Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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ARNSBERG

B. Arnsberg

I.

Die Besitzungen und Rechte der Gf.en von A. konzentrierten sich seit der Erbauseinandersetzung zwischen den Vettern Gf. Gottfried III. von A. und Gf. Konrad I. von → Rietberg (1237) im Raum zwischen der → Lippe im N und der Lenne im S. Südlich vom Haarstrang, in einem Kernraum dieses Gebietes, der im W bis ins Hönnetal hinausgriff und im O bis in den Bereich der Gf.en von → Waldeck reichte, schufen die Gf.en von A. mit einer intensiven Konsolidierungspolitik durch den Bau von Burgen, die Gründung von Städten und Freiheiten und die Verdrängung der hier begüterten Dynastengeschlechter ein kompaktes Territorium. Es beruhte insbes. auf einem riesigen Grundbesitz (Hömberg errechnet ca. 800 Bauernhöfe noch im 14. Jh.), auf ausgedehnten Gerichts- und Vogteirechten und der Verfügung über den Lürwald (A.er Wald). Der Kernraum der Gft., wie er sich um die M. des 14. Jh.s darstellt, umfaßte etwa die Westhälfte des Hochsauerlkr.es, dazu Teile des Kreises Soest, Teile des Märkischen Kreises (z. B. Balve, Affeln, Küntrop) und des Kreises Olpe (z. B. Rönkhausen/Lenhausen, Oedingen, Oberhundem). Man hat die Fläche auf ca. 1430 km2 und die Bevölkerung auf ca. 40-50 000 Einw. geschätzt.

In diesem Bereich verdrängten die Gf.en von A. andere Dynastengeschlechter. Sie brachten sich z. B. nach dem Aussterben der verwandten Edelherren von Ardey A. des 14. Jh.s in den Besitz der noch nicht erworbenen Ardeyer Güter und Rechte, die kölnische Lehen waren. In einem Vergleich mit dem Kölner Ebf. i.J. 1354 erkannten sie die Lehnsabhängigkeit der Herrschaft Ardey an und wurden von Köln mit dieser belehnt. Auch große Teile der Besitzungen der verwandten Edelherren von Rüdenberg brachten sie durch Kauf bzw. Schenkung in ihre Hand. Möglicherw. veranlaßten sie auch den Verkauf oder die Schenkung weiterer Rüdenberger Güter an das A.er »Hauskl.« Wedinghausen. Die A.er Linie der Rüdenberger verlor so bis zur M. des 14. Jh.s ihre gesamte Besitzgrundlage im Raum A. Zudem gelang es, einen Großteil der Güter und Rechte der verwandten Seitenlinie der Schwarzen Edelherren von A. über die Erbtochter Elisabeth von Holte für die Gf.enfamilie zurückzugewinnen.

Wahrscheinlich ließ Gf. Gottfried II. den Gf.ensitz A. ausbauen und stärker befestigen. Er entschied wohl A. des 13. Jh.s, daß »die Stadt A. mit ihren Einw.n frei sein sollte«. Eine urkl. Verleihung von Stadtrechten scheint jedoch nie erfolgt zu sein. Die als »Freibrief« titulierte und Gottfried III. zugeschriebene Urk. von 1238 ist jedoch eine Erinnerungsurk. und ihr Aussteller der 1238 wohl noch lebende Gf. Gottfried II., da Gottfried III. und dessen Frau Adelheid nur als Zeugen erscheinen. In dieser Urk. werden die Bedingungen definiert, unter denen sich das Kl. Wedinghausen zur eigenen Sicherheit an die schon bestehende Stadtbefestigung anschließen soll. Der Konvent sollte auf eigene Kosten einen bis an das Stadttor reichenden Graben errichten, wofür der Gf. dem Kl. Immunität zusichert und es von städtischen Lasten befreite. Wenn Kirchengrund mit Hausstellen (aree) bebaut werde, sollte das Kl. auch zukünftig davon die bisherigen Abgaben beziehen. Offenbar scheinen 1238 die »Alte Stadt« (Oberstadt) und die »Neue Stadt« (Unterstadt) bis zum südlichen Haupttor der Stadtmauer, der sog. »Klosterpforte« schon befestigt gewesen zu sein. Der anschließende Bereich bis zum Kl. ist oder wird bereits mit Hausstellen bebaut und soll mit dem Kl.bezirk in die Stadtbefestigung einbezogen werden. Mit der Verstärkung → A.s schuf Gf. Gottfried II. einen festen Rückhalt für die Konsolidierung der Gft. Durch den Ankauf der Burg Hachen 1232 gelang ihm ein weiterer Erfolg.

Mit der Abtrennung Rietbergs 1237 schränkte Gottfried III. seine Herrschaft auf den Bereich südlich der → Lippe ein. Im Hellwegbereich zwischen → Lippe und Haarstrang konkurrierte der Ebf. von Köln mit dem A.er um den Aufbau einer Territorialherrschaft. Die mächtige Stadt Soest und die kölnischen Städte Werl im W und Rüthen/Geseke im O dominierten die Hellwegschiene zwischen dem märkischen Unna und dem Paderborner Salzkotten. Hier war nicht mehr daran zu denken, ein flächiges A.er Territorium zu etablieren. Das war eher südlich des Haarstranges im mittelgebirgigen Sauerland möglich. Hier lagen – bis in das Lennetal nach S sich erstreckend, im W bis über das Hönnetal hinausgreifend und im O bis in den Herrschaftsbereich der Gf.en von → Waldeck reichend – die Schwerpunkte des A.er Besitzes. Gottfried III. konzentrierte seine Maßnahmen zur Konsolidierung einer flächendeckenden Landesherrschaft auf diesen Kernraum. Dazu gehörte der Bau von Burgen und die Gründung von Städten zur Sicherung der gfl. Positionen sowie die Eliminierung eigenständiger Mächte. Mit der Gründung von Eversberg 1242 und der Befestigung Neheims 1263 wurde das Ruhrtal nach O und W gesichert. Mit dem ersten Ausbau Freienohls um 1270 wurde die Ruhrachse weiter gestärkt. Von ihr aus stieß Gf. Ludwig in die südlichen Seitentäler vor. Am Oberlauf der Sorpe gründete er mit Hagen 1296 die erste arnsbergische Freiheit und weiter flußabwärts 1307 Langscheid. Im Röhrtal folgte 1310 die Freiheit Sundern. Mit der Verleihung der Stadtrechte an Hirschberg 1308 durch Junggf. Wilhelm (gest. 1338) sollte im Nordteil der Gft. die A.er Position (gegen die kölnischen Städte Warstein, Kallenhardt, Belecke und Rüthen) gestärkt werden. Um 1315/20 ließ er Oberbergheim am Nordufer der Möhne befestigen. Von dort wäre die Nordhälfte einer von Meschede über Hirschberg nach Soest führenden Straße bis vor die Tore der Hellwegmetropole zu kontrollieren gewesen. Der Kölner Ebf. rief daher die kölnischen Städte im Hzm. Westfalen auf, die begonnene Befestigung Oberbergheims zu vereiteln. Das ist offenbar auch gelungen. Unter Wilhelms Regierung muß um 1320 unterhalb der wohl älteren gfl. Burg, die Stadt Grevenstein entstanden sein. Ihr Grundriß legt eine Plananlage nahe. Von hier aus konnte über Wenholthausen der Zugriff in das Wennetal und in Richtung Fredeburg unterstützt werden. Dieses Ziel wird Gf. Wilhelm weiterverfolgt haben, als ihm um 1320 der Edelherr Widekind von Gft. die Burg Nordenau zum Offenhaus auftrug und auch Ritter Gottfried von Meschede seine neue Burg Brabecke 1328 zum A.er Offenhaus machte.

Am 30. Aug. 1339 erhielt Gottfried IV. das kölnische Marschallamt für Westfalen übertragen. Er hatte damit eine Vertrauensstellung inne, folglich muß das Verhältnis zu dem ihm verwandten Kölner Ebf. Walram von Jülich unbelastet gewesen sein. In dieser Stellung ließ sich der Gf. 1340 die Kölner Genehmigung zur Befestigung der Stadt Hirschberg und zum Bau einer Burg geben. Im Jahre 1342 erhob der Gf. Bödefeld zur Freiheit. Damit leitete er die Übernahme der Herrschaft Fredeburg von seinem kinderlosen Vetter Johann III. von Bilstein ein, die zwischen 1343 und 1353 geschehen sein muß, da im letztgen. Jahr Gf. Gottfried IV. die St. Georgs-Kapelle in Fredeburg dotierte. Die »Aneignung« des Landes Fredeburg muß neben anderen einer der Gründe gewesen sein, warum um 1348 das bis dahin spannungsfreie Verhältnis zum benachbarten und verwandten Gf.en von der Mark umschlug.

Nach 1350 förderte Gf. Gottfried IV. nur noch schon bestehende Altsiedlungen. So erhielt Neheim 1358 Stadtrechte und 1360 einen zusätzlichen Jahrmarkt. Im gleichen Jahr erhob der Gf. das uralte Hüsten zur Freiheit und vererbpachtete der Gmd. seinen dort liegenden Haupthof. In den Jahren 1364 oder 1366 erhielt Freienohl Eversberger Stadtrechte. Der Ort blieb zwar bis in die Neuzeit Freiheit, aber offenbar war sein Ausbau zur Stadt möglich, da er auf einem Sporn lag und gut zu befestigen gewesen wäre. Schließlich wurden die Orte Meschede und Allendorf 1368 zu den Freiheiten gezählt, sie müssen also vorher gefreit worden sein.

Gf. Gottfried IV. mußte seine Positionen in Fehden ab 1348 nicht nur gegen Mark, sondern im sog. »A.er Krieg« 1356/57 auch gegen Köln behaupten. Nach Beilegung des letztgenannten Konfliktes kam es sogar zu einer Annäherung an Köln, die jedoch endete, als Adolf von der Mark 1363 zum Kölner Ebf. erhoben wurde. Die Situation für Gottfried wurde prekär, als er schließlich in schroffer Form aus dem kölnischen Marschallamt verdrängt wurde, das der märkische Ebf. seinem Verwandten Gf. Engelbert III. von der Mark übertrug. Dieser ging als Marschall von Westfalen gegen den A.er vor. Zusammen mit dem Paderborner Bf. Heinrich Spiegel belagerte Gf. Engelbert III. im Aug. 1366 Neheim und griff die Stadt → A. an, die geplündert und verbrannt wurde. Erst im Juli 1367 gelang es dem Kölner Koadjutor Kuno von → Falkenstein, einen Frieden zu vermitteln: Gf. Gottfried IV. mußte Stadt, Burg und Freigft. Fredeburg an Mark ausliefern, ein schwerer Verlust für den A.er.

II.

Urk.nausstellungen bekannter und verwandter geistlicher und weltlicher Herren in → A., die Erwähnung ihrer Besuche auf Burg → A. sowie umfangr. Reihen prominenter Urk.nzeugen und -siegler etc. deuten auf ein Hofleben in → A. hin. Zweifellos war die A.er Gf.enburg Mittelpunkt und Hauptres. der Herrschaft. Neben der beeindruckenden Ausdehnung der Festungsanlage auf dem heutigen Schloßberg, die man aufgrund der Topographie schon für die Gf.enburg voraussetzen darf, gibt es Hinweise zu ihrer prachtvollen Ausstattung. Eine Burgkapelle wird bereits i.J. 1114, eine aurea caminata 1259 und 1270 ausdrücklich erwähnt. Bei ihr handelt es sich möglicherw. um den seit dem Ende des 16. Jh. so bezeichneten großen Saal. Nach dem Verkauf der Gft. an Köln wurde die Burg → A. von den Kölner Ebf.en häufig besucht. Als weitere Aufenthaltsorte der Gf.en erscheinen zudem die Burgen Eversberg, Hachen, Neheim und Grevenstein. Zu vermuten ist, daß auch die Burgen in Hirschberg (ab 1340), Fredeburg (ca. 1348-1367) und Wildshausen (seit Mitte 14. Jh.) den Gf.en und ihrem Gefolge zeitw. zur Herberge dienten. Dabei scheint die Burg Hachen von einigen Gf.en bevorzugt worden zu sein. Schon Gottfried III. stellte hier Urk.n aus. Eine bes. Vorliebe zeigte Gf. Ludwig von A. (und seine Frau Peronetta?) für Hachen. Die Burg scheint komfortabel eingerichtet gewesen zu sein, da sie während der Verhandlungen über den Verkauf der Gft. als Witwensitz für Gf.in Anna bestimmt wurde. Sie zog aber nach dem Tode ihres Gatten 1371 die Wasserburg Wildshausen vor, wo auch ein Tiergarten vorhanden war. Hier hat sie ihren Lebensabend verbracht.

Auch in Eversberg stellten die Gf.en Urk.n aus. Die Burgen in Hachen und Eversberg lassen sich mit allem Vorbehalt viell. als »Nebenres.en« bezeichnen, denn sie verfügten wie A. jeweils über Burgkapellen und werden weitere Annehmlichkeiten geboten haben, um dem Gf.en bzw. der gfl. Familie mit ihrer Gefolgschaft längerfristige Aufenthalte zu ermöglichen.

Eine differenzierte Hofverwaltung belegen die früh gen. Hofämter der Gf.en von A. Als Schenk (pincerna) läßt sich schon i.J. 1200, dann 1202, 1210, 1212 und 1217 der Ministeriale Arnoldus Stockeleith (1221 gest.) zusammen mit seinem Sohn Heinrich, der auch pincerna gen. wird, nachweisen. Offenbar ist das Schenkenamt vom Vater auf den Sohn »vererbt« worden. Heinrich wird 1221 noch einmal als pincerna gen. und taucht später (1227, 1232) ohne Amtsbezeichnung auf. Danach läßt sich ein Mundschenk nicht mehr nachweisen.

Das Amt des Kämmerers (camerarius), das vermutlich anfangs unter der Bezeichnung »claviger« (Schlüsselträger) erscheint, ist 1246 und 1268/70 nachzuweisen und erscheint im 14. Jh. noch einmal i.J. 1364.

Der Droste (Truchsess) war der bedeutendste A.er Hof- bzw. Verwaltungsbeamte. Mit dem Urk.nzeugen Heremannus dapifer Gf. Gottfrieds II. von A. erscheint das Amt erstmalig 1210. Der Droste ist urkundlich am besten und häufigsten faßbar (als dapifer; teilw. auch officialis/ officiatus). Er taucht bes. oft bei gfl. Besitzstandsänderungen (Belehnung, Schenkung, Kauf, Verkauf, Teilung, Tausch) und bei Stadtrechtsverleihungen auf. Die gfl. Drosten werden meist unter den Rittern aufgezählt, oft führen sie die Reihe weltlicher Zeugen an. Letztmalig nachzuweisen ist das Amt bisher in einer Urk. Gf. Gottfrieds IV. von A. vom 22. Nov. 1368 wo [Arnold] Hake unse Drüsethe gen. wird. Mit Übernahme der Verwaltung der Gft. durch Kurköln wird dann der »Amtmann und/oder Drost zu A.« gen., der als oberster Beamter des Kölner Ebf.s in der Gft. erscheint.

Seit dem letzten Viertel des 13. Jh.s lassen sich gfl. Beamte (officiati) in Eversberg und in Hachen nachweisen. Auch für Balve ist ein officiatus/Amtmann seit dem Ende des 13. Jh.s (letztmalig 1341) wahrscheinlich.

Die Verkaufsurk. von 1368 bezeugt auch das Vorhandensein eines Archivs, denn ausdrücklich werden alle »Akten, Urkunden, Briefe, Karten, Instrumente, Privilegien, Register und Schriftstücke«, die sich auf die Gft. beziehen mitübergeben.

Wie späterhin auch der Hof des Kölner Kfs.en und Ebf.s der Stadt → A. Nahrung gab und die Existenz residenzspezifischer Berufe ermöglichte, so kann man dies auch für die Gf.enzeit vermuten. Nähere Kenntnisse besitzen wir nicht. Wg. der Eisenvorkommen muß das Waffenschmiedehandwerk ausgeprägt gewesen sein. Die Schmiedezunft soll für die Verteidigung des Limpsturmes, eines Stadtturmes zuständig gewesen sein.

Sowohl in → A. wie auch in Eversberg wurden gfl. Münzen geprägt. Erstmals tauchen in → A. von Gf. Gottfried II. geprägte Münzen um oder kurz vor 1200 auf. Einige Münzmeister lassen sich in → A. nachweisen (Helwordus 1247-61: Konrad, Kanoniker in Wedinghausen 1271; Dietrich 1272-79). Obwohl Gf. Gottfried IV. sich von Ks. Ludwig 1338 mit dem Recht der Münzprägung belehnen ließ, können ihm bisher keine Prägungen zugewiesen werden.

Auf einen ungewöhnlichen Berufszweig stößt man im 13. Jh. bei der urkl. Nennung eines Winzers in A. Ob der gfl. Hof Abnehmer war, bleibt fraglich. Es handelt sich um den A.er Bürger und Bürgermeister Conrad Vinitor, der zwischen 1272 und 1284 nachweisbar ist. Am sonnenexponierten Westabhang unter der Gf.enburg deutet heute noch der Flurname »Weinberg« auf ehem. Weinbau hin.

An gfl. Bediensteten und Beamten werden neben den schon erwähnten Hofämtern noch Schreiber und Notare, Kapläne, Beichtväter, Jäger, Köche, Erzieher und Ammen in den Quellen gen. Gfl. Notare (notarius, scriver) lassen sich seit dem Jahr 1217 bis in das Jahr des Verkaufs der Gft. 1368 nachweisen. Namentlich sind bisher zehn Notare zu identifizieren. Mind. zwei von ihnen verbanden das Notariat mit dem Amt des Kaplans der A.er Burgkapelle. Gfl. Kapläne tauchen aber auch unabh. vom Notarsamt seit 1242 bis zum Jahre 1368 auf.

Für Gf. Gottfried IV. läßt sich ein Beichtvater, der Franziskaner Johannes von Sterrenbergh aus dem Minoritenkonvent in Soest nachweisen.

Obwohl der Lürwald oder A.er Wald ein Hauptelement der Gft. A. war, erscheinen gfl. Jäger erst im 14. Jh. Ein einziges Mal wird mit Arnoldus cocus noster 1307 ein gfl. Koch erwähnt wie auch 1304 eine gfl. Amme: Heynemanno de Hagne, filio nutricis comitis de A.

In der ersten H. des 14. Jh.s findet sich ein Erzieher am A.er Gf.enhof: der Kleriker Heinrich gen. Kerl von Remblinghausen (gest. 1371), der sich vornehmlich als gfl. Notar von 1338 bis 1343 nachweisen läßt. Im Jahre 1342 werden in einer Urk. neben den Junggf.en Johann von → Oldenburg (gest. 1356) und Konrad von → Rietberg (gest. 1365) auch der Notar Heinrich gen. Johann war ein Neffe, Konrad ein Vetter Gf. Gottfrieds IV. Schon damals war wohl absehbar, daß die Ehe des letzten A.er Gf.en kinderlos bleiben würde und die beiden verwandten Gf.en – die als Erben in Frage kamen – scheinen als Edelknappen am Gf.enhof von Heinrich Kerl erzogen worden zu sein. Über zehn Jahre später begegnet Heinrich Kerl als Erzieher bzw. »Lehrer und Gefährte« der märkischen Gf.ensöhne Adolf, Dietrich und Eberhard.

Neben dem sicherlich außergewöhnlich befähigten Heinrich Kerl lassen sich aus der Gft. A. noch andere bedeutende Persönlichkeiten finden. So muß das Kl. Wedinghausen schon kurz nach seiner Stiftung 1170/73 ein außerordentlich angesehenes Skriptorium unterhalten haben. Zwei Schreiber sind namentlich bekannt: der Engländer Richard von A. (gest. um 1190), von dem Cäsarius von Heisterbach in seinen Wundergeschichten berichtet und der spätere Rumbecker Propst Ludowicus scriptor (urk. 1210/36), der ein Meister der Schreibkunst gewesen ist und wohl auch der Verfasser der Heime-Erzählung aus der Thidrekssaga. Wedinghausen muß sich sehr schnell zum geistlichen Zentrum der Gft. entwickelt haben. Auch im Stift Meschede lebte am A. des 14. Jh.s mit dem Scholaster Franco ein hochgelehrter Kanoniker, der über gute Verbindungen zur Kurie in Avignon verfügt haben muß.