Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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ARENBERG

B. Arenberg

I.

Die spätere Herrschaft Aremberg war Zubehör der für die Familie namengebenden Burg. In Kommern ist bereits 1229 Besitz der Familie belegt. 1440-1514 war der Herr von A. Pfandinhaber der Herrschaft Kasselburg; 1467 erwarb er den Turm zu Ahrweiler mit dem Erbschenkenamt des Erzstifts Köln; 1556-1724 waren die Herren, Gf.en und Hzg.e von A. Pfandinhaber des kurkölnischen Amtes Nürburg. Auf den beiden Herrschaften Aremberg und Kommern beruhte die verfassungsrechtliche Stellung des Hauses – auch noch in der Frühen Neuzeit, als der Schwerpunkt der Besitzungen längst außerhalb der Eifel lag. Der dort betriebene Bergbau war eine wichtige Einkommensquelle des Hauses. In dem etwa 8600 ha großen Hzm. A. lebten 1782 etwa 2300, 1803 etwa 2900 Personen; in der Herrschaft Kommern (etwa 2300 ha) lebten 1802 1216 Einw.; zum Territorium gehörten insgesamt 21 Dörfer.

Größere Erwerbungen gab es erst 1681 und 1773. Diese Herrschaften stammten sämtlich aus dem Erbe der 1593 erloschenen Gf.en von → Manderscheid-Schleiden. Im April 1681 konnte Karl Eugen Hzg. von A. von den Nachkommen des Gf.en Philipp von der Mark (aus der Linie Lummen) die Herrschaften Kerpen und Kasselburg (beide Lehen vom Erzstift Trier) mit den Vogteien Fleringen (Lehen vom Kl. St. Irminen in Trier) und Gillenfeld (Lehen vom Stift St. Florin in Koblenz) käuflich erwerben. Mit dem Erlöschen der Gf.en von der Mark fielen 1773 auch die Herrschaften → Schleiden (Hzm. Luxemburg, österr. Niederlande, burgundischer Kr.) und Saffenberg (reichsunmittelbar, niederrheinisch-westfälischer Kr.) an die Erbtochter Luise Margarete von der Mark und deren Ehemann, den Hzg. von A., der wenige Jahre zuvor die Herrschaften Mechernich und Harzheim ankaufen konnte.

Die in der Eifel (heute Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz) gelegenen Herrschaften bildeten jedoch schon seit dem 15. Jh. nicht mehr den Besitzschwerpunkt der Familie. Dieser lag vielmehr in großen Herrschaften im heutigen Belgien, z.T. auch in den Niederlanden und in Frankreich. Für die Verluste auf dem linken Rheinufer erhielt der Hzg. durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 das Vest Recklinghausen (zuvor Erzstift Köln) und das Amt Meppen (zuvor Niederstift Münster).

II.

Bereits Eberhard (gest. 1387) besaß mehrere Häuser in Lüttich. Sein Sohn Eberhard orientierte sich stärker am Kg. von Frankreich, an dessen Hof er gelegentlich belegt ist. Nach 1443 erscheinen seine Söhne in der Umgebung des Hzg.s von Burgund, dem sie 1459 auch ihre Burg A. öffneten. Aufgrund seiner Ehe erhielt Eberhard III. 1466 das Amt eines Bgf.en von Brüssel mit der Verpflichtung, in der Stadt Wohnung zu nehmen. Daneben war er Gouverneur von Luxemburg (1477-1480) und Vogt der Stadt Lüttich. Die Häuser in Brüssel und Lüttich wurden zu Zentren der Familie; Eberhard III. und seine beiden Söhne haben sich in Lüttich beisetzen lassen. Einen neuen Mittelpunkt erwarb man 1606 mit der Herrschaft → Edingen/Enghien; das 1615 dort gegr. Kapuzinerkl. wurde zur Grablege. Burg und Herrschaft A. wurden nur gelegentlich aufgesucht.

Die unter der Burg A. gelegene Talsiedlung war mit Mauern und Graben umgeben. Vertreter des Landesherrn war der auf der Burg residierende Amtmann (belegt seit der ersten Hälfte des 14. Jh.s); in Finanzdingen stand ihm ein Rentmeister zur Seite (Erstbeleg 1395); milit. Kommandant war der Bgf. (1465 gen., zuvor lagen die Funktionen von Amtmann und Bgf. offenbar in einer Hand). Eine in die Jahre 1560/70 zu datierende Hofordnung erwähnt daneben Pförtner, Koch, Kaplan, Knechte und Mägde. Der Haushalt war also überschaubar. Von einem Hof wird man nicht sprechen können. Der Ausbau zur Festung hatte eine Verstärkung des Personals zur Folge.

Mit dem Erwerb weiterer Herrschaften im Eifelraum wuchs im 17. Jh. auch die Verwaltung in A. Der dortige Amtmann wurde zum Vorgesetzten seiner Kollegen in Kommern und Kerpen; er erhielt den Titel eines Oberamtmanns, später eines Statthalters. Wichtige Entscheidungen blieben allerdings weiter dem Landesherrn bzw. dessen in Brüssel ansässiger Zentralverwaltung vorbehalten, auch wenn dies wg. der weiten Wege erhebliche Verzögerungen zur Folge hatte. Auf der Burg A. befanden sich auch die für die Verwaltungstätigkeit benötigten Archivalien; das älteste Verzeichnis dat. aus dem Jahr 1559.

Bei den Aufenthalten in A. wurden die Mitglieder der landesherrlichen Familie aus dem Territorium versorgt. Den darüber hinausgehenden Bedarf beschaffte der Rentmeister auf seinen mehrmals jährl. belegten Reisen nach Köln.

Seit dem 15. Jh. ist die Funktion eines Burgkaplans belegt. Die aus den Baurechnungen zu belegenden Handwerker kümmerten sich um den baulichen Unterhalt der Burg. 1571 erhielt die Gf.in Margarete vom Ks. das Recht zur Münzprägung. In der Folge haben Goldschmiede und Medailleure aus Köln und Brüssel für das Haus A. Münzen und Medaillen geprägt. Das dafür benötigte Silber kam aus den in der Herrschaft gelegenen Bleibergwerken. Die in der Herrschaft abgebauten Eisenerze wurden im eigenen Lande verarbeitet; die Ahrhütte produzierte u. a. Takenplatten mit dem Wappen des Hauses A.

Quellen

Descheemaker, Jacques: Maison d'Arenberg. Inventaire des archives publiques françaises et bibliothèques, o. O. 1968. – Inventar des herzoglich arenbergischen Archivs in Edingen / Enghien (Belgien). Tl. 1: Akten und Amtsbücher der deutschen Besitzungen bearb. von Peter Brommer, Wolf-Rüdiger Schleidgen und Theresia Zimmer, Tl. 2: Die Urkunden der deutschen Besitzungen bis 1600, bearb. von Christian Renger, zum Druck gebracht von Johannes Mötsch, Koblenz u. a. 1984 und 1997 (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, 36, 75; Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, 16, 38). – Inventar der Quellen zur Geschichte der Herzöge von Arenberg im Österreichischen Staatsarchiv Wien, bearb. von Eva-Katharin Ledel, Koblenz 1996 (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, 69).

Aremberg in Geschichte und Gegenwart, hg. von Gerold Rosenthal, Aremberg 1987. – Arndt, Johannes: Das Niederrheinisch-Westfälische Reichsgrafenkollegium und seine Mitglieder (1653-1806), Mainz 1991 (Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz. Abt. Universalgeschichte, 133; Beiträge zur Sozial- und Verfassungsgeschichte des alten Reiches, 9). – Divo, Jean-Paul: Das Münzkabinett der Herzöge von Arenberg. Le Cabinet des Médailles des ducs d'Arenberg, Enghien 2002. – Fabricius, Wilhelm: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Bd. 2: Die Karte von 1789. Einteilung und Entwicklung der Territorien von 1600 bis 1794, Bonn 1898, ND Bonn 1965 (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, 12, 2), hier S. 435-462. – Göpfert, N.: Aufdekkungsarbeiten auf dem Aremberg, in: Der Burgwart 8 (1907) S. 27-31. – Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler, bearb. von Joachim Gerhardt, Heinrich Neu, Edmund Renard und Albert Verbeek, Düsseldorf 1938, ND Düsseldorf 1982 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 17.1). – Neu, Heinrich: Vom Münzwesen der Eifel, insbesondere im Herzogtum Arenberg, in: Eifelvereinsblatt 34 (1933) S. 139-140. – Neu, Heinrich: Das Herzogtum Arenberg. Geschichte eines Territoriums der Eifel, Euskirchen 1940. ND in: Ders., Rheinland – Reich – Westeuropa, Bonn 1976, S. 130 ff. – Neu, Heinrich: Münzen und Medaillen des Herzogtums und des herzoglichen Hauses Arenberg, Bonn 1959. – Neu, Heinrich: Das Schloß und die Festung Arenberg, Köln 1956, ND in: Ders.: Rheinland – Reich – Westeuropa, Bonn 1976, S. 180-216. – Neu, Peter: Eisenindustrie in der Eifel, Köln 1988 (Werken und Wohnen, 16). – Schug, Peter: Geschichte der zum ehemaligen kölnischen Ahrgaudekanat gehörenden Pfarreien der Dekanat Adenau, Ahrweiler und Remagen, Trier 1952 (Geschichte der Pfarreien der Diözese Trier, 4). – Schug, Peter: Geschichte der zum ehemaligen kölnischen Eifeldekanat gehörenden Pfarreien der Dekanate Adenau, Daun, Gerolstein, Hillesheim und Kelberg, Trier 1956 (Geschichte der Pfarreien der Diözese Trier, 5). – Weber, Peter/Pellenz, Paul: 900 Jahre Aremberg/Eifel, hg. von der Gemeinde, Aremberg 1988.