Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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KASTILIEN

Als unmündiger Sohn Sanchos III. von K. und Enkel Alfons VII. von K.-León folgte Alfons VIII. 1158 seinem Vater auf dem Thron von K., ohne wg. seiner Minderjährigkeit sogl. die Regierung ausüben zu können. Beim Tod Alfons VII., Sohn des Gf.en Raimund von Burgund - deshalb »Haus Burgund« - und der Infantin, späteren Kg.in Urraca, Tochter Alfons VI. von K.-León, war das Reich auf der Grundlage des Vertrages von Sahagún zw. seinen beiden Söhnen aufgeteilt worden, so daß der ältere Bruder Sancho das Kgr. K., der jüngere Bruder Ferdinand II. das Kgr. León erhalten hatte. Nach einerlängeren Periode der Regentschaft, in der sein Reich dem Zugriff seines Onkels und des kastil. Adels offenstand, konnte Alfons VIII. zw. 1169 und 1177 schrittweise die Alleinherrschaft übernehmen und in angemessener Zeit seine Macht konsolidieren. Eine expansive Reconquistapolitik, die durch die vertragl. Verteilung der zukünftigen Eroberungszonen im S der iber. Halbinsel klare Einflußgebiete der Kgr.e abgrenzte, wurde von kastil. Seite flankiert durch eine weitsichtige Heiratspolitik, die Alfons VIII. mit der engl. Königstochter Eleonore verband und schließl. den Plan zu einem Ehebündnis mitdem stauf. Ks. reifen ließ, als 1188 die Heirat zw. der Infantin Berenguela und Hzg. Konrad von Rothenburg durch ein pactum matrimoniale geschlossen wurde. Obwohl diese Heiratsverbindung 1196 wieder annulliert wurde, öffnete sich K. als Teil des stauf. Bündnissystems immer mehr der europ. Politik, setzte jedoch auf der iber. Halbinsel alles daran, die frühere hegemoniale Stellung wiederzugewinnen. Als Hauptkonkurrent war das Kgr. León anzusehen, wo 1188 Alfons IX. seinem Vater Ferdinand II. nachgefolgt war, schließl. 1197 mit der wieder verfügbaren Berenguela verh.wurde und mit ihr neben einer Tochter (Berenguela ⚭ Johann von Brienne, Kg. von Jerusalem, Ks. von Konstantinopel) einen gemeinsamen Sohn, Ferdinand, hatte. Diese Eheschließung sollte auf lange Sicht zur Wiedervereinigung der Kgr.e K. und León führen, da der einzige Sohn Alfons' VIII. († 1214), Heinrich I., 1217 nach nur dreijähriger Herrschaft ohne Nachkommen starb und Ferdinand III. als Sohn der ältesten Tochter den kastil. Königsthron besteigen konnte. Mit dem Tod Alfons IX. von León wurden die beiden Kgr.e 1230 wieder in einer Hand vereinigt und gelangten so 1252 anAlfons X. als ältestem Sohn Ferdinands und seiner stauf. Gemahlin Beatrix, der Tochter → Philipps von Schwaben. Zwar war damit eine endgültige Vereinigung von K. und León noch nicht vollzogen, da vorerst noch eine institutionelle Trennung zu beobachten ist, doch wuchsen die beiden Reiche spätestens unter der Regierung von Alfons' X. Sohn, Sancho IV., nun untrennbar zusammen. Konnte sich das kastil. Kgtm. unter Sancho IV. und seinen unmittelbaren Nachfolgern, Ferdinand IV. und Alfons XI., nach den gegen Ende der Regierung Alfons' X. aufgetretenen Turbulenzen, die zur Entmachtung des Kg.sgeführt hatten, wieder konsolidieren, so sollte das Reich unter Peter I. in eine schwere dynast. Krise gestürzt werden, als mit dem Gf.en Heinrich von Trastámara ein illegitimer Sohn Alfons XI. nach dem Kgtm. strebte. Tief in die Wirren des Hundertjährigen Krieges verstrickt und vom wandelnden Kriegsglück, aber auch von der verfehlten Politik des legitimen Kg.s gegenüber Adel, Kirche und Städten geprägt, wurde das Reich zum Spielball der iber. und europ. Mächte, bis es Heinrich von Trastámara nach dem Sieg von Montiel 1369 gelang, seinen Halbbruder Peter I. zu ermorden und selbst alsHeinrich II. den Thron zu besteigen. Mit seiner Regierung beginnt der Aufstieg des Hauses Trastámara, das mit Johann I., Heinrich III., Johann II. und Heinrich IV. bis 1474 die kastil. Kg.e, seit 1412 infolge des Kompromisses von Caspe, durch den Ferdinand von Antequera als Ferdinand I. zum Herrscher der Krone Aragón gewählt wurde, über eine Seitenlinie auch die Kg.e von Aragón stellte. Mit der Eheschließung zw. Isabella I. der Katholischen, Tochter Johanns II. von Kastilien, und Ferdinand II. von Aragón, Sohn Johanns II. von Aragón, wurde die Wiedervereinigung der beidenTrastámara-Linien vollzogen, und mit der gemeinsamen Regierung der beiden Monarchen, der »Katholischen Könige«, seit 1474 (in K.) sowie seit 1479 (in Aragón) wurden diese Reiche in Form einer Matrimonialunion zusammengeführt, ohne bereitsendgültig vereinigt zu sein. Dieser Prozeß sollte sich erst mit dem Übergang der »spanischen Reiche« an das Haus → Habsburg (Casa de Austria) vollziehen, als → Karl V. (in Spanien Karl I.) nach dem Tod Ferdinands II. das Erbe seiner herrschaftsunfähigen Mutter Johanna I. »der Wahnsinnigen«, Gemahlin Philipps des Schönen von → Burgund, antreten konnte.

Quellen

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