, Bd. 3: Arenberg in de Lage Landen: een hoogadellijk huis in Vlaanderen & Nederland, hg. von Mark Derez und Jan Roegiers, Leuven 2002, S. 200-215. – Inventar des herzoglich-arenbergischen Archivs in Edingen/Enghien (Belgien), Tl. 1: Akten und Amtsbücher der deutschen Besitzungen, bearb. von: Peter Brommer, Wolf-Rüdiger Schleidgen und Theresia Zimmer, Koblenz 1984, Tl. 2: Die Urkunden der deutschen Besitzungen bis 1600, bearb. von Christian Renger und Johannes Mötsch, Koblenz 1997. – Laloire, Edouard: Sépultures de la Famille d'Arenberg au Couvent des Capucins à Enghien, in: Annales du cercle archéologique d'Enghien 8 (1915-1922) S. 135-155. – Laloire, Edouard: Histoire des deux hôtels d'Egmont et du palais d'Arenberg 1383-1910, Bruxelles 1952. – Lemaire, Claudine: La bibliothèque des Ducs d'Arenberg, une première approche, in: Liber amicorum Herman Liebaers, ed. Frans Vanwijngaerden, Jean-Marie Duvosquel et al., Bruxelles 1984 S. 81-106. – Matthieu, Ernest: Histoire de la ville d'Enghien. Mons 1876, ND Bruxelles 1982. – Neu, Peter: Die Arenberger und das Arenberger Land. Bd. 1: Von dem Anfängen bis 1616, Koblenz 1989, S. 293-322. – Neu, Peter: Das Herzogtum Arenberg, in: Die Arenberger: Geschichte einer europäischen Dynastie, Bd. 1: Die Arenberger in der Eifel, hg. von Franz-Josef Heyen, Koblenz 1987, S. 45-62. – Tytgat, Jean-Pierre: Archives d'Arenberg a Enghien: documents concernant le beguinage d'Enghien, (c 1250-1797), in: Annales du Cercle archéologique d'Enghien 31 (1997) S. 5-55. – Une ville et ses seigneurs. Enghien et Arenberg 1607-1635, Louvain u. a. 1994.