Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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MATSCH

C. Matsch

I.

Castrum de Mazia (1238), castrum de Macio de Ultramontes (1239), ober burg zu Maͤtsch (1297), castrum Metsch (1348), superius castrum Maͤtz (um 1360), castrum Amacias (um 1360), castrum superius Metsch (1367), das ober schloß M. (1561) – Höhenburg – Gericht (bzw. Herrschaft) M. – Hauptres. der Vögte von M. bis ins letzte Viertel des 13. Jh.s bzw. der Linie M.-Oberm. bis zu ihrem Erlöschen 1360 – I, Südtirol, Obervinschgau, Gmd. Mals.

II.

Die Burg liegt auf der höchsten Stelle eines zwischen dem Saldur- und dem Aviunsbach aufragenden schmalen Hügelrückens, des Gschloßeggs, rund 4 km vom Talausgang von M. (1435 m NN) und wurde wohl in der ersten Hälfte des 12. Jh.s von den Herren von M. errichtet. Dendrochronologisch gesicherte baugeschichtliche Befunde liegen noch nicht gedruckt vor, die ersten urkundlichen Nennungen der Burg stammen erst von 1238 (in castro de Mazia) bzw. 1239 (in castro de Macio de Ultramontes). In einer Teilungsurk. von 1297 wird erstmals zwischen der oberen und der nur etwa 170 m entfernten, knapp 100 m tiefer (1340 m NN) gelegenen nider burg zu Maͤtsch (Unterm.) unterschieden. Unterm. dürfte aus dem Sitz der ministerialischen Burgmannen hervorgegangen sein, die 1210 mit einem Walter von M. erstmals faßbar sind. Bei der M.er Güterteilung von 1297 kam es zur Ausbildung der Linien Unterm. und Oberm. In den Auseinandersetzungen mit dem wittelsb. Landesherrn und Hzg. Konrad von Teck wurden beide Burgen von Konrad von Freiberg belagert, Unterm., Tarasp und die halbe → Churburg mußten die Vögte nach der Unterwerfung 1349/51 von Mgf. Ludwig von Brandenburg zu Lehen nehmen. Im Zuge der Familienfehde zwischen den Linien Oberm. und Unterm. wurden Hartwig III. und Johann von M.-Oberm. geschlagen. Mit dem Tod Hartwigs in Gefangenschaft 1360 erlosch die Oberm.er Linie, ihre Burg fiel an die Vögte Ulrich III. (gest. 1366/67) und Ulrich IV. (gest. 1402) von der Linie Unterm. Nachdem Tirol 1363 an die Habsburger gefallen war, waren die Vögte Ende Okt. dess. Jahres gezwungen, mit ihren Burgen → Churburg, Tarasp, Hörtenberg und den beiden M. in österr. Dienste zu treten. Seit 1393 wurden die halbe → Churburg und Unterm. (zunächst auch Ramosch und bis 1464 Tarasp) regelmäßig vom Tiroler Landesherrn zu Lehen genommen, Oberm. dagegen blieb Eigenburg der M.er. Mit Oberm., das nach 1360 seinen Res.charakter verlor, waren auch alle Herrschaftsrechte, die die Vögte in ihrem Eigengericht M. innehatten, verbunden. Es war Sitz des Niedergerichts und seit 1498 auch des Blutgerichts. Zu 1367 ist ein Kastellan in castro superiori Metsch belegt; zwar saß noch 1561 ein Richter auf Oberm., mit dem 16. Jh. hatte aber der Verfall der Burg begonnen.

Nach dem Aussterben der M.er 1504 und dem Ende des Erbstreites mit Erhard von → Polheim fiel die Burg zusammen mit Unterm. und → Churburg an die späteren Frh.en und Gf.en Trapp.

III.

Auf dem schmalen Burgareal stehen heute noch Teile des Bergfrieds, Reste der Ringmauer und eines Wohngebäudes sowie die intakte Burgkapelle. Der Bergfried erhob sich über rechteckigem Grdr. (9 × 7 m) mit einer Mauerstärke von annähernd 2 m. Von der Südostwand sind noch an die 10 m aufgehenden Mauerwerks erhalten. Die höchste Stelle des Burghügels nimmt die dem Hl. Martin geweihte Burgkapelle ein. Ihren romanischen Kern bildet ein 9 × 9 m großer quadratischer Raum, an den 1655 ein abgesetzter Chor in gotisierenden Formen angebaut wurde, 1648 erhielt die Kapelle eine Flachdecke, 1662 wurden der Martin- und Georgsaltar vom Churer Bf. geweiht, ein älterer Ablaß ist zu 1459 belegt. Eine alte Türöffnung an der Ostwand könnte auf eine frühere doppelgeschossige Anlage hinweisen.

Quellen

Churburg (Südtirol), Schloßarchiv. Bündner Urkundenbuch, Bd. 2: 1200-1272, bearb. von Otto P. Clavadetscher, Neuausg., Chur 2004, Bd. 3: 1273-1303, bearb. von Otto P. Clavadetscher und Lothar Deplazes, Neuausg., Chur 1997, Bd. 4: 1304-1327, bearb. von Otto P. Clavadetscher und Lothar Deplazes, Chur 2001, Bd. 5: 1328-1349 bearb. von Otto P. Clavadetscher und Lothar Deplazes, Chur 2005, Bd. 6: 1350-1399, bearb. von Lothar Deplazes und Immacolata Saulle Hippenmeyer, Chur 2010. – Tiroler Urkundenbuch, bearb. von Franz Huter, Abt. I, Bd. 1-3, Innsbruck 1937-1957. – Ottenthal, Emil von/Redlich, Oswald: Archiv-Berichte aus Tirol, Bd. 2, Wien u. a. 1896 (Mittheilungen der dritten (Archiv-)Section der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale, 3), S. 111-162. – Das Registrum Goswins von Marienberg, bearb. von Christine Roilo, Innsbruck 1996 (Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs, 5).

Bitschnau, Martin: Burg und Adel in Tirol zwischen 1050 und 1300. Grundlagen zu ihrer Erforschung, Wien 1983 (Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte, 403), Nr. 400. – Handbuch der historischen Stätten. Österreich, Bd. 2: Alpenländer mit Südtirol, hg. von Franz Huter, Stuttgart, 2. Aufl. 1978, S. 589-590. – Ladurner, Justinian: Die Vögte von Matsch, später auch Grafen von Kirchberg, Tl. 1, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg III/16 (1871) S. 5-292; Tl. 2, in: ebd. III/17 (1872) S. 5-236, Tl. 3, in: ebd. III/18 (1874) S. 5-158. – Müller, Iso: Die Herren von Tarasp, 2. Aufl., Disentis 1986. – Stolz, Otto: Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, Innsbruck 1937-1939 (Schlern-Schriften, 40), S. 94-98. – Weingartner, Josef: Die Kunstdenkmäler des Etschlandes, Bd. 4, Wien u. a. 1930, S. 352-353. – Weingartner, Josef: Die Kunstdenkmäler Südtirols, Bd. 2, 7. Aufl., Bozen u. a. 1991, S. 941-943. – Weingartner, Josef/Hörmann-Weingartner, Magdalena: Die Burgen Tirols. Ein Burgenführer durch Nord-, Ost- und Südtirol, 3. Aufl., Innsbruck u. a. 1981, S. 472-473.