Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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ORTENBURG

B. Ortenburg

I.

Die Bezeichnung »Gft. O.« tritt erst sehr spät, nämlich 1377, auf. Das Herrschaftsgebiet der Gf.en von O. war allerdings groß und weit verstreut. Den Mittelpunkt und ältesten Teil der Herrschaft stellt das Drautal von Möllbrücke bis Rennstein bei Villach dar. Die O.er traten hier die Nachfolge der ausgestorbenen Gf.en von Lurn an, ohne jedoch für ihr Gebiet die hohe Gerichtsbarkeit zu erlangen. Diese behielten bis ins 14. Jh. die Gf.en von → Görz, die das westlicher gelegene Erbe der Lurner Gf.en antraten.

O.er Güter in Krain und zwar am Oberlauf der Save sind ab 1185 erwähnt. Hier ergibt sich eine unmittelbare Nähe zu Freisinger Besitz. Für die Herrschaft in Unterkrain fehlen genaue Überlieferungen, sie dürfte allerdings auch auf das 12. Jh. zurückgehen. Die Unterkrainer Güter könnten durch ein → Auersperger Erbe oder Lehen des Patriarchats Aquileja den O.ern zugefallen sein. Sukzessive wurde in den folgenden Jahrzehnten der Besitz in Kärnten und Krain erweitert. Einen Überblick über den Eigenbesitz im 13. Jh. bietet ein 1263 abgeschlossener Teilungsvertrag zwischen Heinrich III. und Friedrich I., der allerdings aufgrund des baldigen Tods Heinrichs III. hinfällig wurde.

Bes. Bedeutung erlangten die Gf.en von O. durch ihre Kolonisationstätigkeit in der Gottschee ab den 30er Jahren des 14. Jh.s. Diese dt. Sprachinsel sollte bis 1941 Bestand haben. Zur selben Zeit, 1329, erwarben die O.er die Gft. → Sternberg.

Der Lehensbesitz der Gf.en von O. beschränkt sich auf kleinere Gebiete und Güter, die sie von den Hzg.en der Steiermark, den Patriarchen von Aquileja, dem Ebm. Salzburg den Bf.en von Gurk und dem Bm. Brixen inne hatten.

Erst mit dem Erbfall des O.er Besitzes an die Gf.en von Cilli wird die Dimension ihrer Herrschaften ersichtlich, die Cillier konnten damit ihr Herrschaftsgebiet verdoppeln, große Teile Ober- und Mittelkärntens sowie Krains fielen an sie.

II.

Über den O.er Hof gibt es nur wenige Zeugnisse. Hauptres. der Gf.en war ihre namengebende Burg, die sukzessive ausgebaut wurde. Natürlich ist mit einer gewissen Mobilität des Hofes zu rechnen, v.a. da der Besitz weit verstreut liegt. Allerdings fehlen dafür quellenmäßige Belege.

Nähere Angaben zum O.er Hof gibt es erst aus der Zeit Friedrichs III.; er organisierte ihn ganz im Stil eines großen Landesherren. An der Spitze stand ein Hofmeister. Das Amt wurde von Heinrich von Zobelsberg und danach von Niklas Mayer bekleidet. Auch für einen Rat gibt es Quellen. Auf den wichtigen Burgen O., → Sternberg und Sommeregg gab es eigene Bgf.en. Die Verwaltung des Besitzes erledigten eine Reihe von Amtmännern. Bezüglich einer Kanzlei sind seit Beginn des 14. Jh.s Hofschreiber bzw. später Schreiber überliefert.

Die Einnahmen der O.er dürften gar nicht so gering gewesen sein; Aufzeichnungen darüber fehlen allerdings. Ihre Herrschaft erstreckte sich entlang der wichtigen Handelsverbindung von Villach über die Tauern nach Salzburg. Für dieses Gebiet hatten sie das Geleitrecht, der O.er Markt Spittal an der Drau hatte ein Niederlagerecht. Die Versorgung des Hofes mit Waren des täglichen Gebrauchs war daher genauso gewährleistet wie mit exklusiveren Produkten. Eigene Münzen wurden nicht geprägt. Zur Finanzierung wurden auch Juden herangezogen, so 1345 Juden von Friesach.

Es gibt keine Quellen, die prosopographischen Untersuchungen dienen könnten.

Über Feste am O.er Hof ist nichts überliefert. Hermann von O. wird aber im fiktiven Friesacher Turnier Ulrichs von Liechtenstein erwähnt. Er kam mit vier Rittern, sein Schwiegersohn Ulrich von Stubenberg hingegen mit 34.

Quellen

Monumenta Historica Ducatus Carinthiae. Geschichtliche Denkmäler des Herzogtumes Kärnten, Bd. 3-11, Klagenfurt 1904-1972.

Siehe A. Ortenburg.